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# taz.de -- Kritik an Sawsan Chebli: Bengel, wer sich nicht entschuldigt
> Ein „Welt“-Autor bezeichnet die SPD-Politikerin Sawsan Chebli als „Gör…
> Die Zeitung selbst entschuldigt sich, er bleibt dabei.
Bild: Ist an Kontroversen in den sozialen Netzwerken gewöhnt: SPD-Politikerin …
„Sorry seems to be the hardest word“, singt Elton John 1976 und beschreibt
damit treffend ein Dilemma, in dem sich „Welt“-Redakteur Alan Posener wohl
gerade befindet. Dieser fordert seinerseits eine Entschuldigung von
SPD-Politikerin Sawsan Chebli. Dabei scheint, um Entschuldigung bitten,
auch nicht zu seinen Stärken zu zählen.
[1][In einem Kommentar] kritisierte Posener Äußerungen der Berliner
Staatssekretärin zum Gedenken an den Mauerfall. [2][Chebli hatte auf
Twitter gefordert], anlässlich der Erinnerung an die Opfer der
innerdeutschen Grenze nicht die Opfer der heutigen Grenzpolitik zu
vergessen. Damit relativiere sie die Unmenschlichkeit des Kommunismus,
findet Posener.
Chebli sei eine Reizfigur, schreibt Posener zu Beginn seines Kommentars.
Und wer sich an [3][Rolex-Gate] erinnert, kann nicht abstreiten, dass das
Tun und Lassen der SPD-Politikerin dazu taugt, die Gemüter zu erhitzen.
Damals war ein Bild Cheblis mit einer Luxus-Uhr am Handgelenk aufgetaucht.
Sofort entbrannte eine heftige Diskussion über die Glaubwürdigkeit der SPD,
vor allem aber über Chebli selbst. Die entgleiste so sehr, dass Chebli
schließlich ihren Facebook-Account deaktivierte.
Leider konnte Posener es jedoch nicht bei Reizfigur belassen. Ehe er zu
seiner inhaltlichen Kritik kommt, beschreibt er Chebli noch als „Göre mit
arabischen Wurzeln“. Nachdem [4][Chebli auf Twitter auf die unangemessen
Bezeichnung aufmerksam machte], änderte die Welt die betreffende Stelle
tatsächlich: Aus der Göre wurde eine Sozialdemokratin. In einem Hinweis
unter dem Artikel wird auf die Änderung hingewiesen. Und um Entschuldigung
gebeten. Ein Schritt, den der Verfasser Posener bis jetzt nicht bereit ist
zu gehen.
## „Oft abwertend“
Angriff ist ja bekanntlich die beste Verteidigung und so [5][verweist
Posener auf einen taz-Artikel], in dem das G-Wort verwendet wird: Es
handelt sich um ein [6][Porträt der Kunstfigur Jilet Ayse]. Ob Posener den
Unterschied zu einer 41-jährigen Politikerin tatsächlich nicht versteht,
wir wissen es nicht.
Statt zuzugeben, dass es daneben ist, die Berliner Staatssekretärin als
Göre zu bezeichnen, verstrickt sich Posener in Widersprüchen: So habe er
Chebli als „Berliner Göre“ bezeichnet, um Rassisten zu ärgern. Schließli…
zeichne sich eine Berliner Göre, wenn es nach den Rassisten ginge, durch
einen „Arierpass“ aus. Tatsächlich stand im Text nur „Göre mit arabisch…
Wurzeln“ und nicht „Berliner Göre“, aber sei es drum.
Poseners Behauptung, ihm sei ein antirassistischer Coup gelungen, indem er
eine Politikerin mit palästinensischen Wurzeln als Göre bezeichnete,
offenbart vor allem seine eigene chauvinistische Haltung. „Wenn Sie die
Ehrenbezeichnung ablehnen, verdienen Sie sie nicht“, [7][schreibt er in
seinem Tweet].
Laut Wikipedia handele es sich bei einer Göre um eine „aufgeweckte, kesse
und abgebrühte junge Frau“, [8][gibt ein anderer Twitter-Nutzer zu
bedenken]. „Wirklich traurig, dass Sawsan Chebli diese Grundkenntnisse
Berliner Kultur nicht hat. Als Staatssekretärin in Berlin sollte eine
gewisse Verbundenheit mit der Stadt und ihrer Volkskultur Voraussetzung
sein“, [9][schreibt Posener auf Twitter].
Einerseits wollte der „Welt“-Redakteur Rassisten eins auswischen, in dem er
Chebli als Göre bezeichnet. Andererseits zeigt er sich empört, dass Chebli
wohl die Kenntnisse der Volkskultur abgehen, sonst müsste sie sich
schließlich geehrt fühlen. Ein Blick in den Duden würde nicht schaden: Dort
steht bei „Göre“ unter Gebrauch „oft abwertend“.
26 Aug 2019
## LINKS
[1] https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus198964825/Mauer-Tweet-Sawsan-Che…
[2] https://twitter.com/SawsanChebli/status/1161278434808610816
[3] /Diskussion-um-Sawsan-Chebli-und-die-Uhr/!5543347
[4] https://twitter.com/SawsanChebli/status/1164530639133192192
[5] https://twitter.com/APosener/status/1165569583564169217
[6] /Portraet-einer-besonderen-Berliner-Goere/!5098932
[7] https://twitter.com/APosener/status/1165543186904862720
[8] https://twitter.com/_fl01/status/1164643987166289921
[9] https://twitter.com/APosener/status/1165554043512664064
## AUTOREN
Helena Werhahn
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Sawsan Chebli
Feminismus
Einwanderungsland
Ursula von der Leyen
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