# taz.de -- Ende von Deliveroo: Lieferdienst weg, Lieferdaten nicht | |
> Deliveroo macht in Deutschland dicht. Das heißt aber nicht, dass alle | |
> persönlichen Angaben zu den Kunden des Unternehmens gelöscht werden. | |
Bild: Aus und vorbei: Deliveroo-Fahrer:innen wird man auf deutschen Straßen ba… | |
Wer hat was wann wo bestellt, über welches Smartphone-Betriebssystem, und | |
wie sieht es aus mit Lebensmittelallergien? Es sind zahlreiche persönliche | |
Daten, die der Lieferdienst Deliveroo von seinen Kund:innen speichert. | |
Doch was passiert mit diesen Daten, wenn das Unternehmen seinen Dienst in | |
Deutschland einstellt? | |
[1][Deliveroo hatte Anfang der Woche angekündigt, sich zum Freitag aus | |
Deutschland zurückzuziehen], gut vier Jahre nach dem Start. Man wolle sich | |
auf Märkte in anderen Ländern konzentrieren, so die Begründung. | |
Restguthaben sollen die Kunden erstattet bekommen. | |
Doch mit den persönlichen Daten von allen, die sich Pizza, Sushi oder | |
Quesadillas haben liefern lassen, ist es nicht ganz so einfach. „Wenn die | |
Daten nicht mehr für das operative Geschäft benötigt werden, sind sie zu | |
löschen“, sagt Dalia Kues, Sprecherin der Berliner Datenschutzbeauftragten. | |
Die Berliner Behörde ist die zuständige Datenschutzaufsicht, denn das | |
britische Unternehmen Deliveroo hat seinen Deutschland-Sitz in Berlin. Eine | |
Ausnahme für die Löschpflichten nennt Kues: Wenn Daten aufbewahrt werden | |
müssen, etwa für das Finanzamt. Für diese Angaben müsse das Unternehmen | |
dann aber eine Sperre einrichten, sodass sie in Zukunft nicht | |
beispielsweise für Marketingzwecke verwendet werden dürfen. | |
## Was weg ist, ist weg | |
Die Datenschutzbeauftragte ist an dem Fall bereits dran: Sie will sich erst | |
einmal darlegen lassen, wie das Unternehmen mit den gespeicherten Daten | |
verfahren will. | |
Als Beispiel für aufbewahrungspflichtige Daten nennt Anne-Christine Herr, | |
Anwältin bei der auf Verbraucher- und IT-Recht spezialisierten Kanzlei | |
Wilde Beuger Solmecke, Rechnungsdaten und die Historie der Bestellungen. | |
Andere Daten wie etwa die IP-Adresse, die bei der Bestellung verwendet | |
wurde, müsste das Unternehmen dagegen löschen. Herr rät ehemaligen Kunden | |
dazu, erteilte Einwilligungen zu widerrufen. Das würde beispielsweise den | |
Punkt Lebensmittelallergien betreffen, die das Unternehmen nur auf | |
freiwilliger Basis erhebt. Wer erteilte Einwilligungen widerruft, sorgt | |
dafür, dass entsprechende Daten gelöscht werden müssen. Das ist relevant, | |
falls das Unternehmen die Ansicht vertritt, dass das Einstellen des | |
Dienstes noch nicht zum Erlöschen der Einwilligung führt. | |
In seinen Datenschutzbedingungen räumt sich Deliveroo auch das Recht ein, | |
Daten weiterzugeben. An Restaurants und [2][Kurier:innen] für die | |
Abwicklung der Bestellungen etwa, aber auch an „Marketing- und | |
Werbepartner“. | |
Wer das ist, spezifiziert die Firma nicht, doch hier gilt: Was weg ist, ist | |
weg. Wenn die Angaben also einmal weitergegeben wurden, ist das nicht mehr | |
rückgängig zu machen. | |
## Auskunft per Antrag | |
Deliveroo teilte lediglich mit, dass alle Daten „gemäß der gesetzlichen | |
Bestimmungen verarbeitet“ würden. Fragen dazu, welche Daten im Einzelnen | |
wie lange aufbewahrt oder eben gelöscht werden sollen, beantwortete das | |
Unternehmen nicht. | |
Kund:innen, die genau wissen wollen, welche persönlichen Daten Deliveroo | |
auch nach dem Einstellen der Tätigkeit in Deutschland hat, haben aber eine | |
Möglichkeit, da ranzukommen: Sie können ein Auskunftsersuchen stellen. | |
Nach Artikel 15 der Datenschutz-Grundverordnung sind Unternehmen dann dazu | |
verpflichtet, mitzuteilen, welche Daten gespeichert sind. | |
15 Aug 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Aus-fuer-Essensdienst-in-Deutschland/!5614864 | |
[2] /Deliveroo-Fahrer-planen-Lieferkollektiv/!5614829 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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