# taz.de -- Brexit-Drama geht weiter: Auftakt zum heißen Herbst | |
> Jeremy Corbyn will Premier Boris Johnson per Vertrauensfrage stürzen. | |
> Funktionieren wird das nicht, denn die Konservativen sitzen am längeren | |
> Hebel. | |
Bild: Spuckt mal wieder große Töne aus dem Off: Der Labour-Vorsitzende Jeremy… | |
Das Gezerre um den [1][Brexit] in Großbritannien nimmt groteske Formen an. | |
[2][Jeremy Corbyn will im Parlament die Vertrauensfrage stellen] – obwohl | |
die wahrscheinlichste Folge eine Auflösung des Parlaments und vorgezogene | |
Neuwahlen wären, ein Königsweg für den auftrumpfenden Boris Johnson. | |
Liberale EU-Freunde werden zur Wahl zwischen einer Corbyn-Regierung und | |
einem No-Deal-Brexit gezwungen, aus ihrer Sicht eine Wahl zwischen | |
[3][antisemitischer Pest] und nationalistischer Cholera. | |
Der einfachste Weg für jede Partei in dieser Situation besteht darin, das | |
jeweils eigene hohe Ross zu besteigen und sich selbst zum einzigen Hüter | |
demokratischer Werte gegen einen Ansturm von Barbaren auszurufen. Es dürfte | |
ein heißer politischer Herbst werden in Großbritannien. | |
Am Ende, das wissen alle, sitzt die konservative Regierung am längeren | |
Hebel. Wenn der Wechsel von Theresa May auf Boris Johnson eines bewirkt | |
hat, dann eine Umkehrung der politischen Befindlichkeiten. Unter May waren | |
die Konservativen zerstritten und die Brexiteers machtlos, die EU-Freunde | |
konnten die Agenda bestimmen. Unter Johnson ist es umgekehrt: Eine | |
konservative Brexiteer-Regierung tritt geeint und zielstrebig auf, [4][die | |
Gegenseite zerfleischt sich] und weiß weder, was sie will, noch wie sie es | |
erreichen könnte. Und entgegen den Erwartungen agiert der Apparat des | |
Premierministers unter Johnson viel straffer und effektiver als je unter | |
May. | |
Das alles heißt: Man muss sich allmählich an einen No-Deal-Brexit am 31. | |
Oktober gewöhnen – und statt den Weltuntergang an die Wand zu malen, | |
sollten alle Seiten praktische Vorkehrungen treffen, damit es möglichst | |
wenig Probleme gibt. | |
Das gilt auch für die EU. Wobei diese auch noch eine andere Option hätte: | |
Sie könnte Boris Johnson ein so verlockendes neues Angebot machen, dass er | |
gar nicht umhinkommt, es seiner Regierung und seinem Parlament zur Annahme | |
zu empfehlen. Das würde ihn in größere Nöte stürzen als jedes | |
Corbyn-Manöver. | |
15 Aug 2019 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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