Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neophyten in Europa: Palmen über Österreich
> In Österreich wurden wilde Exemplare der Chinesischen Hanfpalme
> gesichtet. Die Funde zeigen, dass invasive Arten vom Klimawandel
> profitieren.
Bild: Urlaub unter Palmen bald auch in Deutschland
Berlin taz | Ein paar Tonnen Sand aufschütten, Liegestühle darauf verteilen
und – ganz wichtig – Topfpalmen drumherum: Fertig ist der [1][Stadtstrand].
Für Stadtbewohnende ein beliebter Treffpunkt in den Sommermonaten, um sich
für ein paar Stunden wie im Urlaub zu fühlen. Befördert durch den
Klimawandel könnte in Zukunft aber auch schon ein Waldbesuch für südliches
Flair sorgen – wenn dort plötzlich immer mehr Palmen wachsen.
Genauer gesagt Exemplare der Chinesischen Hanfpalme. Diese in Europa nicht
heimische Palmenart breitet sich hier immer weiter aus. Sie profitiert vom
wärmeren Klima und vor allem von milden Wintern. Dazu ist sie gegen Frost
gewappnet und überlebt auch kalte Nächte mit Temperaturen bis minus 15
Grad.
Der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung ist, dass wilde Abkömmlinge in
Österreich gesichtet wurden – die sogar einen Winter überstanden haben.
Davon berichtet der Biologe Franz Essl von der Universität Wien in einem
[2][wissenschaftlichen Aufsatz], erschienen im Online-Fachmagazin
BioInvasions Records.
Essl spricht in dem Aufsatz von sechs aufgezeichneten Sichtungen der
Chinesischen Hanfpalme an verschiedenen Orten. Vier dieser Orte befinden
sich in Wien, zwei in kleineren Gemeinden. Alle Exemplare fielen in
öffentlichen Grünanlagen oder privaten Gärten auf. Die Herkunft dieser
wilden Abkömmlinge lässt sich leicht erklären. Die Chinesische Hanfpalme
ist schon länger beliebt als Zimmerpalme. Zum Teil wird sie auch in Gärten
verpflanzt.
Bald auch in Deutschland
Heimisch ist die Palme eigentlich in China, Indien und Thailand. Doch hat
sie sich schon vor längerem im gesamten Mittelmeerraum angesiedelt. Von
dort breitet sie sich langsam in den Norden aus. Im südschweizerischen
Kanton Tessin ist sie bereits häufig in Wäldern anzutreffen und auch in
anderen Teilen der Schweiz auf dem Vormarsch.
Für den Biologen Mark von Kleunen von der Universität Konstanz ist die
wilde Ausbreitung der Chinesischen Hanfpalme keine Überraschung. „Viele
Leuten finden es schön, so eine Palme im Garten zu haben, und von da aus
kann sie sich dann leicht in die wilde Natur verbreiten“, sagt von Kleunen.
Genau so sei es auch in Tessin passiert.
Essl und von Kleunen stimmen überein, dass es nur eine Frage der Zeit ist,
bis sich die Palme auch in Deutschland ansiedelt. Zwar gebe es noch keine
registrierten Fälle von wilden Palmen, die überwintert haben. Aber
Setzlinge seien in Süddeutschland bereits gesichtet worden, so Mark von
Kleunen. Besonders milde Regionen wie um den Rhein oder um die Stadt Mainz
böten gute Bedingungen für das Gewächs, sagt Essl.
Wenn sich die Palme in Deutschland ansiedeln würde, hätte das Folgen für
die heimischen Arten. Im schweizerischen Kanton Tessin lässt sich das
bereits beobachten. Dort überwuchern die Palmen das Unterholz der Wälder
und verdrängen Pflanzen, die es hier immer schon gibt. Ein anderes Problem
ist, dass invasiven Arten in neuen Ökosystemen der Austausch mit anderen
Arten und Spezies fehlten, sagt Essl. Sie blieben so oft isoliert und
beeinträchtigten das gesamte Ökosystem.
„Palmen wecken in den Menschen positive Emotionen, sie denken an Urlaub und
den Süden“, sagt Biologe Essl. „Aber die Verbreitung ist ein Alarmsignal.�…
Der Vormarsch der Chinesischen Hanfpalme zeige, wie stark der Klimawandel
Einfluss auf die heimische Umwelt habe. Einheimische Arten wie die Fichte
würden unter der Trockenheit leiden, während invasive Arten wie die
Chinesische Hanfpalme profitieren – und sich vermehren.
5 Aug 2019
## LINKS
[1] /!712579/
[2] https://www.reabic.net/journals/bir/2019/Accepted/BIR_2019_Essl_correctedpr…
## AUTOREN
Niklas Münch
## TAGS
invasive Arten
Österreich
Biologie
invasive Arten
Schwerpunkt Flucht
invasive Arten
## ARTIKEL ZUM THEMA
Amerikanischer Sumpfkrebs in Berlin: Invasoren einfach aufessen
Ausgesetzte nichtheimische Wildtiere bedrohen das ökologische
Gleichgewicht. Eine Art soll jetzt die Berliner Gastronomie bereichern.
Xenophobe Äußerungen über Pflanzen: Endgegner Neophyten
In der Schweiz machen sich auf Wiesen und Feldern unerwünschte Einwanderer
breit. Beim Jäten helfen sollen ausgerechnet Geflüchtete.
Sommerserie Großstadtrevier (2): „Es gibt kein Gleichgewicht“
Ob Gottesanbeterin, Feige oder Zymbelkraut: Tiere und Pflanzen wandern
schon immer nach Berlin ein. Biologe Ingo Kowarik rät im Interview zu
Gelassenheit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.