# taz.de -- Schweres Bootsunglück im Mittelmeer: 115 Geflüchtete vermisst | |
> 250 Menschen fliehen über das Mittelmeer – fast die Hälfte wird nach | |
> einem schweren Unglück vermisst. Derzeit sind keine privaten | |
> Rettungsschiffe im Mittelmeer unterwegs. | |
Bild: Geflüchtete auf einem Boot an der libyschen Küste im Jahr 2018 | |
TRIPOLIS dpa | Nach einem schweren Bootsunglück vor der Küste Libyens | |
werden 115 Menschen vermisst. Das sagte ein Sprecher der libysche | |
Küstenwache am Donnerstag und nährte damit Befürchtungen über den Tod | |
Dutzender Menschen auf ihrer Fahrt über das Mittelmeer. Zuvor hatte das | |
UN-Flüchtlingshilfswerk mitgeteilt, dass bei dem Unglück womöglich mehr als | |
100 Menschen ums Leben gekommen seien. Es wäre das schwerste Bootsunglück | |
im Mittelmeer des laufenden Jahres. | |
Insgesamt seien 250 Menschen an Bord des Holzboots gewesen, sagte | |
Marinesprecher Ajub Kassim der Deutschen Presse-Agentur. Die Küstenwache | |
habe zusammen mit einigen Fischern 134 Menschen aus verschiedenen | |
afrikanischen und arabischen Ländern gerettet. Zudem sei eine Leiche aus | |
dem Wasser geborgen worden. Nach UN-Angaben startete das Boot die Überfahrt | |
vom Küstenort Al-Chums. | |
Der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks, Filippo Grandi, sprach auf Twitter | |
von der „schwersten Tragödie im Mittelmeer“ des laufenden Jahres. Er | |
forderte, die Seenotrettung dort wieder aufzunehmen, die Internierung von | |
Flüchtlingen und Migranten in Libyen zu beenden und mehr sichere Routen aus | |
dem Land zu ermöglichen. „Sonst ist es für viele weitere verzweifelte | |
Menschen zu spät“, schrieb Grandi. | |
Derzeit sind keine privaten Rettungsschiffe im Mittelmeer unterwegs. Die | |
deutsche Organisation Sea-Eye kündigte allerdings am Donnerstag an, mit der | |
„Alan Kurdi“ in Richtung der Rettungszone vor der libyschen Küste | |
aufzubrechen. Dort werde sie voraussichtlich Dienstag eintreffen, erklärte | |
die Regensburger Organisation. Innerhalb der Europäischen Union läuft ein | |
Streit darüber, wie Geflüchtete verteilt werden sollen, die im Mittelmeer | |
gerettet werden. | |
Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten für Menschen, die | |
nach Europa kommen wollen. Beim Versuch, es zu überqueren, kamen dieses | |
Jahr nach IOM-Angaben bereits mehr als 680 Menschen ums Leben. Mehr als | |
3.700 seien aufgegriffen und in Internierungslager in Libyen gebracht | |
worden. Der nordafrikanische Staat ist ein Transitland für Tausende von | |
Migranten. | |
25 Jul 2019 | |
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