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# taz.de -- Doppeldeutige Geste bei „Hart aber fair“: Nicht einfach okay
> Ein Zuschauer der ARD-Show zeigt eine Geste, die auch der
> Christchurch-Terrorist machte. Das sorgt für viel Wirbel. Am Ende war
> alles anders gemeint.
Bild: Kam nach der Show am Sonntagabend insgesamt eher so semi weg: Moderator F…
Berlin taz | Es ist eigentlich eine unverfängliche Geste: Daumen und
Zeigefinger bilden einen Kreis, der Mittel- und Ringfinger sowie der kleine
Finger sind gespreizt. In Deutschland und vielen englischsprachigen Ländern
drückt dieses Zeichen Einverständnis aus – doch spätestens seit der
rechtsextreme Christchurch-Attentäter die Geste bei Gericht machte, bekam
sie auch eine andere, gefährliche Bedeutung.
Gleich zwei Mal hat ein Zuschauer der ARD-Show „Hart aber fair“ das Zeichen
vor der Kamera gezeigt und damit eine Diskussion im Internet ausgelöst. Auf
taz-Anfrage teilte der für die Sendung verantwortliche WDR am Dienstag
jedoch mit, es handele sich um ein Missverständnis. Der Zuschauer habe
erklärt, dass ihm das Zeichen im Zusammenhang mit dem
Christchurch-Attentäter nicht bekannt gewesen sei.
Für viel Aufmerksamkeit bei Twitter hatte der Vorfall vor allem deshalb
gesorgt, weil die Talkgäste bei „Hart aber fair“ über [1][rechte Gewalt
diskutieren sollten.] Bereits im Vorfeld gab es Kritik an der Folge, weil
AfD-Politiker Uwe Junge in die Runde geladen worden war. Die anderen
Talkgästen konnten dann kaum mehr tun, als dem AfD-Mann zu erwidern. Junge
hatte [2][nach einer Auswertung des Nachrichtenportals watson.de] wohl auch
die längste Redezeit in der Sendung.
Dies dürfte dazu beigetragen haben, dass einige Twitternutzer besonders
aufmerksam die Sendung verfolgt und die doppeldeutige Geste im Publikum
bemerkt hatten. Etwa in den Minuten 21 und 50 sieht man dort einen jungen
Mann, der das Zeichen macht, das in den USA Rechtsextremisten zugeordnet
wird.
## Die Sprache der Handzeichen
Diese verbreiteten vielfach das Bild, dass die drei abgespreizten Finger
ein W darstellten und die zum Kreis geformten Daumen und Zeigefinger ein P
– und damit für White Power stünden.
„Die werden immer dreister. Bei #HartAberFair machte ein Zuschauer, der
zufällig vor d Kamera kam, mit seinen Fingern dezent, aber gut sichtbar
dasselbe Zeichen, das #WhiteSupremacy-Rassisten heute weltweit als
Erkennungszeichen dient“, schrieb der Twitter-Nutzer Robert Wagner in einem
Beitrag, der mehr als tausend Mal geteilt wurde.
Während einige Nutzer*innen sich über Wagner lustig machten und ihm
vorwarfen, er würde übertreiben, teilten andere seine Sorge. „Symbole haben
die Bedeutung die man ihnen gibt und wenn Rechtsradikale einem Symbol eine
bestimmte Bedeutung geben und das Symbol auch so benutzen, dann hat das
Symbol die Bedeutung“, schrieb etwa der Nutzer Karl Peter.
Seit einiger Zeit bemühten sich rechte Internettrolle, den Eindruck zu
erwecken, die OK-Handgeste sei ein Zeichen von der
White-Supremacy-Bewegung, erklärt Ingrid Brodnig. [3][Die österreichische
Journalistin] recherchiert schon seit mehreren Jahren zu Hass im Netz. Das
Ganze habe als vermeintlicher Witz begonnen, um den Eindruck zu erwecken,
das OK-Zeichen sei ein geheimes rechtes Symbol.
## Aber wer bekommt jetzt eine Nackenschelle?
Brodnig sagt, das Schwierige an dieser Geste sei, dass sie wohl in 99,9999
Prozent der Fälle komplett normal und harmlos eingesetzt werde, aber
vereinzelt auch eine gezielte Trollerei Rechter sein könne.
Harmlos scheint es sich auch in diesem Fall darzustellen: Der junge Mann
sei entsetzt darüber gewesen, in Zusammenhang mit dem
Christchurch-Attentäter gebracht zu werden, sagte eine WDR-Sprecherin. Man
habe ihn nach der Sendung wieder ausfindig machen können.
Demnach habe der junge Mann mit einem Freund ein Spiel gespielt: „Wenn
jemand dieses Zeichen macht und ein anderer schaut hinein, bekommt dieser
eine Nackenschelle.“ So habe er das Zeichen gemacht, als die Kamera auf ihn
gezeigt habe, sagte er nach Angaben der WDR-Sprecherin.
3 Jul 2019
## LINKS
[1] /Rechter-Hass-bei-Hart-aber-fair/!5609153
[2] https://www.watson.de/deutschland/analyse/638665338-hart-aber-fair-afd-mann…
[3] /Medienjournalistin-ueber-Trolle-im-Netz/!5038998
## AUTOREN
Cem-Odos Güler
## TAGS
Hart aber fair
Rechtsextremismus
Frank Plasberg
So nicht
Schwerpunkt Rechter Terror
Schwerpunkt AfD
Fortnite
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