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# taz.de -- Rollstuhlfahrende auf dem Schlagermove: Ein Stück vom Spaß
> Dieses Jahr fährt ein Wagen für Rollstuhlfahrende beim Schlagermove mit.
> Ein wichtiges Zeichen, findet Dirk Rosenkranz von der
> Muskelschwund-Hilfe.
Bild: Schlagermove: Aus der Menschenmenge heraus ist im Sitzen nicht viel zu se…
Hamburg taz | Erstmals wird ein Truck für Rollstuhlfahrende beim Hamburger
Schlagermove mitfahren. Die seit vielen Jahren umstrittene Party-Parade in
Sankt Pauli findet dieses Wochenende statt und will sich für Inklusion
stark machen. [1][2018 geriet das „Festival der Liebe“ in die Kritik und es
wurde über eine Verlegung diskutiert. Hauptsächlich Anwohner und
Anwohnerinnen fordern das Aus des Straßenfestes.]
Der Initiator des Inklusionsprojekts, Peter Sebastian, ist selbst
Schlagersänger und Produzent – und ein langjähriger Entertainer des
Schlagermoves. Er sei öfters mit Teilnehmenden im Rollstuhl ins Gespräch
gekommen, die sich über eine erschwerte Teilnahme beklagten. So kam die
Idee letztes Jahr zustande.
Der Umzug war eigentlich bereits ausgebucht und alle Startnummern vergeben.
Nur eine begrenzte Anzahl von Wagen darf jedes Jahr teilnehmen. Frank
Klingner, Organisator des Schlagermoves, war jedoch angetan von Sebastians
Idee und verwirklichte sie. Dem Inklusions-Truck, wie er von den
Organisatoren genannt wird, wurde die Wagennummer 23a verliehen.
Die größte Hürde war die Prüfung beim TÜV, denn die LKW unterliegen
strikten Sicherheitsbestimmungen. „Wir mussten den Wagen um einiges
umbauen. Um für Rollstuhlfahrende zugänglich zu sein, mussten wir eine
Rampe und tiefere Absperrgitter einbauen, damit sie vom Wagen auch etwas
vom Zug sehen können“, sagt Sebastian.
Dirk Rosenkranz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Muskelschwund-Hilfe,
koordiniert das Projekt. Er ist selbst betroffen und nimmt zum ersten Mal
am Schlagermove teil – zusammen mit den anderen sieben Rollstuhlfahrenden
und ihren Angehörigen. „Das lasse ich mir nicht entgehen“, freut er sich.
Ohne solch einen Wagen mache die Teilhabe für eingeschränkte Menschen
einfach keinen Spaß. „Man sitzt auf Hinternhöhe und sieht nicht viel“, sa…
Rosenkranz.
Die Nachfrage sei enorm gewesen und die Plätze in kürzester Zeit vergeben.
Interessenten mussten sich mit einem kurzen Motivationsschreiben bewerben.
Zuletzt entschied ein Arbeitskreis der Muskelschwund-Hilfe über die
Zulassung. An Bord steht den Mitfahrenden sogar eine Toilette zur
Verfügung. Eine Betreuung gibt es auch.
„Das ist gelebte Inklusion“, findet Rosenkranz. „Das ist Spaß mittendrin,
ganz normal und auf Augenhöhe.“ Mit dem Truck für Rollstuhlfahrende setze
der Schlagermove ein wichtiges Zeichen für Inklusion. Das sei in
Deutschland längst noch keine Selbstverständlichkeit.
Dabei hat Deutschland 2007 die UN-Behindertenrechts-Konvention ratifiziert.
Vor zehn Jahren trat das entsprechende Gesetz in Kraft. Trotzdem sei die
Konvention nicht ausreichend in die Praxis umgesetzt worden, sagt
Rosenkranz.
Die Inklusion beim Schlagermove wird durch Spendengelder finanziert.
Sebastian veranstaltete eine Freundschaftsbändchen-Aktion, um Menschen auf
die Initiative aufmerksam zu machen. Das übrig bleibende Geld wird
zugunsten unfallgeschädigter Kinder gespendet. Obwohl der bunte Umzug so
umstritten ist, steht er weiterhin unter der Schirmherrschaft der Behörde
für Inneres und Sport, die die inklusive Initiative ebenfalls unterstützt.
Sebastian und Rosenkranz hoffen, dass ihr Projekt der Auftakt ist für mehr
Rollstuhlfahrenden-Plätze auf dem Schlagermove. „Unser Truck soll ein
Vorbild sein“, sagt Rosenkranz.
12 Jul 2019
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## AUTOREN
Julika Kott
## TAGS
Schlagermove
Hamburg
Inklusion
UN-Behindertenrechtskonvention
Menschen mit Behinderung
Leben mit Behinderung
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