# taz.de -- Kolumne B-Note: Deutschland schläft | |
> Das Aus der deutschen Elf im Viertelfinale gegen Schweden steht für die | |
> Stagnation im deutschen Frauenfußball. Wann reagiert der DFB? | |
Bild: Fahrige Abwehr, ideenloses Kombinationsspiel. Deutschland verliert gegen … | |
Ach, diese Deutschen würden in hundert Jahren kein Tor mehr schießen gegen | |
Schweden. Das war recht schnell klar nach dem entscheidenden 1:2. Und so | |
war das behäbige, ideenlose deutsche Aus im Viertelfinale die logische | |
Fortsetzung eines Turniers, das immer nach dem gleichen Motto lief: Im | |
nächsten Spiel wird es besser. Oder im nächsten. Und ganz sicher mit | |
Marozsan. Nur wirklich besser wurde es nie, nicht ohne, nicht mit Marozsan. | |
Die Deutschen waren von Beginn an schwach, enttäuschten eigentlich überall | |
außer im Tor. | |
Die fahrige Abwehr ließ sich schon [1][gegen Nigeria] überlaufen. Im | |
Viertelfinale gegen Schweden ließ Martina Voss-Tecklenburg wieder alte | |
Jones-Marotten aufkommen: bedingungslos nach vorn rennen bei minimaler | |
Absicherung, das ging zu Recht schief. Das Kombinationsspiel lief selbst in | |
den guten Minuten gegen Schweden mühsam und fehlerhaft, es gab keine | |
Taktgeberin und später kein Aufbäumen. Vorne blieb das Gefühl, ein | |
deutscher Treffer kann per Gesetz nur durch Kopfball fallen. Die WM war ein | |
eindrückliches Abbild der Stagnation im deutschen Frauenfußball. | |
Wann reagiert der DFB? Viel zu lange schon werden dort zentrale | |
Entwicklungen ignoriert, wird reflexhaft darauf verwiesen, dass der | |
Aufschwung in anderen Ländern nur punktuell sei und vielleicht nicht | |
nachhaltig. Deutschland schläft. Die Liga bekommt keine großen Talente | |
mehr. In den Stadien, inmitten der angereisten Amerikaner, Niederländer, | |
Italiener, fehlten die deutsche Fans auffällig. Vor dem TV schauten zwar in | |
der Spitze sechs Millionen zu, aber das war schon bei der letzten EM so, | |
und bei der WM in Kanada waren es mehr. | |
Da wurde etwas als Erfolg gefeiert, was bestenfalls Stillstand war und sich | |
erfahrungsgemäß eh nicht auf den Liga-Alltag überträgt. Es ist ein | |
Glücksfall, dass das Team sich nun nicht mehr vorwärts schleppen muss, dass | |
ihm gegen Schweden der Spiegel vorgehalten wurde. Schon das Aus gegen | |
Dänemark im EM-Viertelfinale war kein Ausrutscher, sondern ein Warnsignal. | |
## Frauenfußball aus der Portokasse | |
Die Nummer zwei der Bundesliga, Borussia Dortmund, hat bis heute kein | |
Frauenteam. Ebenso wenig Schalke oder Hertha. Viele andere lassen | |
Frauenfußball aus der Portokasse laufen. Dass fünf Spielerinnen der | |
viertplatzierten SGS Essen im Kader standen, kann man als Kompliment für | |
deren Arbeit lesen oder als Problem: Alternativen waren offenbar nicht da. | |
Und bei aller Anerkennung für die junge Spielerinnengeneration – ein | |
Gesicht, ein neuer Star erwuchs diesem Turnier nicht. Charisma geht Lina | |
Magull oder Giulia Gwinn ab; es gibt kein Pendant zu Steph Houghton, Alex | |
Morgan oder Mapi León. | |
Der DFB braucht jetzt einen Plan mit konkreten Zielen für | |
Publikumszuspruch, TV-Präsenz, systematischere Nachwuchsarbeit und eine | |
Vollprofi-Liga. Spielerischer Neuaufbau, dafür dürfte man der | |
Bundestrainerin noch Zeit lassen, die WM allein sagt zu wenig, wenn auch | |
nicht viel Gutes. | |
Die Bundesliga muss auch ihre gestrige Bravheit ablegen. Warum als Klub | |
nicht mal die lokalen Ultras zum Spiel einladen? Warum so viel Angst vor | |
jungen feministischen Szenen? Warum auch beim Verband nicht ein bisschen | |
populistische PR, Jürgen Klinsmann als nächster Bundestrainer? Der ist zwar | |
keine Frau, könnte aber umso mehr Akzeptanz für Frauenfußball zeigen. Vor | |
allem braucht es eine Vision. Aber stimmt, der DFB hat derzeit nicht mal | |
einen Präsidenten. [2][Oder gar eine Präsidentin]. | |
30 Jun 2019 | |
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## AUTOREN | |
Alina Schwermer | |
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