| # taz.de -- Kommentar Prostituiertenschutzgesetz: Wider besseren Wissens | |
| > Das Gesetz zeigt nicht die erwünschten Wirkungen. Statt dessen bestätigt | |
| > eine Studie aus NRW die Vorbehalte die es vor der Einführung gab. | |
| Bild: Protest gegen die Sitgmatisierung von Sexarbeiter*innen | |
| Die Bundesregierung sollte auf Menschen hören, die betroffen sind oder sich | |
| zumindest auskennen. Das zeigt die erste [1][Evaluation des sogenannten | |
| Prostituiertenschutzgesetzes auf Landesebene in Nordrhein-Westfalen]. Die | |
| Befürchtungen von Sexarbeiterinnen und Fachberatungsstellen, dass das | |
| Gesetz keinesfalls besseren Schutz von Sexarbeiterinnen bedeutet, haben | |
| sich bewahrheitet. Die Auflagen sind für viele Sexarbeiterinnen bestenfalls | |
| realitätsfremd und haben schlimmstenfalls erschreckende Verschlechterungen | |
| für die Frauen zur Folge. | |
| Sollte stärkere Kontrolle der vielfältigen Szene das Ziel gewesen sein, wie | |
| vor Einführung des Gesetzes oft vermutet, zeigt sich leider, dass die | |
| Bundesregierung auch hier falsch lag: Die Szene wird nur diffuser und | |
| schwerer kontrollierbar. Die Bundesregierung schafft durch ein Gesetz, das | |
| entweder mit mangelndem Fachwissen oder wider besseren Wissens auf den Weg | |
| gebracht wurde und ganz offensichtlich nicht an der Realität orientiert | |
| ist, ein Dunkelfeld, das größer ist als bisher. Kriminalisierte Frauen | |
| werden für offizielle Stellen in Zukunft kaum noch zugänglich sein. | |
| Die gute Nachricht: Es gibt Ministerinnen wie Ina Scharrenbach (CDU), die | |
| eine offenbar an der Sache orientierte Politik macht. Die qualitative | |
| Studie, die ihr Ministerium förderte, taucht tief ein in die Szene und | |
| beschreibt detailreich und differenziert die Auswirkungen des Gesetzes – | |
| und das bei einem Thema, das die Union sonst restriktiv angeht und ohnehin | |
| nur mit spitzen Fingern anfasst. | |
| Scharrenbach macht, was die Bundesregierung verweigert: Sie bindet eine | |
| Fachstelle in die Evaluierung ein, die in der aufsuchenden Beratung aktiv | |
| ist und Forscherinnen Kontakt zu Prostituierten ermöglicht. Sie bezieht | |
| sich ohne Berührungsängste auf die Arbeit der vorherigen rot-grünen | |
| Landesregierung. Und sie kündigt an, die Ergebnisse der Studie zu nutzen, | |
| um Fehlentwicklungen entgegenzuwirken. Eine Evaluation der Bundesregierung | |
| steht 2022 an. Die Vorarbeit aus NRW sollte unbedingt ihr Vorbild sein. | |
| 22 May 2019 | |
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| [1] /Prostituiertenschutz-ohne-Wirkung/!5594171 | |
| ## AUTOREN | |
| Patricia Hecht | |
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