# taz.de -- Offener Brief nach rassistischer Werbung: Kritik an Hornbach reißt… | |
> Der Deutsche Werberat beanstandet einen Hornbach-Clip als rassistisch. | |
> Expert*innen fordern eine Entschuldigung. Auch eine Demo ist geplant. | |
Bild: Auch wenn Männer – wie im Hornbach-Video – ihre Hosen runterlassen, … | |
BERLIN taz | [1][Ein umstrittenes Hornbach-Werbevideo sorgt seit Mitte März | |
für Kritik]. Der Vorwurf: Der Film des Bau- und Gartenunternehmens sei | |
rassistisch und sexistisch. In dem [2][einminütigen Spot „So riecht das | |
Frühjahr“] schuften ältere, weiße Männer schwitzend im Garten. Anschließ… | |
wollen ihnen Wissenschaftler an die Wäsche. Alles, sogar die dreckigen | |
Unterhosen, wird vakuumiert und landet in einem Straßenautomaten einer | |
asiatisch anmutenden Metropole. Dort kauft sich schließlich eine junge, | |
asiatische Frau ein solches Paket, schnüffelt daran und verdreht ekstatisch | |
erregt die Augen. | |
Das migrationspolitische Online-Magazin Migazin [3][veröffentlicht nun | |
einen offenen Brief]. Darin kritisieren Betroffene, Expert*innen und | |
Fachverbände den Werbespot, stellen Fragen etwa zur Entstehung der Werbung | |
und fordern eine öffentliche Entschuldigung von Hornbach. Die | |
Unterzeichner*innen des Briefs, unter ihnen Journalist*innen, | |
Wissenschaftler*innen und Kulturschaffende, bemängeln vor allem die | |
[4][rassistische Sexualisierung asiatischer Frauen]. | |
In dem Brief heißt es: Die Darstellung der asiatischen Frau in dem Clip | |
fördere „anti-asiatischen Rassismus und Sexismus“ und bediene „das | |
jahrhundert-alte Stereotyp der ‚hypersexuellen‘ und ‚unterwürfigen‘ As… | |
(…), die für weiße Männer nur als ein ‚Sexobjekt‘ existiert.“ Ein | |
Stereotyp, das eine „lange kolonial-rassistische Geschichte“ habe und bis | |
heute zu sexueller Gewalt gegen (asiatische) Frauen und Sextourismus in | |
Asien führe. | |
Einer der Erstunterzeichner des offenen Briefes ist Sung-un Gang. Der in | |
Köln lebende Südkoreaner hatte bereits Ende März [5][eine Online-Petition] | |
gestartet, die von Hornbach eine Entschuldigung fordert und bisher von über | |
39.000 Menschen unterschrieben wurde. „Wir vordern eine ehrlich gemeinte, | |
aufrichtige Entschuldigung“, sagte er der taz – etwa Workshops für die | |
Entscheidungsträger*innen von Hornbach zum Thema Rassismus oder | |
ostasiatischem Feminismus. Sung-un Gang fordert zudem, dass Hornbach die | |
Werbeeinnahmen durch das Video an eine asiatische feministische | |
Organisation in Deutschland spenden solle. | |
## Werbung mittlerweile nicht mehr im Fernsehen | |
Der Deutsche Werberat bat Hornbach und die für den Spot zuständige | |
Kreativagentur Heimat nach mehreren Beschwerden um eine Stellungnahme. | |
Mitte April hat der Deutsche Werberat daraufhin einen Verstoß gegen die | |
Verhaltensregeln zur „Herabwürdigung und Diskriminierung von Personen“ | |
festgestellt. Diese schreiben vor, dass Menschen in kommerzieller Werbung | |
etwa nicht „wegen ihres Geschlechts, ihrer Abstammung, ihrer Rasse, ihrer | |
Sprache, ihrer Herkunft (…)“ diskriminiert werden dürfen. Der | |
Österreichische Werberat sah indes „keinen Grund zum Einschreiten“, | |
schreibt er [6][in einer Mitteilung Ende März]. Die Werbung ziele nicht | |
darauf ab, „die Protagonistin auf eine abwertende Weise darzustellen.“ | |
Dieser Verstoß ist nicht gleichzusetzen mit einer Rüge durch den Werberat. | |
Diese hätte möglicherweise gedroht, wenn Hornbach nicht auf die | |
Beanstandung des Deutschen Werberats reagiert hätte. Doch seit 15. April | |
läuft der Film nicht mehr im deutschen Fernsehen und Kino. Florian Preuß, | |
Hornbach-Sprecher, betonte gegenüber der taz jedoch, der Deutsche Werberat | |
sei nicht der alleinige Grund für diese Entscheidung gewesen, eine neue | |
Kampagne hätte den „So riecht das Frühjahr“-Clip sowieso flexibel ablösen | |
sollen. | |
Gestartet war der Spot in Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz, | |
Rumänien, Österreich, Tschechien und der Slowakei. Mittlerweile sei er in | |
keinem der Länder mehr im Fernsehen oder Kino zu sehen, so Preuß. Über | |
YouTube kann der Clip jedoch weiterhin abgerufen werden. Auch in sozialen | |
Netzwerken lässt Hornbach die Werbung vorerst veröffentlicht, um, [7][so | |
schreibt der Konzern etwa unter das Video auf Twitter], „die entstandene | |
Debatte (…) auch nachträglich nicht zu zensieren“. | |
Das Unternehmen hatte schon Ende März auf die Vorwürfe reagiert und zu | |
einem „offenen Dialog“ eingeladen, zu dem laut Hornbach drei Personen | |
erschienen seien. Auf einer [8][speziell dafür angelegten Website] äußert | |
sich das Unternehmen seit Anfang April auf Deutsch, Englisch, Japanisch und | |
Koreanisch zu der Kritik. Daher kann Sprecher Preuß die anhaltenden | |
Vorwürfe nicht nachvollziehen: Man habe sich bereits Anfang April | |
„ausdrücklich entschuldigt“, sagte er der taz. Damals hatte Preuß | |
mitgeteilt: „Es tut uns sehr leid, dass in Teilen der asiatischen Community | |
in Europa und auch in Südost-Asien der Eindruck entstanden ist, die | |
Kampagne sei diskriminierend gemeint. Dafür entschuldigen wir uns.“ | |
## Hornbach: Man wolle Rollenklischees verdrehen | |
In dem Werbespot sei es unter anderem darum gegangen, Rollenklischees zu | |
verdrehen, heißt es außerdem auf der Website. Es seien gerade nicht junge | |
Frauen, die sich ausziehen, sondern Männer jenseits der 50. Die Frau im | |
Werbespot handele „selbstbewusst und selbstbestimmt“. In vielen Ländern | |
gebe es einen Markt für getragene Frauenwäsche, hier werde das Bild | |
umgekehrt, eine Frau werde zur „selbstbestimmten Konsumentin“, nicht zum | |
„Objekt des Konsums“. | |
Mit dieser Form der Entschuldigung und Begründung sind die | |
Unterzeichner*innen des Briefs jedoch nicht einverstanden. Sie werfen | |
Hornbach etwa fehlendes Wissen über Asiat*innen und Asiatisch-Deutsche und | |
entsprechend Diskriminierung vor. Die Berliner Organisation | |
Metoo-KoreanerInnen, die zwei Proteste vor Filialen des Baumarkts initiiert | |
hatte, hat den offenen Brief unterzeichnet. Die Organisation kritisiert, | |
dass das Unternehmen die Entscheidung des Werberates herunterspiele, wenn | |
es behaupte, die Werbung sei planmäßig ersetzt worden. | |
Auch die Initiative Asian Women's Solidarity empört sich über das | |
Werbevideo. Die Initiative ruft daher für Samstag ab 12 Uhr auf dem | |
Oranienplatz in Berlin zu einer Demo gegen Hornbach und die Agentur Heimat | |
auf. In einer Pressemitteilung heißt es, diejenigen, die in der Werbung | |
dargestellt werden, litten unter sexistischer und rassistischer | |
Diskriminierung hierzulande. „Die Werbung verschlechtert die | |
gesellschaftliche Atmosphäre für uns.“ | |
24 Apr 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Rassistische-Werbung-fuer-Hornbach/!5582231 | |
[2] https://www.youtube.com/watch?v=DlQPY5BHe0o | |
[3] http://www.migazin.de/2019/04/24/hornbach-wir-sind-nicht-euer-witz/ | |
[4] /Kulturelle-Aneignung-beim-ESC/!5506213 | |
[5] https://www.change.org/p/wolfgang-rupf-wir-stehen-gegen-das-rassistische-un… | |
[6] https://www.werberat.at/beschwerdedetail.aspx?id=5928 | |
[7] https://twitter.com/Hornbach_tweets/status/1117711762831360000 | |
[8] https://www.hornbach.de/aktuelles/unsere-haltung/ | |
## AUTOREN | |
Astrid Ehrenhauser | |
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