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# taz.de -- Kolumne Andropause: Der dritte Frühling
> Mit dem Alter wird nicht alles leichter, vor allem nicht untenrum. Über
> Urologen, Polen-Witze und Nachtröpfeln – den Orgasmus des alten Mannes.
Bild: Geht ein Mann aufs Klo – und es kommt nichts…
Der alternde Mann hat es weniger leicht, als viele denken. Die Hormone
spielen verrückt, der Andropausenclown versteht die Welt nicht mehr. Die
Frau ist weg, und sein bester Freund ist nun der Urologe.
Auf einmal scheint er mich unerwartet doch noch zu ereilen: der dritte
Frühling. Den ersten (die Adoleszenz mit Anfang 30) und den zweiten
([1][die Midlifecrisis mit Anfang 40]) habe ich mit Schrammen an nicht nur
meiner Seele überstanden und längst hinter mir. Doch neuerdings, o Freude,
o Wunder, tritt Freund Pinselchen auf einmal wieder merklich öfter in
Aktion, heidewitzka, bis zu fünf Mal muss ich manche Nacht aufs Klo. Meist
kommt dann aber nicht viel – immerhin das hat etwas von Honeymoon-Syndrom.
Dafür bin ich oft nicht fertig, wenn ich fertig bin, sondern könnte gleich
noch mal. Das Nachtröpfeln ist der Orgasmus des alten Mannes.
„Too much information“, werden jetzt wieder die Zartbesaiteten nölen. Aber
besser too much information, so lautet meine Devise, als too wenig. Wer too
much information fürchtet, hat doch die letzte Neugier auf das Leben und
die Welt verloren. Der ist im Grunde wie tot. Wie Sagrotan hat die Angst
vor der Vergänglichkeit des Fleisches alles Sinnliche in ihnen abgetötet.
Solchen Leuten gilt mein ganzes Mitleid.
Dabei gibt sich der Urologe doch so viel Mühe. Blut, Urin und
Schnickschnack, alles wird schön überprüft. Nichts ist gut, Kontrolle ist
besser, denn leider bin ich genetisch meine eigene Zeitbombe. Eines Tages,
so sagt der Urologe, wird die wohl hochgehen. Na, der macht mir aber Spaß,
palim-palim, helau.
## Mein Freund, der Urologe
Der Urologe ist mir wie ein Freund. Alle anderen habe ich über die Jahre
hinweg vergrämt oder schlicht vernachlässigt. Ich bin ein merkwürdiges
Arschloch geworden, wie die meisten in meinem Alter. Dabei können wir doch
nichts dafür, dass wir alles besser wissen und als Einzige die Dinge
realistisch sehen.
Apropos Arschloch. Hose runter, Ultraschall. Er ist gründlich und erklärt
mir alles: [2][hier Sand in der Niere, dort die Prostata, dreieinhalb
Zentimete]r. Über seine spannenden Ausführungen vergesse ich fast, dass er
die ja noch abtasten muss. Inside Deep Ass. Dazu lege ich mich auf die
Seite, und er zieht einen Handschuh über. Und noch ein Scherz: „Erst die
Arbeit, dann das Vergniegen.“ Er ist Pole.
Bei der Gelegenheit fällt mir wieder ein, wie lustig ich das englische Wort
für Polen finde: Poland. Haha. Poland. Hahahaha. Im Alter wird man nicht
nur immer klüger, sondern auch immer witziger. In Poland gibt's zwei
Berge/und auch ein tiefes Tal/im Tal da wohnen Zwerge/die bauen nen Kanal.
Kurz habe ich überlegt, ob ich das (K) in (K)anal in Klammern setzen soll.
Ich habe dann drauf verzichtet, denn der typische Witz des Alters ist
subtil. Mein Humor ist eine Rose im Oktober. Noch einmal entfaltet sich die
ganze Pracht, doch der Höhepunkt kündigt zugleich den Abschied an.
1 May 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Uli Hannemann
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