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# taz.de -- „Putschversuch“ in Botswana: Machtkampf im Musterland
> Wollte Botswanas alte Garde Präsident Masisi stürzen? Oder beseitigt er
> seine Rivalen? Ein bizarrer Machtkampf ist zu beobachten.
Bild: Bedrohte Idylle: Botswana hat Afrikas größte Elefantenpopulation
Gaborone/Bulawayo taz | Botswana gilt als Afrikas Musterland der Stabilität
und der guten Regierungsführung. Doch nun erschüttert ein mysteriöser
angeblicher Putschversuch den Ruf des vor allem für seine Diamanten und
Elefanten bekannten Landes: Simbabwes Sicherheitsbehörden sollen einen
Putsch gegen Botswanas Präsident Mokgweetsi Masisi vereitelt haben, der
aus Südafrika unterstützt worden sei.
Verwickelt, so Medien in Botswana und Simbabwe, seien Botswanas
Ex-Präsident Ian Khama, Ex-Außenministerin Pelonomi Venson-Moitoi und die
südafrikanische Geschäftsfrau Bridgette Motsepe Radebe.
Ian Khama, Sohn von Staatsgründer Seretse Khama und Präsident von 2008 bis
2018, gilt als enttäuscht über den von ihm selbst zum Nachfolger gekürten
Masisi und habe dafür sorgen wollen, dass Botswanas Regierungspartei BDP
(Botswana Democratic Party) bei den nächsten Wahlen im Oktober
Venson-Moitoi statt Masisi aufstellt.
Dafür soll das Venson-Moitoi-Lager Unterstützung in Südafrika gesucht haben
– bei einer der schillerndsten Figuren des regierenden ANC (African
National Congress): Motsepe Radebe, Schwester der Ehefrau des
südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa und selbst Ehefrau des
Energieministers Jeff Radebe, jahrelang die rechte Hand des Ex-Präsidenten
Jacob Zuma.
Radebe, die auch den Bergbaukonzern Mmakau Mining leitet, soll
Venson-Moitoi 5,5 Millionen US-Dollar in bar versprochen haben. Das Geld
sollte Stimmenkauf beim BDP-Wahlparteitag ermöglichen.
Die Südafrikanerin soll mit dem Geld nach Victoria Falls in Simbabwe
geflogen sein, wohin am gleichen Tag aus Botswana Khama und Venson-Moitoi
reisten. Doch Simbabwes Geheimdienst CIO setzte die Delegation aus
Südafrika fest und schickte sie nach Hause.
## Wer flog nach Victoria Falls?
In der Folge dieses Vorfalls ließ Botswanas Präsident Masisi Panzer vor
seinem Amtssitz auffahren, und amtliche Quellen sprachen von einem
Putschversuch, von dem man aus Südafrikas Streitkräften erfahren habe.
Alle Beteiligten haben das alles dementiert, und Venson-Moitoi sagt, sie
sei nicht nach Victoria Falls geflogen – doch das Ergebnis war, dass am
vergangenen Freitag der BDP-Wahlparteitag Masisi ohne Gegner zum
Spitzenkandidaten kürte.
Venson-Moitoi zog ihre Bewerbung zurück und behauptete, die Hotelbuchungen
der ihr loyalen Delegierten im Konferenzort Kang seien auf mysteriöse Weise
annulliert worden.
## Geldwäsche für den ANC?
Botswanas Behörden ermitteln jetzt, ob der langjährige ANC-Sicherheitschef
Paul Langa in den versuchten Geldtransfer verwickelt war. Sie haben die
Bankkonten der Sicherheitsfirma Avante Security Services eingefroren, auf
denen drei große Überweisungen von Radebes Bergbaufirma eintrafen. Die
Gelder gingen an Mitarbeiter von Venson-Moitoi.
Paul Langa, unter der Apartheid auf Robben Island interniert und später im
ANC aufgestiegen, soll in der Vergangenheit Botswana als Transitland für
illegale Parteispenden an den ANC genutzt haben.
Ursprung von Masisis Zerwürfnis mit Khama, das Botswana seit Monaten in
Atem hält, ist ein Streit über Khamas Rente. Doch der Altpräsident sowie
andere Kritiker werfen Masisi auch vor, Botswanas guten Ruf aufs Spiel zu
setzen: er hat eine Wiederzulassung der Elefantenjagd angeregt und das Land
China angenähert.
Manche sorgen sich nun, dass mit der 2015 vereinbarten Verlagerung der
Handelsaktivitäten der globalen Diamantenfirma De Beers von London nach
Gaborone nun auch Geldwäsche nach Botswana zieht.
Masisi wiederum hat sich die Freundschaft Simbabwes gesichert, indem er bei
einem Besuch in März dem bankrotten Nachbarland Kreditlinien von 94,5
Millionen US-Dollar versprach.
Präsident Masisi sieht sich im Endeffekt gestärkt, aber Kommentator Moagi
Tshwano hält eine Spaltung der BDP, die Botswana seit der Unabhängigkeit
1966 regiert und Afrikas älteste Regierungspartei ist, für möglich: „Die
Spannungen sind schlimmer als je zuvor. Es wird sogar behauptet, Masisis
Leben sei bedroht. Die Regierungspartei war noch nie so schwach.“
10 Apr 2019
## AUTOREN
Odirile Toteng
Ndabeni Mlotshwa
## TAGS
Botswana
Simbabwe
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Global Pop
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Afrobeat
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