# taz.de -- Brexit-Verhandlungen: Klinkenputzen bei Merkel und Macron | |
> Am Mittwoch beraten in Brüssel die EU-Regierungschefs erneut über einen | |
> Brexit-Aufschub. Preminerministerin May wirbt zuvor in Berlin und Paris | |
> für ihren Kurs. | |
Bild: Wird Theresa May M&M von ihrem Kurs überzeugen können? | |
London ap | Die britische Premierministerin Theresa May kämpft an gleich | |
mehreren Fronten [1][um ihren Brexit-Kurs]. Daheim ringt sie mit der | |
oppositionellen Labour-Partei weiter um einer Kompromisslösung, nachdem | |
sich für ihren mit Brüssel ausgehandelte Scheidungsvertrag partout keine | |
Parlamentsmehrheit finden mochte. Dabei muss sie die Brexit-Hardliner in | |
Schach zu halten, die ihr den Handschlag mit dem politischen Gegner | |
übelnehmen. | |
Und am Dienstag eilt May nach Berlin und Paris, um bei Bundeskanzlerin | |
Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron um einen | |
Aufschub der Frist für den EU-Ausstieg Großbritanniens zu werben. Deren | |
Unterstützung kann sie gut gebrauchen, denn schon am Mittwoch steht bei | |
einem Gipfel in Brüssel eine weitreichende Entscheidung in der Brexit-Saga | |
an: Bekommen die Briten auf Wunsch Mays noch einmal Zeit bis zum 30. Juni, | |
um ihre Spaltung zu überwinden, sich auf ein Ausstiegsabkommen zu einigen | |
und es dann auch umzusetzen. | |
Wenn auch nur einer der 27 übrigen Staats- und Regierungschefs der EU ein | |
Veto gegen eine Fristverlängerung einlegt, droht Großbritannien schon am | |
Freitag ein chaotischer Sturz aus der Staatengemeinschaft – mit unwägbaren | |
Folgen für Wirtschaft und Verwaltung. Ein Brexit-Aufschub ist trotz der | |
Drohkulisse keine ausgemachte Sache, zu genervt sind etliche | |
[2][Regierungen der EU-Länder] über den politischen Wankelmut in London. | |
Macron scheint sich besonders gegen eine Brexit-Fristverlängerung zu | |
sträuben. Die EU könnte keine „Geisel“ der politischen Krise in | |
Großbritannien sein, beschied er. Erst am Montag führte May | |
Telefongespräche mit etlichen europäischen Kollegen, wie ihr Büro | |
mitteilte. In Dublin zeigte sich der irische Ministerpräsident Leo Varadkar | |
offen für einen Aufschub für London. [3][Es gebe zwar | |
Meinungsverschiedenheiten], doch sei er zuversichtlich, dass es eine | |
Einigung geben werde, sagte Varadkar nach einem Treffen mit | |
EU-Brexit-Unterhändler Michel Barnier. | |
## Labour erwartet „Bewegung“ | |
Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte betonte hingegen, May | |
müsse ihre EU-Kollegen davon überzeugen, dass Großbritannien im Falle einer | |
Fristverlängerung eine „aufrichtige Kooperation“ mit der EU fortsetze. Die | |
Äußerung war wohl auf Anspielungen von Brexit-Fans unter britischen | |
Politikern gemünzt, wonach das Vereinigte Königreich im Falle einer | |
ausgedehnten EU-Mitgliedschaft den Spielverderber mimen und die europäische | |
Politik hintertreiben könnte. | |
Unklar ist auch, ob die parteiübergreifende Kompromisssuche in London | |
Früchte tragen wird. Labour wünscht sich einen weicheren Brexit, als es der | |
Führung um May vorschwebt. Dazu soll eine enge wirtschaftliche Bande an die | |
EU über den Verbleib in der Zollunion mit gemeinsamen Handelsregeln und | |
freiem Güterverkehr zwischen EU-Mitgliedsstaaten gehören. Eine solche | |
Bindung an Brüssel für die Zeit nach einem Brexit würde auch die EU | |
begrüßen, sagte Unterhändler Barnier. | |
Bisher gab es keinen Durchbruch bei Gesprächen zwischen der Regierung und | |
Labour-Politikern. Der Chef der größten Oppositionspartei, Jeremy Corbyn, | |
beklagte zuletzt sogar, dass die Regierung nicht nennenswert von ihren | |
ursprünglich gezogenen roten Linien abrücke. „Wir erwarten Bewegung“, sag… | |
Corbyn. | |
## Vorbereitung zur Europawahl | |
Die Aussicht, dass May letztlich doch einer Lösung für eine Zollunion | |
zustimmt, bringt Brexit-Hardliner auf die Barrikaden. Ihr Argument: Das | |
Land müsse sich kompromisslos von Brüssel lossagen, um eine unabhängige | |
Wirtschaftspolitik verfolgen zu können. Einer ihrer Wortführer, | |
Ex-Außenminister Boris Johnson, erklärte, eine Zollunion würde das | |
Vereinigte Königreich „versklaven“. Dies „kann, darf und wird nicht | |
passieren.“ | |
Andere Stimmen sagen, May habe gar keine andere Wahl, als ihre seit langem | |
propagierten Brexit-Positionen zu räumen, nachdem das Unterhaus ihren Deal | |
mit Brüssel mehrmals abgelehnt haben – und zugleich einen Abschied von der | |
EU ohne jedes Abkommen. | |
Und während die Führung um May zwar nach wie vor an einem Austritt in den | |
nächsten Monaten festhält, schmiedet sie Pläne für eine Teilnahme zu den | |
Europawahlen vom 22. bis 26. Mai. Für Vorbereitungen auf den Urnengang | |
seien entsprechende rechtliche Schritte eingeleitet worden, teilte die | |
Regierung am Montag mit. Damit seien die Wahlen für das Land aber nicht | |
„unvermeidlich“. Denn ein Austritt aus der EU vor dem Wahltermin beseitige | |
automatisch die Pflicht zur Teilnahme. | |
9 Apr 2019 | |
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