# taz.de -- Familienstreit um Discounter-Erbe: Aldi-Witwe gönnt ihren Enkeln n… | |
> Seit Jahren streiten sich die Aldi-Milliardäre vor Gericht. Die 2018 | |
> verstorbene Cäcilie Albrecht hatte Angst, die Enkel könnten das Erbe | |
> verprassen. | |
Bild: Die 2018 verstorbenen Aldi-Witwe traute ihren Enkeln keine „bescheidene… | |
Berlin taz | Milliardäre haben es auch nicht leicht. Sie müssen das ganze | |
Geld zusammenhalten und unentwegt nach sinnvollen Investitionen und Anlagen | |
suchen, weil sie – Achtung, Klischee – so wenig wie möglich von ihrem | |
Reichtum versteuern wollen. Noch schwieriger gestaltet sich der gelebte | |
Alltag. Der sollte, so raten das Milliardärsanwälte, Reichenforscher*innen | |
und die meisten Milliardär*innen selbst, fernab der Öffentlichkeit geführt | |
werden. Niemals mit Prunk protzen, lieber so tun, als lebte man wie | |
Lieschen Müller von nebenan. | |
Ganz dicke aber kommt es dort, wo das Geld sitzt: in der Familie selbst. | |
Gemeinhin denkt man ja: Die sind mit dem goldenen Löffel im Mund geboren, | |
die haben ein easy-peasy Leben. Aber es ist eben nicht alles Gold, was | |
glänzt, und wenn man bei der Bilanz ein paar Millionen abzweigt, fällt es | |
eben doch auf. Das bekommen gerade die Aldi-Erben zu spüren. | |
Die Geschichte dahinter geht so: Cäcilie Albrecht, die Witwe des 2010 | |
gestorbenen Aldi-Bruders Theo (Aldi Nord), möchte nicht, dass die fünf | |
Kinder ihres Sohnes Berthold – der im Übrigen auch schon tot ist – wichtige | |
Posten in der Firmendynastie übernehmen. Das hat „Cilly“, wie die im | |
November 2018 gestorbene Grande Dame gern genannt wurde, in ihrem jetzt an | |
die Öffentlichkeit gedrungenen Testament verfügt. Sie habe Angst, so kann | |
man ihr Statement darin lesen, dass ihre fünf Enkelkinder das Familienerbe | |
verprassen, gemeinsam mit ihrer Mutter Babette. | |
Sie trage „Sorge für die Aufrechterhaltung der Philosophie unserer | |
Familie“, schreibt Cäcilie Albrecht im Testament, dass die Nachkommen | |
dieser Herangehensweise „dienen“ und sie „fördern“ und dabei „eigene | |
Interessen zurückzustellen und sich in einer zurückhaltenden und | |
bescheidenen Lebensführung“ üben. Doch genau dies sollen die | |
Schwiegertochter und deren fünf Kinder nicht tun. | |
## „Selbstbedienung am Vermögen“ | |
Dazu muss man wissen, dass die Aldi-Nord-Milliarden in drei Stiftungen | |
gebündelt sind: in der Markus-, der Lukas- und der Jacobus-Stiftung. Aus | |
der Jacobus-Stiftung beziehen Babette Albrecht und ihre fünf Kinder | |
jährlich 25 Millionen Euro. Mittlerweile sollen es über 100 Millionen sein. | |
Das empfindet Bertholds Bruder Theo – das ist Cäcilias zweiter Sohn – als | |
„Selbstbedienung am Vermögen“. Getreu dem Satz Otto von Bismarcks: „Die | |
erste Generation schafft Vermögen, die zweite verwaltet Vermögen, die | |
dritte studiert Kunstgeschichte, und die vierte verkommt.“ | |
Das sah Cäcilie offensichtlich ähnlich und verfügte, dass Theo, der noch | |
ganz lebendig ist, und seine einzige Tochter die Hoheit über alle drei | |
Stiftungen haben. Damit geht [1][der jahrelange Streit] um | |
Mitspracherechte, Entscheidungsbefugnisse und eben Begünstigungen, die seit | |
Jahren auch vor Gericht ausgetragen werden, in die nächste Runde. Wie | |
schrieb Ludwig Börne so schön: „Reichtum macht ein Herz schneller hart als | |
kochendes Wasser ein Ei.“ | |
1 Apr 2019 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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