Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Keine US-Kampfmittel mehr an Ägypten: Ex-Profiskaterin fordert Waf…
> April Corley war Profi-Rollskaterin. Seit sie in Ägypten Opfer eines
> Angriffs der Armee wurde, setzt sie sich gegen Waffenlieferungen ein.
Bild: Engagiert sich gegen Wafenlieferungen nach Ägypten: Profi-Skaterin April…
Berlin taz | Ein Tag im September 2015 änderte ihr Leben. Gerade noch war
April Corley eine erfolgreiche Profi-Rollerskaterin aus San Diego. Sie
trainierte [1][Katy Perry], trat in Musikvideos auf, gab
Pilates-Unterricht. Dann kam dieser Urlaub in Ägypten. Mit ihrem
mexikanischen Freund Rafael Bejarano und einer Gruppe von Tourist*innen war
Corley im Naturschutzgebiet Weiße Wüste unterwegs. Corley spielte im Sand,
ihr Freund machte Fotos.
„Dann wurde ich plötzlich zu Boden geschleudert, und Rafael war nicht mehr
bei mir. Es war alles … schwarz, schwarz überall auf dem Sand“ erinnert sie
sich. Ein Apache-Hubschrauber der ägyptischen Armee beschoss die Gruppe,
offenbar in der Annahme, es handle sich um [2][islamistische Kämpfer]. Der
Angriff dauerte mehrere Stunden. Bejarano und elf andere wurden getötet,
Corley und acht weitere schwer verletzt.
April Corley überlebte. Ihre Familie sammelte Geld, um sie zu
Notoperationen in die USA evakuieren zu lassen. Aber die Folgen der
Verletzungen bleiben. Ihre Karriere ist vorbei. Erst glaubte ihr niemand,
dass ihre Verwundungen überhaupt von einem Angriff stammten. Dann konnte
sie das eindeutig beweisen. Von einer detaillierten Untersuchung des
Vorfalls durch die ägyptischen Streitkräfte ist jedoch nichts bekannt.
Der ägyptische Staat hat ihr eine Entschädigung angeboten: umgerechnet
150.000 Dollar. Aber das ist weniger als die Hälfte dessen, was sie bislang
schon für Behandlungen hat ausgeben müssen. Auf 14 Millionen Dollar
beziffern Corley und ihre Anwälte die Summe aus weitergehenden
Behandlungen, die sie für den Rest ihres Lebens brauchen wird, und den
Einkommensverlusten durch ihre Arbeitsunfähigkeit.
## Erst Arztkosten begleichen
Aber Corley geht weiter: Sie verlangt von den USA, [3][die Militärhilfe für
Ägypten] einzustellen, appelliert an den Kongress, keine weiteren Gelder zu
bewilligen. Zuletzt waren im Juli 2018 195 Millionen Dollar für Ägypten
freigegeben worden. Im November erklärte das US-Außenministerium sein
Einverständnis für den Verkauf zehn weiterer Apache-Hubschrauber an
Ägypten.
Das sind jene Kampfmaschinen aus Boeing-Fabrikation, deren Attacke Corley
zum Opfer gefallen war. Begründung: Das US-ägyptische Interesse, von der
Sinai-Halbinsel ausgehende terroristische Aktivitäten zu bekämpfen, die zur
Destabilisierung der ganzen Region führen könnten.
Menschenrechtsorganisationen und Experten widersprechen massiv: „Die Art,
wie sie (die Ägypter) die Militärhilfe eingesetzt haben, lässt einen
fragen, ob sie in der Lage sind, damit verantwortungsvoll umzugehen“, sagt
Andrew Miller, früher im Nationalen Sicherheitsrat für Ägypten zuständig.
Am 15. Februar beschloss der US-Kongress, US-Außenminister Mike Pompeo
müsse dem Parlament über den Stand der Verhandlungen zwischen Ägypten und
Corley berichten. Und Patrick Leahy, demokratischer Senator aus Vermont und
Vorsitzender des Haushaltsausschusses, will 300 Millionen Dollar Hilfe für
Ägypten einfrieren, solange Corleys Arztkosten noch nicht erstattet sind.
3 Apr 2019
## LINKS
[1] /Avancen-von-Katy-Perry/!5491696
[2] /Proteste-in-Aegypten/!5064286
[3] /Wiederaufnahme-der-Militaerexporte/!5014305
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
Waffenlieferung
Ägypten
USA
Aktivismus
Arabische Liga
Ägypten
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar Gipfel in Scharm El-Scheich: Walk of Shame in Ägypten
Der erste Gipfel mit der Arabischen Liga war ein Eingeständnis der EU. Die
von Aufbruch bestimmte Zeit des Arabischen Frühlings ist vorbei.
Ägypten weist Doppelstaatler aus: Nach Deutschland abgeschoben
Wochenlang galten sie als verschwunden. Nun ist bekannt, dass Ägypten zwei
deutsche Staatsbürger für Terroristen hält.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.