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# taz.de -- Kommentar Kurienkardinal Pell verurteilt: Erster Schritt der Aufarb…
> Das Urteil gegen den australischen Kardinal Pell hat einen klaren Punkt
> gesetzt. Selbst die Berufung bietet eine Chance.
Bild: Damals noch in voller Amtswürde: George Pell (Archivbild aus dem Jahr 20…
Der Prozess gegen den australischen Kurienkardinal George Pell und das
Urteil sind voller Merkwürdigkeiten und Superlative. Die frühere Nummer
drei des Vatikans ist der bisher ranghöchste wegen Missbrauchs von Kindern
angeklagte und verurteilte Geistliche. Im Verlauf des Verfahrens herrschte
eine [1][ungewöhnliche strikte Nachrichtensperre]. Dadurch sollte eine
Beeinflussung der Geschworenen verhindert werden. Bei der
Urteilsverkündigung am Mittwoch gab es dann das genaue und ebenso
ungewöhnliche Gegenteil: Das Strafmaß wurde plötzlich live im Fernsehen
verkündet. Das Argument des Richters: größtmögliche Transparenz.
[2][Auch die Verurteilung ist ungewöhnlich], denn das Urteil basiert auf
der Zeugenaussage eines einzigen Mannes. Da Pell stets seine Unschuld
beteuerte, stand Aussage gegen Aussage. Doch im Unterschied zu dem
Kardinal werteten die 12 Geschworenen die Aussage des heute 36-jährigen
Opfers einstimmig als glaubwürdig. Pell hingegen schwieg meist. Sein
Hauptargument war nur, dass doch niemand glauben könne, er würde sein hohes
Amt durch den Missbrauch von Kindern gefährden.
Doch genau dies hat er getan, im Wissen um seine machtvolle Position. Der
Richter hat ihm eine entsprechend starke Arroganz attestiert. Pell hat sich
verzockt und noch dazu einen Anwalt engagiert, der die Verbrechen des
Kardinals als „Blümchensex“ abtat. Diese Wortwahl zeigt das Problem: die
Verharmlosung sexueller Gewalt. Es ist deshalb sehr zu begrüßen, dass das
Urteil hier einen klaren Punkt setzt und den Kardinal endlich von seinem
hohen Ross herunterholt.
Die Berufung, die ungewöhnlich rasch schon im Juni stattfinden soll, gibt
Pell noch eine zweite Chance. Sie ist aber zugleich die Chance, mit den von
Konservativen gestreuten Zweifeln an dem Urteil aufzuräumen. Inzwischen ist
bereits eine weitere Klage gegen Pell anhängig. Letztlich kann die
Verurteilung Pells nur ein erster wichtiger Meilenstein sein auf dem Weg
der australischen Kirche wie der katholischen insgesamt, jahrzehntelang
vertuschte kriminelle Praktiken aufzuarbeiten.
13 Mar 2019
## LINKS
[1] /Striktes-Presserecht-in-Australien/!5559646
[2] /Missbrauch-in-der-katholischen-Kirche/!5580418
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
sexueller Missbrauch
Katholische Kirche
Australien
Sexuelle Gewalt
George Pell
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