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# taz.de -- Freispruch für Kardinal Pell: Verheerendes Signal
> Die Vorwürfe, sexuelle Gewalt an Kindern verübt zu haben, interessierten
> ihn nie. Jetzt ist Kardinal Pell frei. Worte des Papstes sind damit
> wertlos.
Bild: Wieder auf freiem Fuß: Kardinal George Pell
Kardinal Pell ist wieder ein freier Mann. Das oberste Gericht in Australien
kippte am Montag [1][das Urteil gegen den 78-jährigen], der im vergangenen
Jahr für sexuelle Gewalt an zwei 13-jährigen Chorknaben in den 1990er
Jahren verurteilt worden war. Für Pell ist das Urteil eine Genugtuung, er
sieht sich als Sündenbock für die Missbrauchsskandale in der katholischen
Kirche. Für die vielen Betroffenen dieser Skandale, die seit Jahren nicht
abreißen wollen, ist das Urteil verheerend: Es signalisiert, dass
kirchliche Würdenträger offenbar noch immer mit allem durchkommen.
George Pell steht wie kein Zweiter für den Umgang der katholischen Kirche
mit Missbrauchsvorwürfen: Den ehemaligen Erzbischof von Melbourne und
späteren Finanzchef des Vatikans begleitet der Vorwurf des
Kindesmissbrauchs schon Jahre. Er stand im Verdacht, selbst Kinder in einem
Schwimmbad befummelt und in der Sakristei missbraucht zu haben, Opfer
kirchlicher Gewalt bedroht und die Missbrauchstaten seines Vertrauten, dem
verurteilten Priester Ridsdale, aktiv vertuscht zu haben.
Mehrfach stand Pell vor Gericht, 2012 lud ihn die königliche Kommission
gegen Kindesmissbrauch vor. Was Ridsale oder ihm selbst vorgeworfen wurde,
interessiere ihn nicht, ließ Pell die schockierte Öffentlichkeit wissen.
Selbst der Vorsitzende der päpstlichen Kinderschutzkommission bezeichnete
den Kardinal als kalt, hartherzig und unhaltbar für den Vatikan. Doch all
das tat Pells Karriere keinen Abbruch. Als Nummer drei im Vatikan rückte er
an die Spitze der kirchlichen Hierarchie. Erst [2][nach Pells Verurteilung]
durch ein australisches Gericht entband Papst Franziskus ihn von seinen
Ämtern – vorübergehend.
Kardinal Pell ist jetzt wieder ein freier Mann. Er vergebe seinen
Anklägern, sagte er. Das sind nicht die neuen, opfersensiblen Töne, die der
Papst seinem Personal im Umgang mit Missbrauch verordnet hat – sondern ganz
alte. Die Betroffenen, die durch die Ankündigungen des Papstes und auch
durch Pells ursprüngliche Verurteilung Hoffnung geschöpft haben, dürften
jetzt wissen, woran sie sind.
7 Apr 2020
## LINKS
[1] /Missbrauch-in-der-katholischen-Kirche/!5580418
[2] /Urteil-in-Melbourne/!5619925
## AUTOREN
Nina Apin
## TAGS
Sexuelle Gewalt
Katholische Kirche
George Pell
Kindesmissbrauch
Australien
George Pell
George Pell
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