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# taz.de -- Hilfslieferungen für Venezuela: Grenze zu Brasilien geschlossen
> Oppositionsführer Guaidó ruft zum Marsch zur kolumbianischen Grenze auf.
> Präsident Nicolás Maduro macht derweil eine weitere Landesgrenze dicht.
Bild: Jetzt ist auch der Grenzübergang nach Brasilien geschlossen
Caracas dpa/ap | Der Streit um die humanitäre Hilfe für Venezuela spitzt
sich immer weiter zu: Nachdem der Krisenstaat international bereits
weitgehend isoliert ist, hat Präsident Nicolás Maduro auch die Grenze zum
Nachbarland Brasilien geschlossen. „Ab heute bleibt die Grenze zu Brasilien
geschlossen – bis zu einer neuen Anweisung“, sagte der Präsident am
Donnerstag bei einer Sitzung mit ranghohen Militärs. Zuvor hatte die
sozialistische Regierung bereits die Grenze zu den niederländischen
Karibikinseln Curaçao, Aruba und Bonaire dicht gemacht.
Die Brasilianer halten allerdings an ihrem Plan fest, am Wochenende vom
Bundesstaat Roraima aus Hilfsgüter nach Venezuela zu schaffen. „Am Samstag
werde ich in Roraima sein, um die Auslieferung der humanitären Hilfe zu
begleiten, die dem venezolanischen Volk von Brasilien in Zusammenarbeit mit
den USA zur Verfügung gestellt wurde“, schrieb Außenminister Ernesto Araújo
auf Twitter.
An den Hilfslieferungen könnte sich [1][der Machtkampf zwischen Maduro und
Juan Guaidó entscheiden]. Der selbst ernannte Interimspräsident will die
Güter am Samstag gemeinsam mit Tausenden Freiwilligen ins Land holen.
[2][Der Oppositionsführer] startete in einer Karawane zur Grenze mit
Kolumbien, wo ein Großteil der von den USA gelieferten Hilfe aufbewahrt
wird. Guaidó hat Tausende Venezolaner aufgerufen, sich am Samstag zu
versammeln, um die Hilfsmittel über die Grenze ins Land zu bringen.
Gelingt ihm der Coup, würde das seine Position enorm stärken und Maduros
Machtposition ins Wanken bringen. Scheitert er, könnte die Revolte im Sande
verlaufen.
## Nur ein Vorwand
Präsident Maduro hält die Hilfslieferungen für einen Vorwand für eine
militärische Intervention und hat die Streitkräfte angewiesen, sie nicht
ins Land zu lassen. „Ich bedanke mich für die absolute Loyalität der
Soldaten des Vaterlandes“, sagte Maduro. Guaidó hingegen versucht seit
Wochen, die Militärs auf seine Seite zu ziehen. Wenn die Freiwilligen am
Samstag die Hilfsgüter über die Grenze schaffen wollen, werden die Soldaten
sich entscheiden müssen.
Eine Gruppe Abgeordneter, die auch zur kolumbianischen Grenze unterwegs
war, wurde außerhalb der venezolanischen Hauptstadt Caracas von
Nationalgardisten gestoppt. Die Nationalgardisten platzierten einen
Sattelschlepper vor einem Tunnel und blockierten die Autobahn nach Westen.
Rufe und ein Handgemenge waren die Folge dessen. Die Gardisten feuerten
Tränengas ab, bevor die Abgeordneten sich einen Durchgang verschafften und
ihre Reise fortsetzten.
Die katholische Kirche rief das Militär dazu auf, die Lieferungen passieren
zu lassen. „Wir laden die Streitkräfte dazu ein, sich auf die Seite des
Volkes zu stellen“, hieß es am Donnerstag in einer Stellungnahme der
venezolanischen Bischofskonferenz. „Sie sollten keine Befehle befolgen, die
sich gegen das Leben und die Sicherheit der Bevölkerung richten.“
Venezuela leidet unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise.
Aus Mangel an Devisen kann das einst reiche Land kaum noch Lebensmittel,
Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs einführen. Viele Menschen
hungern, bereits besiegt geglaubte Krankheiten breiten sich wieder aus,
rund drei Millionen Venezolaner haben ihre Heimat bereits verlassen.
## Benefizkonzert an der Grenze
Für Freitag ist an der kolumbianischen Grenze ein Spendenkonzert für
Venezuela geplant, das der britische Unternehmer Richard Branson
organisiert hat. Unter anderen sollten bei dem Festival an der Grenzbrücke
Tienditas der puerto-ricanische Sänger Luis Fonsi („Despacito“), der
kolumbianische Musiker Juanes und der Reggaeton-Star Maluma auftreten. Auf
der anderen Seite der Grenze wollte Maduros Regierung unter dem Motto
„Hände weg von Venezuela“ ein Gegenkonzert veranstalten.
Die Grenze nach Kolumbien ist für Fahrzeuge schon seit Jahren weitgehend
geschlossen. „Ich denke auch über die totale Schließung der Grenze nach
Kolumbien nach“, sagte Maduro nach seinem Treffen mit den Generälen. „Ich
möchte eine offene Grenze ohne Provokationen und Aggressionen, aber als
Staatschef und Oberbefehlshaber der Streitkräfte bin ich dazu verpflichtet,
die Ruhe und den Frieden sicherzustellen.“
Fußgänger können die Grenze zwischen Venezuela und Kolumbien bislang noch
passieren. Jeden Tag kommen Tausende Venezolaner über Fußgängerbrücken nach
Kolumbien, um einzukaufen, zum Arzt zu gehen oder zu arbeiten. Zudem nutzen
viele Venezolaner die Grenzübergänge nach Kolumbien, um dauerhaft das Land
zu verlassen.
Maduro wirft der kolumbianischen Regierung von Präsident Iván Duque immer
wieder vor, gemeinsam mit der venezolanischen Opposition und den USA eine
Verschwörung gegen seine Regierung zu schmieden. „Ich mache Iván Duque für
jede Art von Gewalt verantwortlich, die an der Grenze zwischen Kolumbien
und Venezuela ausbrechen könnte.“
22 Feb 2019
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