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# taz.de -- Senegals Präsident vor der Wiederwahl: Große Ambitionen, großes …
> Präsident Macky Sall will sich wiederwählen lassen. Er hat Erfolge
> vorzuweisen und große Pläne. Sein Vorgänger hilft ihm – unfreiwillig.
Bild: Unterstützer von Macky Sall bei einer Kundgebung am Mittwoch
Berlin taz | [1][Weltstar Youssour N’Dour singt für ihn], seine
Wahlversammlungen sind voll, seine wichtigsten politischen Gegner treten
gar nicht erst an: Wenn es nach Senegals Präsident Macky Sall geht, ist
sein Sieg in der Wahl am kommenden Sonntag für ihn eine Formsache.
Macky Sall wurde 2012 Präsident bei Wahlen, in denen Senegal einen Hauch
des damals noch frischen Arabischen Frühlings erlebte. Die massive
Mobilisierung der Jugend, angeführt von Rappern und zivilgesellschaftlichen
Protestbewegungen, verhinderte damals, [2][dass der 85-jährige damalige
Präsident Abdoulaye Wade] eine dritte Amtszeit errang. Getragen von der
jugendlichen Aufbruchstimmung, übernahm der bis dahin eher unscheinbare
50-jährige Technokrat Sall die Macht und versprach einen Neuanfang nach
zwölf Jahren zunehmend größenwahnsinniger Wade-Vetternwirtschaft.
„Senegal für alle“ lautet heute die schlichte Wahlkampfparole des
Präsidenten und er beschwört Langzeithorizonte: Abschaffung aller Slums bis
2030, Aufstieg Senegals in die Kategorie der Länder mit mittlerem Einkommen
bis 2035. Über sechs Prozent Wirtschaftswachstum pro Jahr in seiner
bisherigen Amtszeit – diese stolze Bilanz betont er immer wieder.
Eine Million Arbeitsplätze in seiner nächsten – nach einer
Verfassungsänderung nur noch fünf Jahre währenden – Amtszeit, versprach
Sall am Dienstag in Pikine, dem größten Armenviertel der Hauptstadt Dakar.
Im Nachbarviertel Guédiawaye, wo das Stadium für die Kundgebung zu klein
war und der Präsident daher auf dem Marktplatz auftrat, ging er ins Detail:
flächendeckender öffentlicher Nahverkehr, flächendeckende
Straßenbeleuchtung, eine virtuelle Universität, ein neues Krankenhaus mit
einer Krebsbehandlungsklinik, ein Forschungs- und Innovationszentrum.
## Ökonomie und Zukunft statt Politik und Vergangenheit
Gegen Salls Betonung von Ökonomie und Zukunft setzen seine Gegner auf
Politik und Vergangenheit – vor allem die, die nicht auf den Wahlzetteln
stehen. Das ist zum einen Dakars ehemaliger Bürgermeister Khalifa Sall,
[3][der wegen Korruption verurteilt ist und seit 2016 im Gefängnis sitzt].
Seine Anhänger scharen sich jetzt hinter dem aussichtsreichsten
Oppositionskandidaten Idrissa Seck.
Und da ist Karim Wade, Sohn des 2012 abgewählten Präsidenten, der unter der
Protektion seines Vaters zum Milliardär aufgestiegen war und zahlreiche
Großprojekte verantwortet beziehungsweise in den Sand gesetzt hatte. 2015
zu sechs Jahren Haft verurteilt und 2016 begnadigt, lebt Karim Wade heute
in Singapur. Für die Politik Senegals interessiert er sich nicht mehr –
dafür aber ist sein Vater Abdoulaye Wade zurück in den Ring gestiegen.
Inzwischen 92 Jahre alt, kehrte der Altpräsident am 7. Februar von einem
mehrjährigen Frankreich-Aufenthalt in die Heimat zurück und rief zum
Wahlboykott auf. Seine Partei nehme an der Wahl nicht teil, betonte er
erneut ein paar Tage später, sondern „wir werden die Wahllokale angreifen,
damit es keine Wahlen gibt. Denn wir denken: Wenn wir 50 bis 70 Prozent der
Wahlbüros anzünden, müssen die Wahlen unter anderen Bedingungen neu
angesetzt werden.“
Das schockierte Senegal nun so sehr, dass der Wahlkampf seitdem völlig
friedlich verläuft. Und der Präsident des Nachbarlandes Guinea, Alpha
Condé, entschärfte die Situation, indem er Wade förmlich nach Guinea einlud
– und dann Präsident Sall dazu bat. Was die beiden besprachen, ist nicht
bekannt. Aber seit seiner Rückkehr nach Senegal am vergangenen Montag
schweigt Wade. Und Sall reist von Großkundgebung zu Großkundgebung.
23 Feb 2019
## LINKS
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[3] /Nach-der-Wahl-im-Senegal/!5435957
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Senegal
Präsidentschaftswahl
Senegal
Senegal
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