# taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Durchs Raster betrachtet | |
> Im Lichtenberger Kunstraum After the Butcher treffen Sunah Chois | |
> Skulpturen auf Marcus Webers Malerei. Die taz sprach mit Marcus Weber. | |
Bild: Blick in die Ausstellung „Quaderna“ von Sunah Choi und Marcus Weber b… | |
Als das Kollektiv Superstudio in den 1970er Jahre in ihren Entwürfen Möbel | |
wie Gebäude mit einem schwarz-weißen Raster überzog, verfolgte dieses damit | |
die Idee, Architektur und Design konsumkritisch neu zu denken. | |
„Quaderna“ nannten sie eine tatsächlich realisierte Serie aus Tischen und | |
Bänken. Diesen Titel haben sich [1][Sunah Choi] und [2][Marcus Weber] für | |
ihre Ausstellung bei [3][After the Butcher] ausgeliehen und tatsächlich | |
finden sich jene Raster, in denen die Überlegungen des Radical Designs | |
nachhallen, bei beiden wieder. | |
Bei Choi in Form von Maschengittern, die an farbig beschichteten Stangen | |
angebracht sind, die ähnlich wie Haltegriffe in öffentlichen | |
Verkehrsmitteln aus dem Boden in die Decke wachsen. So ist es stets bei | |
Choi, ihre skulpturalen oder fotografischen Abstraktionen gehen von auf | |
Funktionalität ausgerichteten Gegenständen des Alltags aus. | |
In der Schau bilden sie wiederum die Raumordnung, durch die man auf die | |
comichaften Malereien Webers blickt. Kugelköpfige Figuren lesen darin | |
zwischen Industriemüll Zeitung, bohnenköpfige brausen auf diversen | |
Verkehrsmitteln durch triste, mit allerlei Werbelogos ausgestattete | |
Stadtlandschaften. Autos sind dabei, vor allem aber Fahrräder, Motorräder | |
und einige jener per App mietbaren E-Roller. | |
Manche tragen Lieferserviceboxen auf dem Buckel, andere ziehen Rollkoffer | |
hinter sich her – womöglich handelt es sich um digitale Nomaden, die ihr | |
Airbnb suchen. Gehetzt wirken sie allesamt, ameisenhaft den | |
zeitgenössischen Verwertungslogiken völlig unterworfen. | |
Einblick (762): Marcus Weber, Künstler | |
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? | |
Und warum? | |
Marcus Weber: In der Galerie Buchholz sind frühe Zeichnungen von Andy | |
Warhol zu sehen. Besonders gut haben mir die an Winsor McCays Comicreihe | |
„Little Nemo“ erinnernden Illustrationen für ein mit Corkie Ward geplantes | |
Buchprojekt „THE HOUSE THAT went to TOWN“ von 1952/53, als auch Warhols | |
Buchcover-Entwürfe, gefallen, die in den für die Galerie fast schon | |
obligatorischen Vitrinen innerhalb eines nahezu perfekten | |
Ausstellungsdisplays präsentiert werden. | |
Martin Städelis Vogel-Skulpturen in der Laura Mars Gallery und Raphaela | |
Vogels kaleidoskopische Videoinstallation „Son of a Witch“ in der | |
Berlinischen Galerie kann ich ebenfalls empfehlen. | |
Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen? | |
Bellinis Oper „La Sonnambula“ in der Deutschen Oper Berlin. Anna Viebrocks | |
unheimlicher Bühnenbild-Raumkörper eines Landgasthofs lassen das | |
Unterbewusstsein aus den gigantomanischen Schränken kriechen. Von der Musik | |
ganz zu schweigen. | |
Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit | |
durch den Alltag? | |
Ich lese gerade staunend Andrej Platonows Kommunismus-Groteske | |
„Tschewengur“ in Kombination mit den beiden vom Städel Museum | |
herausgegebenen Oral-History-Backsteinen „Café Deutschland“. Klatsch und | |
Backstage-Info über Westdeutschlands Wirtschaftswunder-Kunstszene mit | |
Rashomon-Effekt. | |
Was ist dein nächstes Projekt? | |
Malen. Ich arbeite an den letzten Bildern für meine Ausstellung in der | |
Thomas Erben Gallery, New York, die im Mai eröffnet wird. | |
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten | |
Freude? | |
„Streichhölzer“ & „Blaue Bohnen“ von Gabi Dziuba. | |
28 Feb 2019 | |
## LINKS | |
[1] http://www.sunahchoi.com/ | |
[2] http://www.mw3000.de/ | |
[3] http://www.after-the-butcher.de/ | |
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