# taz.de -- Feiertage in Österreich: Das Kreuz mit dem Karfreitag | |
> Bisher hatten nur evangelische und altkatholische Christen frei. Ein | |
> Urteil des Europäischen Gerichtshofs bringt die Regierung jetzt unter | |
> Zugzwang. | |
Bild: Frohe Ostern? In Österreich ist umstritten, wie mit Karfreitag als arbei… | |
Wien taz | „Niemandem wird was weggenommen“, versicherte Österreichs | |
Kanzleramtsminister Gernot Blümel (ÖVP), als der Europäische Gerichtshof | |
(EuGH) am 22. Januar entschied, dass jedem Arbeitnehmer am Karfreitag | |
entweder ein freier Tag oder Feiertagsentgelt zustehe. Gegen die Regelung, | |
die nur Angehörigen der Evangelischen und der Altkatholischen Kirche an | |
deren höchstem Feiertag arbeitsfrei gab, hatte ein Angestellter ohne | |
religiöses Bekenntnis erfolgreich geklagt. | |
Wenn nichts unternommen würde, könnten am kommenden 19. April alle | |
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen freien Tag beanspruchen. Noch | |
bevor sich die Regierung dazu äußerte, verbreitete die Wirtschaftskammer | |
Österreich (WKÖ) Alarmstimmung. Blitzschnell hatte man eine befürchtete | |
Mehrbelastung von 600 Millionen Euro errechnet. „Ein 14. Feiertag ist für | |
uns auf keinen Fall vertretbar. Das mögliche zusätzliche Feiertagsgeschäft | |
könnte aus betriebswirtschaftlicher Sicht die zusätzlichen Kosten für die | |
Mitarbeiter nicht annähernd kompensieren“, so Petra Nocker-Schwarzenbacher | |
von der WKÖ-Sparte Tourismus. | |
Was die Koalition als „salomonische Lösung“ präsentierte, einen „halben… | |
Feiertag ab 14 Uhr, warf viele rechtliche Fragen auf: Was bedeutet das für | |
Arbeiter, die um 14 Uhr ihre Schicht beenden? Dürfen die Geschäfte | |
nachmittags offen bleiben? Welche Entschädigung bekommen Angestellte, die | |
trotzdem arbeiten? Selbst das grundsätzliche Problem, dass das | |
österreichische Gesetz keine halben Feiertage kennt, hatten die Spitzen der | |
Regierung übersehen. | |
So wurde am Dienstag, einen Tag vor der Abstimmung im Nationalrat, eine | |
neue Lösung ausgekocht: der „persönliche Feiertag“. Jede/r soll das Recht | |
haben, einen Tag im Jahr zum „persönlichen Feiertag“ zu erklären. | |
## Drei Monate vorher anmelden | |
So könnten Evangelen den ganzen Karfreitag feiern – wie bisher. Jedoch | |
müssen sie einen Urlaubstag dafür hergeben. Während Urlaube einvernehmlich | |
mit dem Arbeitgeber vereinbart werden müssen, soll auf diesen freien Tag | |
ein Rechtsanspruch bestehen. Er muss aber drei Monate vorher angemeldet | |
werden. Sollte jemand an diesem Tag arbeiten, stünde ihm der | |
Feiertagszuschlag plus ein zusätzlicher Urlaubstag zu. | |
Bei den Protestanten regt sich Unmut, denn ihnen wird etwas weggenommen. | |
Das betrifft rund 120.000 Erwerbstätige. Zudem muss die Regierung in | |
Kollektivverträge eingreifen, in denen das Recht auf den freien Karfreitag | |
verankert ist. | |
Die Gewerkschaft überlegt einen besonders effektiven Sabotageakt: Alle | |
Arbeitnehmer könnten auf die Idee kommen, den Karfreitag oder den letzten | |
Einkaufssamstag vor Weihnachten zum „persönlichen Feiertag“ zu erklären. | |
28 Feb 2019 | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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