# taz.de -- Kolumne Geht’s noch?: Linke Verschwörungsfantasten | |
> Steinmeier gratuliert dem Iran zum Geburtstag – als handele es sich nicht | |
> um ein verbrecherisches Regime. Aber es geht noch schlimmer. | |
Bild: Bundespräsident Steinmeier begrüßt den iranischen Botschafter beim Neu… | |
Das Eine ist: Die USA sind im vergangenen Jahr aus dem Atomabkommen mit dem | |
Iran ausgestiegen. Das Andere ist: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier | |
hat dem iranischen Präsidenten zum Nationalfeiertag, dem 40. Jahrestag der | |
Islamischen Revolution, „herzliche Glückwünsche“ übermittelt. [1][Und in | |
der Bild-Zeitung], aber auch an anderen Stellen, wurde er dafür – | |
beziehungsweise für das, was bei diesen Glückwünschen offensichtlich | |
ungesagt blieb – scharf kritisiert. | |
[2][Ralf Stegner] (SPD) und [3][Jürgen Trittin] (Grüne) mischen dies nun | |
zusammen, heraus kommt ein übler verschwörungstheoretischer Cocktail. Nach | |
Stegner bekommt Trump Hilfe „durch einige Gesinnungsfreunde in der | |
deutschen Medienwelt“, Trittin verknüpft die gleiche Kritik mit einem | |
Essen, das sich Bild-Chef Julian Reichelt mit dem US-Vizepräsidenten auf | |
der Münchner Sicherheitskonferenz gegönnt hat. Was zwischen den Zeilen | |
steht: Deutsche Medien werden durch die Trump-US-Regierung gesteuert. Was | |
für ein Unsinn. | |
Dass sich ein Bundespräsident an diplomatische Gepflogenheiten halten muss, | |
ist richtig. Die Gratulation „auch im Namen meiner Landsleute“ und | |
ausgerechnet zum Jahrestag der Revolution auszusprechen, war allerdings ein | |
fataler Fehler. | |
„[4][Nicht in meinem Namen]“, teilten unter anderem jüdische und | |
exil-iranische Organisationen und Einzelpersonen mit. Bekanntlich | |
finanziert das verbrecherische iranische Regime die Terrororganisationen | |
Hisbollah und Hamas, droht Israel mit der Vernichtung, zwingt Frauen seit | |
40 Jahren unter das Kopftuch und vollstreckt so viele Hinrichtungen wie | |
kein anderes Land auf dieser Welt. | |
## Maximale Schäbigkeit | |
Auch in Deutschland sollen iranische Agenten jüdische Einrichtungen | |
ausspioniert haben. Die Kritik am Mullah-Regime und die Solidarität mit der | |
unterdrückten iranischen Protestbewegung ist also dringend notwendig. Und | |
wenn das Bundespräsidialamt sich jetzt darauf beruft, dass Steinmeier genau | |
wie die meisten seiner Vorgänger gehandelt hat, macht das die Sache | |
schlechter und nicht besser. | |
Die Kritik an Steinmeier kann man berechtigt oder übertrieben nennen. Man | |
macht sich allerdings ziemlich lächerlich, wenn man die Bild als Marionette | |
der Trump-Administration fantasiert. Den dort zu Wort gekommenen Kritikern | |
ein selbstbestimmtes Handeln abzusprechen und sie als unmündigen Teil einer | |
„Kampagne“ zu betrachten, wie es Stegner und Trittin tun, ist an | |
Schäbigkeit schwer zu überbieten. | |
1 Mar 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/hamed-abdel-samad-attacki… | |
[2] https://twitter.com/Ralf_Stegner/status/1100750955853869056 | |
[3] https://twitter.com/JTrittin/status/1100732365125500928 | |
[4] http://www.hagalil.com/2019/02/nicht-in-meinem-namen/ | |
## AUTOREN | |
Frederik Schindler | |
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