# taz.de -- Homophober Reggae-Sänger Buju Banton: Summerjam-Festival in der Kr… | |
> Auf dem Summerjam-Festival in Köln soll Buju Banton als Headliner | |
> auftreten. Der Reggae-Künstler ruft in einem Song zum Mord an Schwulen | |
> auf. | |
Bild: Noch 2009 erklärte Buju Banton, dass es „kein Ende im Krieg zwischen m… | |
Berlin taz Das Summerjam-Festival ist mit 30.000 Besuchern eines der | |
größten Reggae-Festivals Europas. Es findet jährlich in Köln statt und ist | |
nach eigenen Angaben ein Fest „mit toleranten und friedliebenden | |
Gleichgesinnten“. Der geplante Auftritt von Buju Banton als Headliner im | |
Juli dieses Jahres lässt daran zweifeln. | |
So ruft dieser in seinem Song „Boom Bye Bye“ dazu auf, Schwule zu | |
erschießen oder durch Säure- und Brandanschläge zu töten. „Boom bye bye in | |
a battyboy head“, heißt es in dem 1992 veröffentlichten Song. „Battyboy“ | |
und „Battyman“ sind im jamaikanischen Kreolisch abwertende Ausdrücke für | |
schwule und bisexuelle Männer. | |
„Homofeindlichkeit ist keine Petitesse. Sie ist auch kein Ausdruck | |
künstlerischer Freiheit. Sie ist schlichtweg menschenfeindlich. Und | |
Menschenfeindlichkeit darf in Köln keine Bühne bekommen“, fordert der grüne | |
Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann in einem offenen Brief. „Ich bitte Sie | |
und Euch daher sehr darum, Buju Banton nicht auftreten zu lassen. | |
Andernfalls wird es sicherlich zu Protesten gegen das Summerjam-Festival | |
kommen“, so Lehmann weiter. | |
Die Summerjam-Organisatoren hingegen verteidigen den Auftritt. „Wir haben | |
die Entwicklung des Künstlers über lange Jahre beobachtet. Seine Sicht auf | |
die Dinge hat sich im Laufe der Jahre verändert. Und das ist gut so!“, | |
teilte eine Sprecherin der taz mit. Sie verwies auf einen Vertragspassus, | |
mit dem sich Künstler bereits seit 2005 verpflichten, während ihrer | |
Summerjam-Auftritte auf homophobe Statements zu verzichten. | |
Einen Ausschluss von Künstlern, die sich abseits der Kölner Bühne | |
schwulenfeindlich äußern, gibt es allerdings nicht. Den zitierten Song | |
nennt die Sprecherin „zu Recht scharf kritisiert“ und weist darauf hin, | |
dass der Sänger bei der Veröffentlichung „gerade mal 19 Jahre alt war“. | |
## Kölner CSD fordert Absage | |
Buju Banton, der im Februar 2011 wegen Drogenhandels schuldig gesprochen | |
wurde und bis Dezember 2018 im Gefängnis saß, hat den Song allerdings noch | |
bis mindestens 2007 öffentlich gespielt – also im Alter von 34 Jahren. 2007 | |
unterzeichnete er den sogenannten „Reggae Compassionate Act“ der Kampagne | |
„Stop Murder Music“ und verpflichtete sich dadurch, zukünftig | |
schwulenfeindliche Texte in Songs zu unterlassen. [1][Noch 2009 erklärte er | |
jedoch laut dem Jamaica Observer,] dass es „kein Ende im Krieg zwischen mir | |
und Schwuchteln“ gebe. Wegen seiner „Kultur und Erziehung“ könne er „n… | |
in 1.000 Jahren“ Homosexualität gutheißen. | |
Auch der Kölner CSD, der zeitgleich zum Summerjam-Festival stattfindet, | |
fordert die Absage des Auftritts. „Die Gewaltrate an Homosexuellen und | |
Trans* ist in seinem Land extrem hoch, dafür sind solche Künstler wie er | |
mitverantwortlich. Er sorgt gerade bei jungen Menschen dafür, dass sich | |
Homo-, Trans*,- und Biphobie noch mehr ausbreitet“, [2][heißt es in einem | |
offenen Brief.] „Viele Aktivisten und Organisationen in den Ländern, wo der | |
Sänger besonders populär ist und die Gewaltverbrechen nach wie vor | |
anhalten, kritisieren diese Hasssänger“, so die CSD-Veranstalter weiter. | |
Auch auf den Bahamas steht ein geplanter Auftritt Bantons in der Kritik. So | |
forderte die bahamaische LGBT-Aktivistin Erin Greene, dass Banton bei | |
seinem Konzert auf die schwulenfeindlichen Lyrics aus „Boom Bye Bye“ | |
verzichten sollte. „Ich kann diesen Song und seine Auswirkungen auf das | |
Leben von queeren Kariben niemals vergessen“, [3][sagte sie der | |
bahamaischen Tageszeitung Tribune242.] | |
Dennoch sollte die „Ikone“ nicht auf diesen Song reduziert werden. „Wir | |
sollten in der Lage sein, Buju als komplexe Figur anzuerkennen“, so Greene | |
weiter. Anschließend war sie Drohungen ausgesetzt, mehrere Personen riefen | |
ihr „Boom Bye Bye“ in der Öffentlichkeit zu. „Ich bin besorgt über meine | |
Sicherheit und über die anderer Mitglieder der Community“, postete sie auf | |
ihrer Facebook-Seite. | |
## Gesellschaftliche Ächtung | |
Buju Banton wird, wie viele andere Reggae- und Dancehall-Künstler mit | |
sogenannten „Battyman Tunes“ im Repertoire, bereits seit vielen Jahren von | |
Organisationen kritisiert, die für die Rechte von Lesben, Schwulen, | |
Bisexuellen und Transpersonen eintreten. Besonders in Jamaika aber wird der | |
Sänger verehrt. In dem karibischen Inselstaat wird mann-männlicher Sex mit | |
bis zu 10 Jahren Haft bestraft, Homosexualität ist gesellschaftlich | |
geächtet. 2001 verwendete die aktuell regierende Jamaica Labour Party den | |
Song „Chi Chi Man“ der Dancehall-Gruppe T.O.K. als Wahlkampfsong. Darin | |
wird die Verbrennung von Schwulen gefeiert. | |
Die 1998 gegründete jamaikanische LGBT-Organisation J-Flag prangert [4][in | |
einem Bericht aus dem letzten Jahr] (pdf) „weitverbreitete Diskriminierung, | |
Ausschluss, gewalttätige Attacken, Polizeigewalt, Arbeitslosigkeit und | |
einen deutlichen Mangel an Rechtsschutz“ an. Im Juni 2004 wurde der | |
J-Flag-Gründer Brian Williamson in seiner Wohnung in Kingston brutal | |
ermordet. Nach dem Mord trat ein schwulenfeindlicher Mob vor dem Tatort | |
zusammen und sang zur Feier des Tages ein Lied: „Boom Bye Bye“ von Baju | |
Banton. | |
6 Feb 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.queer.de/detail.php?article_id=11229 | |
[2] https://www.facebook.com/ColognePride/posts/2230503186972511 | |
[3] http://www.tribune242.com/news/2019/jan/18/buju-welcome-songs-bye-bye/ | |
[4] http://jflag.org/wp-content/uploads/2018/09/Annual-Country-Status-Update.pdf | |
## AUTOREN | |
Frederik Schindler | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
Homophobie | |
Reggae | |
Jamaika | |
Schwerpunkt LGBTQIA-Community | |
Homophobie | |
Jamaika | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Homophobe Lyrics von Buju Banton: Keine zweite Chance verdient | |
Ein Reggae-Sänger fantasiert über Mord an Schwulen. Die Kritik daran als | |
„westlich“ zurückzuweisen lässt die karibische LGBT-Community im Stich. | |
Dancehall-Musiker Bounty Killer: Homophobe Altlasten | |
Vor 15 Jahren fiel der Künstler durch starke Homophobie auf – und durfte | |
nicht in Deutschland auftreten. Das soll sich jetzt ändern. Der Protest ist | |
groß. | |
Ist Pornografie jetzt Pop? (7): Wer sich nicht wehrt, hört verkehrt | |
Der politische Druck von Schwulenverbänden hat gezeigt: Es wäre falsch, | |
Homophobie als Ausdruck einer "fremden" Musikkultur zu entschuldigen. |