Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Korruption in Mosambik: Jagd auf die Milliardendiebe
> Die Elite des bitterarmen Landes hat sich jahrelang an dubiosen Krediten
> bereichert. Jetzt wandern immer mehr Profiteure hinter Gitter.
Bild: Mosambiks ehemaliger Finanzminister Manuel Chang im Januar während einer…
Maputo taz | Mit der Inhaftierung einer hochrangigen Persönlichkeit wird
das Ausmaß der Korruption in Mosambik zusehends deutlicher. Am Samstag traf
es Ndambi Guebuza, ältester Sohn des Ex-Präsidenten Armando Guebuza, der
Mosambik von 2005 bis 2015 regiert hatte. Mit ihm kamen sieben weitere
Personen aus hohen Wirtschafts- und Geheimdienstkreisen in Haft.
Erst am Freitag hatte die Justiz in Südafrika es abgelehnt, Mosambiks
Ex-Finanzminister Manuel Chang aus der Auslieferungshaft zu entlassen.
Chang war von 2005 bis 2015 im Amt und wurde Ende Dezember am Flughafen
Johannesburg festgenommen. Er wird seitdem aufgrund eines US-Haftbefehls
festgehalten.
Im Jahr 2016 war bekannt geworden, dass Mosambik über eine Milliarde
US-Dollar Auslandsschulden mehr hatte als offiziell zugegeben. Am Anfang
stand ein Vertrag mit Frankreich aus dem Jahr 2013 über die Lieferung einer
Fischereiflotte an Mosambik durch die Firma Privinvest im Wert von 200
Millionen US-Dollar.
Im April 2016 enthüllten US-Medien, dass die zuständigen mosambikanischen
Staatsfirmen, mehrheitlich kontrolliert von Mosambiks Geheimdiensten, für
diese Flotte – die nie in Betrieb gegangen ist – Auslandskredite in Höhe
von zwei Milliarden US-Dollar aufgenommen hatten. Hauptkreditgeber: Die
Schweizer Bank Credit Suisse und die russische Bank VTB.
## Schmiergelder an Offizielle
Was aus diesem Geld geworden ist, bleibt unbekannt, aber Mosambiks Staat
muss es zurückzahlen. Bis zu 200 Millionen US-Dollar aus den Krediten
flossen derweil als Schmiergelder an mosambikanische Offizielle zurück,
heißt es in der US-Anklageschrift, die den aktuellen Festnahmen zugrunde
liegt. Chang sowie Ex-Präsidentensohn Guebuza sollen jeweils Millionen
eingesteckt haben.
Zeitgleich mit Chang wurden drei Angestellte von Credit Suisse in der
Dominikanischen Republik festgenommen und ausgeliefert. Ein libanesischer
Angestellter des Vertragspartners der Mosambikaner mit Sitz in Abu Dhabi
kam in den USA in Haft.
Die Aufmerksamkeit richtet sich auf den franko-libanesischen Milliardär
Iskander Safa, Eigentümer der Holding Privinvest, die Mosambik die
Fischereiflotte liefern sollte, sowie die französische Werft, auf der sie
gebaut werden sollte. Die Werft baut französischen Berichten zufolge
eigentlich Marineschiffe und keine Fischerboote. Für einen Fischereideal
wären nicht extra die beiden damaligen Präsidenten François Hollande und
Armando Guebuza zum Vertragsabschluss gereist.
Es heißt, dass Frankreichs Militär Zugang zu Mosambiks Gewässern sucht. Und
es wird gerätselt, was jetzt noch alles auftauchen könnte. „Die Aussicht,
dass Chang in einem US-Gericht über andere mosambikanische Offizielle
auspackt, die noch mehr Schmiergeld bekommen haben als er selbst, ist
offensichtlich für Frelimo (die ehemals sozialistische Befreiungsbewgung,
die Mosambik seit der Unabhängigkeit 1975 regiert; Anm. der Redaktion)
schrecklich“, sagt Peter Fabricius vom südafrikanischen Institut für
Sicherheitsstudien (ISS). Der mosambikanische Kommentator Amiro Marcelino
meint: „Dies öffnet die Büchse der Pandora. Es wurde schon immer gesagt,
dass Mosambik sehr korrupt sei, aber nur auf dem Papier. Nun wird klar, wie
tief das geht.“
## Skandal aussitzen
Monatelang versuchte Mosambiks aktueller Präsident, Felipe Nyusi, den
Skandal durch Schweigen auszusitzen. Nyusi war in der fraglichen Zeit
Verteidigungsminister. Aber im Januar wurde der Korruptionsskandal Thema
auf einem mehrstündigen Treffen zwischen Nyusi und Südafrikas Präsident
Cyril Ramaphosa. Offiziell ging es um die Festnahme eines Südafrikaners
wegen Unterstützung islamistischer Rebellen im Norden Mosambiks, aber bei
dem Treffen war auch Angolas Präsident João Lourenço anwesend.
In Angola, Südafrika und Mosambik ist Aufarbeitung von Korruption früherer
Präsidenten das zentrale politische Thema. Und die Holding Privinvest ist
auch in Angola aktiv: Sie erhielt 2016 den Zuschlag für die Modernisierung
der angolanischen Marine und den Ausbau der Wasserkraftkapazitäten des
Landes. Credit Suisse gab Angola im vergangenen Jahr einen Kredit über 700
Millionen US-Dollar.
18 Feb 2019
## AUTOREN
Arimandos Domingos
## TAGS
Schwerpunkt Korruption
Manuel Chang
Mosambik
Südafrika
Mosambik
Angola
Mosambik
## ARTIKEL ZUM THEMA
Friedensabkommen für Mosambik: Hoffnungszeichen für Afrika
Erstmals seit 1992: Mosambiks Regierung und die bewaffnete
Renamo-Opposition unterzeichnen feierlich einen Friedensvertrag.
Dubiose Kredite für Afrika: Angola im Zwielicht
Ausländische Firmen und Kreditgeber sind auch im Ölland Angola aktiv. Zuvor
haben sie bereits Mosambik in den Ruin getrieben.
Angriffe in Mosambik: Afrikas neuester Dschihad
Im Norden Mosambiks grassiert ein Aufstand radikaler Islamisten mit
Verbindungen bis nach Somalia. Die Region ist rohstoffreich und bitterarm.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.