# taz.de -- Fußballerin Melanie Leupolz: „Andere Nationen stocken stark auf�… | |
> Nationalspielerin Melanie Leupolz vom FC Bayern über das Spitzenspiel | |
> gegen Wolfsburg, Gefahren für die Bundesliga und die WM im Sommer. | |
Bild: Angriff auf die Spitze: Melanie Leupolz (M.) möchte im Verein und mit de… | |
taz: Frau Leupolz, am Sonntag starten Sie nach zwei Monaten Pause wieder in | |
die Bundesliga. Zeit wird ’s, oder? | |
Melanie Leupolz: Die Freude ist natürlich riesengroß. Man hat hart | |
gearbeitet, viele anstrengende Trainingseinheiten gehabt. Letzten Endes | |
spielt man Fußball, um sich mit anderen Mannschaften zu messen, und deshalb | |
ist es umso schöner, dass es wieder losgeht. | |
Im Moment beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter Wolfsburg nur drei | |
Punkte, wie entscheidend ist das Spiel im Kampf um die Meisterschaft? | |
Es ist enorm wichtig; das wird ein Sechs-Punkte-Spiel. Wenn wir gewinnen, | |
ist alles möglich, dann geht es um jeden einzelnen Spieltag. Bei einer | |
Niederlage wird es schwierig, weil Wolfsburg sehr konstant spielt und in | |
der restlichen Saison wenig Punkte liegen lassen wird. | |
Das Hinspiel haben Sie mit 0:6 verloren. Was war da eigentlich los? | |
Da hat wirklich gar nichts funktioniert. Jede von uns hat noch so viel Wut | |
und Frust in sich, dass wir mit allen Kräften in das Spiel gehen werden. | |
Wolfsburg ist nicht so viel besser als wir. Wir sind hintendran, aber an | |
einem guten Tag, wenn wir alles abrufen, können wir auch Wolfsburg | |
schlagen. | |
Unter anderem in England gibt große Anstrengungen, Spielerinnen besser zu | |
bezahlen. Läuft man im Ausland der Bundesliga den Rang ab? | |
Ich glaube schon, dass die Frauenbundesliga aufpassen muss. Andere Nationen | |
stocken sehr stark auf, durch große Klubs wie Arsenal und Manchester City | |
zum Beispiel. Auch die spanische Liga mit Barcelona und Atlético wird immer | |
interessanter, liegt aber rein sportlich noch hinter der Bundesliga. Die | |
Attraktivität der anderen europäischen Ligen steigt jedenfalls, und die | |
Deutschen müssen sich etwas einfallen lassen, um Nationalspielerinnen im | |
Land halten und Topspielerinnen aus dem Ausland holen zu können. | |
Stehen die Männervereine in Deutschland unter Zugzwang? | |
Es wäre ein großer Vorteil, wenn die Vereine der Männerbundesliga die | |
Relevanz des Frauenfußballs für sich erkennen und darin investieren würden. | |
Wir haben nicht die Zuschauerzahlen und dementsprechend nicht das Geld, um | |
allein professionelle Strukturen in allen Vereinen zu schaffen. Bis auf die | |
Spielerinnen der ersten drei oder vier Vereine, müssen die Sportlerinnen | |
bisher nebenher arbeiten und können erst abends trainieren. Dadurch geht | |
viel Qualität verloren. | |
Die Zuschauerzahlen in der Liga sind rückläufig. Besonders beim FC Bayern | |
stehen sie nicht im Verhältnis zum Erfolg der Mannschaft. Warum ist das so? | |
Das ist ein Zusammenspiel von vielen Faktoren, aber es ist schon | |
erschreckend, dass die Zuschauerzahlen sinken. In Wolfsburg zum Beispiel | |
wird der Frauenfußball größer geschrieben, auch weil sie erfolgreicher | |
sind als die Männermannschaft. Wir stehen immer im Schatten unserer Männer. | |
Hinzukommt, dass es in München sehr viel sportliche Konkurrenz gibt, gegen | |
die man sich durchsetzen muss. Außerdem haben wir keine einheitliche | |
Kulisse, wo ein bisschen Routine aufkommen kann. Manchmal spielen wir im | |
Grünwalder Stadion, manchmal am Campus, wo die Stimmung viel besser ist. | |
Und natürlich können auch noch Marketingmaßnahmen ergriffen werden. | |
Sie haben gerade Ihren Vertrag beim FC Bayern verlängert. Gab es denn auch | |
Angebote aus dem Ausland? | |
Die gab es, aber ich habe mich bewusst für den FC Bayern entschieden. Ich | |
weiß, welche Rolle ich hier habe, und es macht derzeit unheimlich Spaß mit | |
der Mannschaft. Natürlich wird es nächstes Jahr einen Umbruch geben, es | |
wird ein neuer Trainer kommen, was gerade für eine Spielerin wie mich | |
interessant ist, die eine Führungsrolle hat und jüngere oder neue | |
Spielerinnen an das Team heranführen muss. Außerdem hat der Klub eine klare | |
Zielformulierung, was in den nächsten Jahren passieren soll. Wir wollen | |
dann auch in der Champions League um den Titel mitspielen. Das ist alles | |
sehr spannend, und ich möchte Teil dieses Prozesses sein. | |
Apropos Umbruch – Sie waren im Januar im Trainingslager der | |
Nationalmannschaft in Marbella, wo es vor allem darum ging, die neue | |
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg kennenzulernen. Was haben Sie für | |
einen Eindruck von ihr? | |
Einen sehr guten. Man merkt ihr die deutschen Tugenden: Sie legt viel Wert | |
auf Qualität und Details, achtet auf Kleinigkeiten. Sie hat eine klare Idee | |
und kommuniziert diese auch. Im Training war es immer abwechslungsreich, es | |
hat Spaß gemacht, und man hatte das Gefühl, in einer Woche schon viel | |
gelernt zu haben. Ich freue mich auf die weiteren Lehrgänge und Spiele. | |
Wie schätzen Sie die Chancen der deutschen Mannschaft bei der WM im Sommer | |
ein, gerade im Vergleich zu den USA oder Frankreich? | |
Frankreich spielt im Moment sehr stark, sie sind genauso ein Favorit bei | |
der WM wie die USA, gegen die sie vor Kurzem sogar gewonnen haben. Damit | |
wir um den Titel mitspielen können, muss sehr viel zusammenpassen, was mit | |
dem Umbruch und der neuen Trainerin vielleicht nicht einfach wird. Es kann | |
aber auch ein Vorteil sein, wenn der Druck nicht so hoch ist, man kann | |
befreit aufspielen und für Überraschungen sorgen. Anders als in der | |
WM-Qualifikation unter Horst Hrubesch, haben wir aber jetzt mit Martina | |
noch viel Zeit, um uns den perfekten Plan zu erarbeiten. Wir können noch | |
viel trainieren, uns einspielen und dann die taktischen Feinheiten | |
abstimmen. | |
Und schlimmer blamieren als die Männer letztes Jahr können Sie sich ja gar | |
nicht. | |
Genau. | |
17 Feb 2019 | |
## AUTOREN | |
Carlotta Rust | |
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