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# taz.de -- Medien in der Ukraine: TV-Direktor gefeuert
> Surab Alasanija hat anbeglich zu wenig über den wahlkämpfenden
> Präsidenten Poroschenko berichtet. Die Entscheidung stößt auf Kritik.
Bild: Fühlt sich zu wenig im TV gesehen: der ukrainische Präsident Petro Poro…
Kiew taz | Surab Alasanija, Chef des ukrainischen öffentlich-rechtlichen
Rundfunks, ist am Donnerstag mit sofortiger Wirkung vorzeitig vom
Aufsichtsrat des Öffentlich-Rechtlichen Fernsehens entlassen worden. Die
Entscheidung war mit einer Mehrheit von neun gegen drei Stimmen getroffen
worden. Gründe wollte der Aufsichtsrat für seine Entscheidung nicht nennen.
Diese würden erst mit Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls in einer
Woche bekannt gemacht werden, hieß es lapidar von Seiten des
Aufsichtsrates.
Alasanija hingegen ist sich sicher, dass seine Entlassung in einem direkten
Zusammenhang mit dem Präsidentenwahlkampf in der Ukraine steht. So zitiert
er auf seiner Facebook-Seite aus einem Entwurf des Aufsichtsrates als Grund
zur Entscheidung ihn zu entlassen, dass er nicht ausreichend über
Aktivitäten von Präsident Petro Poroschenko berichtet habe. So habe er es
versäumt, den Kreuzweg Poroschenkos, den dieser gemeinsam mit dem obersten
Hirten der neuen Orthodoxen Kirche in der Ukraine unternommen habe,
entsprechend informativ zu begleiten.
Die fristlose und vorzeitige Entlassung eines Journalisten, der für ein
unabhängiges öffentlich-rechtliches Fernsehen steht, bringen einige seiner
Kollegen ebenfalls mit der für 31. März angesetzten Präsidentschaftswahl in
Verbindung. Ukrainische Meinungsforschungsinstitute gehen derzeit von einer
Niederlage Poroschenkos aus.
Sofort nach dem pro-westlichen Umsturz in der Ukraine war der aus Abchasien
stammende Journalist Alasanija Ende März 2014 zum Chef des staatlichen
Fernsehens ernannt worden. Im April 2017 wurde er, mit nur einer Stimme
Mehrheit, zum Chef des neu gegründeten öffentlich-rechtlichen Fernsehens
gewählt.
## Zu wenige Expertenmeinungen
Hier habe er es geschafft, so Svitlana Ostapa, die als Mitglied des
Aufsichtsrates am Donnerstag gegen die vorzeitige Entlassung gestimmt
hatte, das öffentlich-rechtliche Fernsehen von Zwängen lokaler und
zentraler Bürokraten zu befreien. Ostapa kritisierte die Entlassung und die
Vorgehensweise des Aufsichtsgremiums dabei.
Gleichzeitig räumte sie jedoch auch ein, dass das Bemühen Alasanijas, den
Sender frei von politischen Druck zu halten, dazu geführt habe, dass die
Inhalte gelitten hätten. Selten seien Experten zu Wort gekommen, habe es
inhaltlich fundierte Beiträge gegeben.
Sofort nach Bekanntwerden der unter Ausschluß der Öffentlichkeit
getroffenen Entscheidung hatten sich Medienorganisationen mit dem
entlassenen Chefredakteur solidarisiert. Sie beklagten insbesondere das
Timing der Entscheidung in der Zeit des Präsidentenwahlkampfes und das
Vorgehen.
Die Destabilisierung eines öffentlich-rechtlichen Senders in der
Vorwahlperiode stelle eine direkte Gefahr für die demokratischen Prozesse
in der Ukraine dar und spiele dem äußeren Feind in die Hände, beklagten
sich das Institut für Massenmedien, Internews Ukraine, „Detektor Mexdia“,
und das Zentrum für Demokratie und Recht, CEDEM.
1 Feb 2019
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Ukraine
Petro Poroschenko
Wahlkampf
TV
Ukraine
Ukraine
Julia Timoschenko
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