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# taz.de -- Verwerfungen bei Tennis Borussia Berlin: Tumulte und dubiose Neu-Mi…
> Die Lage beim Fußballverein Tennis Borussia Berlin spitzt sich zu. Die
> Auseinandersetzung mit Investor Redlich erreicht ihren vorläufigen
> Höhepunkt.
Bild: Um ihn geht es: den TeBe-Vorstandsvorsitzenden Jens Redlich
Berlin taz | Mögliche Manipulation, Tumulte und dubiose Neu-Mitglieder: Die
Situation um den Fußballoberligisten und Traditionsverein Tennis Borussia
Berlin und seinen allmächtigen Investor Jens Redlich wird immer absurder.
Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Mittwochabend wurden
fünf Plätze im Aufsichtsrat neu besetzt. Zehn Kandidaten traten dafür
letztlich an, darunter fünf Getreue des Vorstandsvorsitzenden und Investors
Redlich.
Der Investor versucht schon seit langem, den Einfluss der Fans im Verein
einzuschränken. Die Liste der Rauswürfe und Diffamierungen gegen
Andersdenkende bei TeBe unter Redlich ist lang. Zahlreichen Berichten
zufolge soll er nun einen hübschen Kniff gefunden haben, Demokratie zu
seinen Gunsten zu beeinflussen: Auf der Mitgliederversammlung sollen
massenhaft angeworbene Neu-Mitglieder erschienen sein und für Redlichs
Kandidaten für den Aufsichtsrat gestimmt haben. Bei den Neuen, so berichtet
ein TeBe-Mitglied der taz, habe es sich etwa um Bauarbeiter gehandelt, die
direkt von der Arbeit kamen, zum Teil überhaupt kein Deutsch sprachen und
am Eingang direkt Anweisungen erhalten hätten. Ein Neumitglied soll
eingeräumt haben: „Wir waren noch nie bei TeBe.“
„Die bulgarischen Bauarbeiter trugen Arbeitskleidung und wurden in einem
Reisebus hergebracht. Sie konnten zuerst in keiner Mitgliederliste gefunden
werden, dann hat man sie offenbar doch gefunden“, so Dennis Wingerter,
stellvertretender Abteilungsleiter von TBAF (Abteilung Aktive Fans von
Tennis Borussia), gegenüber der taz. „Es gab zwei größere neue Gruppen: Die
Bulgaren und viele, die nach Fitnessstudio-Belegschaft aussahen.“ Investor
Jens Redlich wurde für diesen Text telefonisch befragt und nahm zu den
Vorwürfen Stellung. Er ließ jedoch im Nachgang alle Äußerungen streichen
und verbot die Verwendung.
Die Berichte über Manipulation waren am Mittwochabend vielfach auf Twitter
aufgetaucht. „Es stellt sich in Gesprächen heraus, dass offenbar gezielt
Menschen…nennen wir es…angeworben wurden für diese Mitgliederversammlung�…
[1][twitterte] etwa der Journalist Sören Kohlhuber. Der Schachzug verlief
erfolgreich: Zwei Drittel der Stimmen gingen an die Getreuen Redlichs.
Die Neu-Mitglieder seien dann, so berichtet ein [2][Twitter-User], nach der
Stimmabgabe verschwunden, „und interessieren sich überraschenderweise nicht
für das Ergebnis.“ Viele sollen sich während der Veranstaltung vor allem
bei den Freigetränken im Foyer aufgehalten haben und erst zur Abstimmung
erschienen sein.
„Bei den früheren Mitgliederversammlungen waren es immer zwischen 50 und
100 Stimmen“, so Wingerter. „Diesmal haben wir 568 gültige Stimmen gezähl…
Zum Vergleich: Bei der Mitgliederversammlung vor zwei Jahren hatte TeBe 571
stimmberechtigte Mitglieder, anwesend waren davon 86. Ungefähr 150 Leute,
die am Mittwochabend da waren, hatte ich noch nie gesehen.“ Die mutmaßliche
Aktion war nach derzeitigem Wissensstand höchstwahrscheinlich legal. Nach
TBAF-Angaben dürfen neue TeBe-Mitglieder sofort und ohne Sperrfrist auf
Mitgliederversammlungen abstimmen. Außerdem kann jedes Mitglied bis zu drei
weitere Mitglieder per Vollmacht vertreten.
Noch am Abend äußerten zahlreiche Fans online ihre Wut und
Fassungslosigkeit. Viele sprachen von einer Farce. Auf der Versammlung
selbst kam es zu Tumulten und Handgreiflichkeiten. Mehreren Berichten
zufolge sollen Redlich-Anhänger außerdem Frauen sexistisch beleidigt haben.
Am Abend herrschte in den sozialen Netzwerken unter TeBe-Anhängern eine
Mischung aus Entsetzen, Resignation und Ironie. „Kleine aber feine Fanszene
für die Rückrunde 2018/19 zu verleihen“, schrieb ein Fan via Twitter.
Juso-Chef und TeBe-Fan Kevin Kühnert [3][schrieb]: „Mit Tennis Borussia
wird heute ein Traditionsclub nach allen Regeln der Kunst gekapert.“ Dennis
Wingerter berichtet: „Die Stimmung ist miserabel, gestern Abend herrschte
Schockstarre. Unter dem aktuellen Vorstand wird sich das nach gestern auch
nicht mehr ändern.“
Jens Redlich ist Geschäftsführender Gesellschafter der Fitnesskette Crunch
Fit und seit 2016 Investor, seit 2017 Vorstandsvorsitzender im Verein. Er
wünscht sich in der links geprägten Fanszene schon lange „mehr
Neutralität“. Die außerordentliche Mitgliederversammlung war überhaupt nur
auf massiven Druck durch die Abteilung Aktive Fans von Tennis Borussia
(TBAF) zustande gekommen.
Transparenzhinweis: Ein taz-Redakteur ist Mitglied der Abteilung Aktive
Fans von Tennis Borussia. Er hat der Autorin am Donnerstag seine
Beobachtungen geschildert. Auf den Inhalt des Artikels hatte er darüber
hinaus keinen Einfluss.
31 Jan 2019
## LINKS
[1] https://twitter.com/SoerenKohlhuber/status/1090658053416988674
[2] https://twitter.com/realpurplebro/status/1090727876549398529
[3] https://twitter.com/KuehniKev/status/1090668803669794816
## AUTOREN
Alina Schwermer
## TAGS
Fußball
Fankultur
Fans
Berlin
Tennis Borussia
Berliner Fußball-Verband
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