Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Pro & Contra Auswärtstorregel: Der Treffer auf dem fremden Platz
> Die Uefa diskutiert, ob bei Gleichstand in Wettbewerben weiterhin das
> Team mit den meisten Auswärtstoren gewinnen soll. Eine Debatte.
Bild: Soll die Auswärtstorregel auch in Champions- und Europa-League abgeschaf…
## *** Pro Auswärtstorregel ***
Der Heimvorteil existiert nicht mehr. Das zumindest wäre die Botschaft,
wenn die Auswärtstorregel auch in Champions- und Europa-League abgeschafft
würde. Vielleicht sollte jemand den Fans in Barcelona oder Dortmund
Bescheid sagen, dass sie ihre Gesänge in Zukunft sein lassen können.
Anscheinend haben diese ja keinen Einfluss auf Spiel und Ergebnis.
Das wäre eine [1][deprimierende Nachricht für die europäische Fankultur,]
aber auch für die Spiele in ebenjenen Wettbewerben. Denn ohne die Regel
fehlt ein Teil der Attraktivität. Das Auswärtsteam könnte sich 90 Minuten
hinten reinstellen, es müsste keinen Mehraufwand betreiben, um unbedingt
das wichtige Auswärtstor zu erzielen, das einem selbst bei einer knappen
Niederlage noch den Hals retten kann. Stattdessen würde es reichen, das
Spiel zu Hause deutlich zu gewinnen oder sich in die Verlängerung zu
retten. Von diesen dürfte es dann ohnehin deutlich mehr geben.
Das mag für die eigenen Fans zwar auch spannend sein, aber noch schöner ist
doch attraktiver Fußball, in dem beide Mannschaften alles geben – offensiv
und defensiv, und als Fan hat man das Gefühl, Teil des Spiels zu sein.
Die Macht der Stadien und der Heimfans sollte man nicht kleinreden, auch
nicht zu Zeiten der Sitzplatzstadien mit teuren Tickets. In den größten
Stadien Europas wird nicht 11 gegen 11 gespielt, sondern gerne mal 11 gegen
80.000. Dafür steht die Auswärtstorregel. Und dabei sollte es auch bleiben.
Carlotta Rust
## *** Contra Auswärtstorregel ***
Da kennt sich doch kein Mensch mehr aus: In der Champions League, also der
südamerikanischen, wird die Auswärtstorregel nach einer Verlängerung nicht
angewendet. Bizarr! Oder schauen wir auf die Halb-Finals im englischen
Ligapokal. Da gibt es in der Vorschlussrunde ja üblicherweise ein Hin- und
Rückspiel. Und jetzt kommt’s: In diesen Partien wird die Auswärtstorregel
nur nach einer Verlängerung, nicht aber nach der regulären Spielzeit
angewendet. Es kann also sein, dass sich der Spielstand nach der
Verlängerung nicht ändert, aber dennoch kein Elfmeterschießen nötig wird.
Hä?
Mit diesem irrsinnigen Kuddelmuddel muss endlich Schluss sein. Der
Fußballfan hat ein Recht auf glasklare Verhältnisse. Die Auswärtstorregel,
diese riesenhaft klaffende Gerechtigkeitslücke, muss weg. Künftig müssen
wir wieder Fußballspiele nach den klaren Regeln der Mathematik auswerten
dürfen: Wer in der Summe mehr Tore erzielt hat, ist der Sieger. Punkt. 2
plus 2 ist 4 und nicht 4,5 – alles andere ist Scholastik. Weiche
Wissenschaft. Wir müssen wieder zu den harten Fakten zurückkommen, gerade
in diesen Zeiten.
Warum so eine Regel nicht nur gegen die hehren Prinzipien der
Leistungsgerechtigkeit, sondern auch gegen die der Regelgerechtigkeit
verstößt – [2][Friedrich August von Hayek lässt grüßen] –, ist jedem k…
der nicht an die Weisheiten der Fußballfunktionäre glaubt. Sie haben seit
1965 diese absurde Regel etabliert, und erst jetzt wagen es ein paar
Revoluzzer, sich gegen diese bis dato legale Schummelei zur Wehr zu setzen.
Schluss auch mit dem lächerlichen Opfermythos, auf den sich Auswärtsteams
bis jetzt beriefen: Ach, sie seien ja so benachteiligt im lauten, fremden,
feindseligen Stadion. Alles Mumpitz. Wer gewinnen will, muss so ein
bisschen Gesinge aushalten. Markus Völker
9 Feb 2019
## LINKS
[1] /Fankultur-in-Fussballstadien/!5434750
[2] /Glaubwuerdigkeitskrise-der-Marktradikalen/!5153664
## AUTOREN
Carlotta Rust
Markus Völker
## TAGS
Fußball
Champions League
Fankultur
Schwerpunkt Sport trotz Corona
Lesestück Recherche und Reportage
## ARTIKEL ZUM THEMA
Streit um neuen Funktionär in der Uefa: Bock im Hühnerstall
Der Katarer Nasser Al-Khelaifi wird in die Machtzentrale der Uefa berufen.
Dabei soll sein Klub die Regeln des Verbandes gebrochen haben.
HSV vor Fußball-Bundesliga-Abstieg: Kühnes kaputtes Konstrukt
Der HSV steht vor dem Abstieg aus der Bundesliga, wieder einmal. Wie kam es
dazu, dass der Klub zur Lachnummer geworden ist?
Kolumne Press-Schlag: Sie nennen es Dusel
Gründet sich der neue Erfolg der Bayern etwa wieder auf den alten
Prinzipien?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.