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# taz.de -- Real und Barça in spanischer Fußballiga: Zeit der Manifeste
> Spannung! Der Clásico als der Höhepunkt spanisch-katalanischer
> Fußballduelle zwischen Barcelona und Real Madrid steht wieder mal an.
Bild: Die letzte Begegnung im Oktober war rau, hier fault Varane Barcelonas Sua…
Die Ästhetik erinnert an Zeiten des Klassenkampfes. Nur dass Pamphlete
heutzutage natürlich nicht mehr abgeworfen oder plakatiert, sondern über
Twitter verschickt werden. Und dass es bei dem aktuellen Aufruf des
„Komitees zur Verteidigung der Republik“ nicht um die Rolle des Arbeiters
geht, sondern um Fußball. „Barcelonista!“, heißt es also vonseiten der
katalanischen Hardcore-Separatisten in ihrer Botschaft zum Match am
Mittwoch: „Feuere Barça an! Pfeife Real Madrid aus! Fordere durch eine
‚Estelada‘ die Unabhängigkeit ein!“
Ob spontan oder orchestriert: Die Estelada – die katalanische Flagge mit
dem Stern lateinamerikanischer Befreiungsbewegungen – dürfte tatsächlich
häufig im Bild sein, wenn die Hauptstädter zum Hinspiel des spanischen
Pokalhalbfinales im Camp Nou gastieren. Nichts motiviert den katalanischen
Stolz mehr als Real, das sie hier seit Zeiten der Franco-Diktatur als
Bannerträger des zentralspanischen Machtanspruchs begreifen.
Auch diese politische Kontur macht den Clásico so speziell. Befeuert wird
sie diesmal zusätzlich vom anstehenden Prozess gegen katalanische
Spitzenpolitiker und Aktivisten, die seit dem heißen Herbst 2017 unter dem
Vorwurf von „Landesverrat und Rebellion“ inhaftiert sind. Nächsten Dienstag
soll das umstrittene Verfahren in Madrid beginnen, es dürfte das Land die
nächsten Monate beschäftigen.
Auf das Hinspiel folgt in drei Wochen das Rückspiel in Madrid und weitere
vier Tage später an selber Stelle das Duell in der Liga. Es ist die größte
Verdichtung seit der infamen Serie von vier Auseinandersetzungen in Liga,
Pokalfinale und Champions-League-Halbfinale binnen zweieinhalb Wochen zu
Zeiten der Trainer José Mourinho und Pep Guardiola. Die Feindseligkeiten
sollen damals mit einer – von diesem dementierten – Stichelei des
Barça-Verteidigers Gerard Piqué zu Real-Kollegen im Kabinengang begonnen
haben („Spanierlein, eure Liga haben wir jetzt, nun gewinnen wir den Pokal
eures Königs“), endeten in dem Rundumschlag Mourinhos gegen vermeintliche
Systemgefälligkeiten für den FC Barcelona („Warum? Ist es die Unicef?“) u…
hätten auf dem Weg beinahe die spanische Nationalelf ruiniert.
## Real verkorkst
Während der momentan arbeitslose Mourinho am Dienstag in seinem
Steuerverfahren vor einem Madrider Gericht eine Haftstrafe über ein Jahr
auf Bewährung akzeptierte, hoffen viele aktuell Beteiligte insgeheim, dass
es diesmal nicht ganz so hoch hergehen möge. Man will sich ja nicht schon
im Februar komplett verausgaben.
Real Madrid durchläuft gerade zum ersten Mal in der zuvor so verkorksten
Saison eine spielerisch wie physisch überzeugende Phase, sieht nun aber
alle Titelchancen in drei harten Auswärtsspielen binnen einer Woche auf dem
Prüfstand. Nach Barcelona folgt am Samstag das Stadtderby bei Atlético
Madrid, in dem angesichts von acht Punkten Rückstand auf Barça selbst ein
Unentschieden zu wenig wäre. Weitere vier Tage später wartet das
Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Ajax Amsterdam. Doch trotz
allem und wie immer stirbt das Selbstvertrauen in Madrid zuletzt.„Jetzt
wird es richtig gut, mich macht das an“, sagt der stets kampfbereite
Kapitän Sergio Ramos. „Real Madrid ist immer Favorit“, ergänzt Trainer
Santiago Solari, dessen Vorgänger Julen Lopetegui im Herbst just nach einem
1:5 in Barcelona gefeuert wurde.
Wo Star Lionel Messi damals verletzt fehlte, ist sein Einsatz diesmal wegen
Oberschenkelbeschwerden fraglich. Ein vielversprechendes Omen? Kaum,
angesichts seiner Glanzform zuletzt. In Katalonien hätte man sich sowieso
eine andere Auslosung vorstellen können, denn das kommende Programm ist
ähnlich brutal – um das Rückspiel herum setzt es vier Auswärtspartien in
zehn Tagen: Lyon (Champions League), Sevilla und zweimal Madrid. Sowieso
steht die Saison eher unter dem Ziel, die Dauerherrschaft Reals in der
Champions League zu brechen. Der Pokal dagegen galt als lässlich. Den hat
Barça nach einer Finalniederlage gegen Madrid 2014 zuletzt viermal am Stück
gewonnen. Als es im Achtelfinale gegen Levante einen gesperrten Spieler
einsetzte, musste man fast schon an einen freudschen Aufstellungsfehler
denken. Doch der Fauxpas fiel dem Gegner erst auf, als die Einspruchsfrist
abgelaufen war, und so hat man jetzt also die Bescherung.
Jetzt ist Clásico, und den abzuschenken oder auch nur leichter zu nehmen,
das ist außerhalb des Vorstellbaren. Das wäre tatsächlich: Landesverrat.
5 Feb 2019
## AUTOREN
Florian Haupt
## TAGS
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