Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Macrons Brief an die Nation: Gefährliches Neuland
> Macron bietet per Brief den Dialog an und wird dafür verspottet. Er geht
> dabei das echte Risiko ein, dass sein Angebot angenommen wird.
Bild: Macron versucht die Auseinandersetzung von der Straße auf die Ebene des …
Ist es unfair, wenn ein Teil der Medien und die Opposition in Frankreich
den Versuch des Staatspräsidenten, mit einem Brief einen Dialog in Gang zu
bringen, schon im Voraus verspotten oder ablehnen? Nach der Erfahrung der
ersten 18 Monate der fünfjährigen Amtszeit fällt es vielen schwer zu
glauben, dass Emmanuel Macron ihnen mit seiner demokratischen Pirouette
quasi eine Politik à la carte anbietet.
Man kann es diesen Skeptikern nicht verdenken, wenn sie vermuten, bei
dieser Initiative von oben müsse es sich zwangsläufig um ein
Ablenkungsmanöver oder gar einen politischen Täuschungsversuch handeln. Der
Präsident hat bisher nie hingehört, wenn sein Kurs kritisiert wurde,
weshalb sollte er jetzt plötzlich voller Demut der Volksmeinung Rechnung
tragen? Mit diesem Vorurteil muss Macron rechnen.
Er geht indes ein echtes Risiko ein. Niemand weiß, was bei dieser Debatte
herauskommen und vor allem, was für eine unkontrollierbare Dynamik damit
eventuell ausgelöst wird. Ob das Motiv des von der Gelbwesten-Bewegung in
die Enge getriebenen Staatschefs eher Mut oder Verzweiflung ist, sei
dahingestellt. Spannend wird es auf jeden Fall, wenn die BürgerInnen nun
den Präsidenten beim Wort nehmen und ihre Chance zu mehr direkter
Mitsprache nutzen wollen. Sie werden es kaum hinnehmen, wenn danach alles
beim Alten bleiben soll.
Macron wagt sich in der französischen Politik also auf gefährliches
Neuland. Seine vorrangige Absicht ist es, die Auseinandersetzung von der
Straße weg auf die Ebene des Dialogs und der Konfrontation von Ideen zu
bringen. Falls dies gelingt, wäre das schon mal ein wichtiger Erfolg für
ihn. Es könnte ihm sogar erlauben, die verbleibenden drei Jahre seines
Mandats und einen Teil seines Programms zu retten.
Voraussetzung dafür aber wäre, seine Landsleute kaufen ihm ab, dass sein
Angebot zum Dialog ehrlich gemeint ist. Dieser Kampf um die Glaubwürdigkeit
ist schwer zu gewinnen, aber er ist für ihn nicht im Voraus verloren.
14 Jan 2019
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Gilets jaunes
Gelbwesten
Schwerpunkt Frankreich
Emmanuel Macron
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Gelbwesten
Schwerpunkt Emmanuel Macron
## ARTIKEL ZUM THEMA
Offener Brief an französische Regierung: Sie treten auf der Stelle
Ein offener Brief von 250 Intellektuellen an die Regierung des
französischen Präsidenten Macron zeigt: Es gibt wenig Bewegung bei den
Gelbwesten.
Gelbwesten in Frankreich: Mit 34 Fragen gegen den Protest
Frankreichs Präsident hat den BürgerInnen einen Brief geschrieben. Sie
sollen ihm zu Themen wie Demokratie oder Migration Vorschläge machen.
Gelbwesten in Frankreich: Der Protest ist nicht totzukriegen
Die Gelbwesten protestieren weiter. Sie beginnen, sich zu strukturieren.
Präsident Macron hat sich nun mit einem Brief an die FranzösInnen gewendet.
Gelbwesten in Großbritannien: Yellow Vests statt Gilets Jaunes
Zwei Ehrengäste der Protestbewegung aus Frankreich sollten eine linke
Kundgebung schmücken. Dann kamen Rechte – ebenfalls mit gelben Westen.
„Gelbwesten“-Protest in Frankreich: Am neunten Samstag in Folge
32.000 Demonstranten, davon 8.000 in Paris: Die „Gelbwesten“ in Frankreich
protestieren weiter – neuerdings auch in London.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.