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# taz.de -- Schmähpreis für RWE-Chef: Rückwärtsgewandter Energiemanager
> Der RWE-Vorstandsvorsitzende Rolf Martin Schmitz wird vom Umweltverband
> Nabu als „Dinosaurier des Jahres“ ausgezeichnet. Das ist kein Lob.
Bild: Will den Hambacher Forst so schnell wie möglich roden lassen: RWE-Chef R…
Berlin taz | Das Frühstück, zu dem ihn Bundeswirtschaftsminister Peter
Altmaier eingeladen hatte, endete im Zerwürfnis. Der Chef des Energieriesen
RWE Rolf Martin Schmitz ist eigentlich bekannt für seine guten Kontakte in
die Politik und dafür, irgendwie nett zu sein. An diesem Dienstag im
Oktober ist er es nicht. So etwas habe er sich noch nie im
Wirtschaftsministerium anhören müsse, sagte er – und ging. Altmaier rief
ihm noch hinterher, das Frühstück sei trotzdem umsonst gewesen.
Das Jahr 2018, Rolf Martin Schmitz kämpft. Er wollte den [1][Hambacher Wald
roden], um Kohle zu für seine Kraftwerke zu fördern. Darum war die Polizei
dort tagelang damit beschäftigt, Hunderte Umweltaktivisten aus selbst
gebauten Baumhäusern zu vertreiben. Nur ein Gericht konnte Schmitz noch
stoppen. Am Freitag hat Schmitz nun den Preis für die schlechteste
Umweltperformance 2018 gewonnen, [2][den „Dinosaurier“ des
Naturschutzbundes Deutschland, NABU].
VW-Chef Herbert Diess hatte auch gute Chancen, sein Konzern belastet mit
seinem manipulierten Diesel die Luft mit zu vielen Stickoxiden. Doch die
Naturschützer fanden Schmitz besonders rückwärtsgewandt. Nabu-Chef Olaf
Tschimpke: „Während andere große Konzerne erkannt haben, dass
Nachhaltigkeit ein Schlüssel zum Erfolg und für breite Akzeptanz in der
Öffentlichkeit ist, handelt die RWE-Spitze immer noch wie von vorgestern.“
Beim Frühstück hatte Altmaier Schmitz vorgeschlagen die von Hambach aus
versorgten Kraftwerke abzuschalten – und dafür eine Entschädigung zu
zahlen. Schmitz fand das abwegig, völlig daneben, er will seine Kraftwerke
weiter betreiben, die Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstoßen und damit das
Klima anheizen. Was treibt ihn?
## Jovialer Kerl, dem es vor allem ums Geld geht
Schmitz, ein Ingenieur, äußerte sich am Freitag nicht. Sein Pressesprecher
sagte nur: „Kein Kommentar“. Der oberste Kohlekraftwerksbetreiber der
Republik gilt eigentlich als jovialer Kerl. Er ist Rheinländer, kommt aus
Mönchengladbach, ist Anhänger der ortsansässigen Borussia, spielt Trompete
und liebt den Karneval. Seit gut zwei Jahren leitet er jetzt den
RWE-Konzern, Deutschlands größten Stromproduzenten mit knapp 60.000
Mitarbeitern. So spielt der Mann mit dem schlohweißen Haar eine maßgebliche
Rolle dabei, wie schnell [3][der Umbau der deutschen Energieversorgung
vorangeht].
Einer, der ihn in vielen Gesprächen erlebt hat, sagt, Schmitz gehe es in
erster Linie ums Geld. Zu seinem 60. Geburtstag im Juni vor einem Jahr
bekam er ein Bild geschenkt, auf dem unter anderem ein durchgestrichenes
Atomkraftwerk zu sehen ist, unter dem Geldsäcke liegen, auf die ein Pfeil
verweist. RWE hat zusammen mit seinen Wettbewerbern einen Milliarden
schweren Schadenersatz für den Atomausstieg eingeklagt. Nun wolle er, heißt
es, auch den Preis für den Ausstieg Deutschlands aus der Kohle in die Höhe
treiben. Eigentlich wisse er ja längst, wie die Zukunft aussehe:
erneuerbar.
Dafür spricht der spektakuläre Deal, [4][den Schmitz mit dem Rivalen E.on
gemacht hat]: Die RWE-Ökotochter Innogy wurde aufgespalten, an E.on gingen
Netze und das Privatkundengeschäft. RWE bekam die erneuerbaren Energien von
Innogy, und auch die von E.on.
## Der Mann bewegt sich nicht
Man verschätze sich bei ihm leicht, er wirke nett – so hört man oft – sei
aber knallhart, gehe kein Stück auf den anderen zu. Schon gar nicht auf die
Umweltschützer.
Einer von ihnen ist Kai Niebert. Der Präsident des Deutschen
Naturschutzrings ist Mitglied der Kohlekommission, die bis Anfang Februar
einen Plan entwickeln soll, wie die Kohlekraftwerke hierzulande Schritt für
Schritt vom Netz gehen. Er hat sich mehrfach mit Schmitz getroffen, um
Kompromisse auszuloten und meint: „Schmitz bewegt sich nicht, dabei muss er
den Konzern schneller umbauen und modernisieren, wenn er die
RWE-Arbeitsplätze nicht gefährden will.“ Niebert weiter: „Ich würde es a…
nochmal mit einer Frühstückseinladung versuchen.“
28 Dec 2018
## LINKS
[1] /!5552687/
[2] https://www.nabu.de/wir-ueber-uns/aktionen-und-projekte/dino-des-jahres/ind…
[3] /!5555650/
[4] /!5488379/
## AUTOREN
Hanna Gersmann
## TAGS
Nabu
Schwerpunkt Hambacher Forst
RWE
Kohlekommission
RWE
Nordrhein-Westfalen
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