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# taz.de -- Nach Rücktritt des Weltbankchefs: Mögliche Beute für Trump
> Weltbankchef Jim Yong Kim wechselt in die Wirtschaft. Die NGO Urgewald
> fordert, dass der US-Präsident nicht alleine die Nachfolge bestimmt.
Bild: Wurde vom früheren US-Präsidenten Obama ins Amt gehoben: Weltbankchef J…
Berlin taz | Nach dem Rücktritt von Weltbankchef Jim Yong Kim fürchtet die
Nichtregierungsorganisation Urgewald, dass US-Präsident Donald Trump der
Institution seine Politik aufzwingt. „Der neue Weltbank-Präsident oder die
-Präsidentin darf nicht allein durch das Weiße Haus bestimmt werden, wie es
bisher gängig ist“, sagte Knut Vöcking, Campaigner bei Urgewald. Die
Umweltorganisation ist auf Finanzinstitutionen spezialisiert.
„Der Rücktritt ist eine Gelegenheit für Trump, die Weltbank auf seine Linie
zu bringen“, sagte Vöcking. Damit bestehe die Gefahr, dass die Weltbank als
multilaterale Organisation geschwächt oder gar privatisiert wird. Die
Weltbank ist früher stark von Umwelt- und EntwicklungsaktivistInnen
kritisiert worden. [1][In jüngerer Zeit hat sie aber etwa durch den
Ausstieg aus Kohleprojekten an Ansehen gewonnen.]
„Die Weltbank hat die Blinker in die richtige Richtung gesetzt“, meint
Vöcking. Der neue Präsident oder die neue Präsidentin müsse in einem
transparenten Prozess und ausschließlich nach Qualifikation ausgewählt
werden, forderte er. Staaten, Wirtschaft und Zivilgesellschaft müssten
eingebunden werden.
Die Weltbank ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Sie ist
für den Aufbau von Infrastruktur in Entwicklungsländern zuständig. Dabei
geht es um viel Geld und lukrative Aufträge. Die Stimmrechte in den Gremien
sind nach den Anteilen am Eigentum verteilt. Die größten Anteile halten die
USA, gefolgt von Japan, China und Deutschland.
## Direkter Wechsel ist Skandal
Am Montag ist Weltbank-Präsident Jim Yong Kim überraschend zurückgetreten.
Der 59-Jährige wechselt zur Organisation „Partners in Health“, die
Infrastrukturprojekte in Entwicklungsländern organisiert. Außerdem habe Kim
angekündigt, „dass er unmittelbar nach seinem Ausscheiden einer Firma
beitreten und sich auf die Erhöhung der Infrastrukturinvestitionen in
Entwicklungsländern konzentrieren wird“, [2][teilte die Weltbank mit].
Details dazu würden in Kürze bekannt gegeben. Der Name der Firma ist
bislang unbekannt.
„Dieser direkter Wechsel in die Investmentbranche ist ein Skandal“, sagte
Vöcking. „Wir kritisieren in aller Schärfe, dass der Weltbank-Präsident in
ein Geschäftsfeld wechselt, das er in seiner Amtszeit mit großen Summen
ausstattete.“ Kim habe dafür gesorgt, dass private Unternehmen bei großen
Infrastrukturprojekten von Risiken befreit worden seien. Damit seien
mithilfe von Entwicklungsgeldern Profite garantiert worden.
Vöcking fordert, dass in Zukunft für die PräsidentInnen der Weltbank eine
Karenzzeit gelten muss, bevor sie in die Privatwirtschaft wechseln. „Gut
wären drei bis vier Jahre, aber auch ein Jahr wäre schon ein Schritt in die
richtige Richtung“, sagte er. In Kürze würden sich umwelt- und
entwicklungspolitische NGOs aus der ganzen Welt auf eine gemeinsame
Strategie verständigen.
## Amtsmüde und ambitionslos
[3][Der studierte Mediziner Kim hat die Weltbank seit 2012 geführt]. Im
Juli 2017 hat er seine zweite Amtszeit angetreten, die bis 2022 gegangen
wäre. Vor der Wiederwahl hatte ein Brief der Weltbank-Mitarbeiter für
Aufsehen gesorgt, in dem ihm eine schlechte Führung vorgeworfen wurde. Er
galt als amtsmüde und ambitionslos. Zuletzt soll er wichtigen Sitzungen
ferngeblieben sein. Kommissarische Präsidentin der Weltbank wird die
bisherige Geschäftsführerin Kristalina Georgieva, eine frühere
EU-Kommissarin.
Für die deutsche Vertretung in der Weltbank ist das von Gerd Müller (CSU)
geführte Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit zuständig.
Deutschland als Anteilseigner sehe den angekündigten Erläuterungen von Kim
entgegen, sagte ein Sprecher. „Bis dahin ist es nicht möglich, den Vorgang
zu beurteilen.“
8 Jan 2019
## LINKS
[1] /Trnh-Xun-Thanh/!5526113
[2] http://www.worldbank.org/en/news/press-release/2019/01/07/world-bank-group-…
[3] /Jim-Yong-Kim-neuer-Weltbank-Praesident/!5095979
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Donald Trump
Weltbank
Globaler Süden
Deutsche Bank
Weltbank
Entwicklungshilfe
Braunkohle
Weltbank
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