# taz.de -- Funklöcher in Deutschland: Mobilfunk vom Staat? | |
> Ein Staatsunternehmen soll Mobilfunkmasten errichten, fordert der | |
> Präsident des Städte- und Gemeindebunds. Den Netzbetreibern sind | |
> Funklöcher egal. | |
Bild: Mast mit verschiedenen Antennen von Mobilfunkanbietern in Mecklenburg-Vor… | |
Berlin taz | Uwe Brandl freut sich, dass seine Partei, die CSU, jetzt den | |
Schuss gehört hat. Brandl ist Bürgermeister des Städtchens Abensberg an der | |
Donau in Bayern. Schon lange ist ihm klar, dass es mit dem Mobilfunk nicht | |
weitergeht wie bisher. Ein staatliches Unternehmen könne „deutlich | |
schneller zu guten Ergebnissen kommen“ als die privaten | |
Telekommunikationsfirmen. Das scheint neuerdings auch die CSU-Spitze so zu | |
sehen. | |
Die schlechte Abdeckung mit Handytelefonie und mobilem Internet [1][in | |
vielen ländlichen Kommunen] war eines der drängenden Themen, die der | |
Deutsche Städte- und Gemeindebund am Donnerstag in seiner | |
Jahresauftakt-Pressekonferenz benannte. Bürgermeister Brandl arbeitet als | |
Präsident dieses Verbands, der, anders als der Deutsche Städtetag, vor | |
allem die kleineren Gemeinden ins Zentrum seiner Politik stellt. | |
Brandl glaubt, dass der bisherige Weg nicht zum Erfolg führt. Der sieht so | |
aus: Die Bundesnetzagentur will die Netzbetreiber Telekom, Vodafone und | |
Telefonica verpflichten, die Funklöcher zu stopfen, die Millionen | |
Bundesbürger am Zugang zur mobilen Datenkommunikation hindern. Bislang | |
funktioniert das nicht. Und auch beim zukünftigen ultraschnellen, | |
sogenannten 5G-Standard [2][könnte das Problem bestehen bleiben], denn die | |
Telekommunikationsfirmen klagen gegen zu umfassende staatliche Auflagen. | |
Brandls Konsequenz: Der Staat soll die fehlenden Mobilfunkmasten bitte | |
selbst errichten, sonst klappe es nie. Auch Alexander Dobrindt, Chef der | |
CSU-Landesgruppe im Bundestag, sagte am Donnerstag in einem Interview: „Wo | |
der Netzausbau nicht funktioniert, soll der Staat künftig Mobilfunkmasten | |
bauen, bis die Funklöcher geschlossen sind.“ | |
## Gleichwertige Lebensverhältnisse für alle | |
Für den Städte- und Gemeindebund ist das nicht nur ein technisches Problem, | |
sondern potenziell eines der Demokratie. Wenn sich Millionen Leute auf dem | |
Lande und in Kleinstädten von moderner Infrastruktur abgehängt fühlen, so | |
die These, beschädige das ihr Vertrauen in die Institutionen. Der Staat | |
müsse gleichwertige Lebensverhältnisse für alle garantieren – sonst | |
profitierten die politischen Extremisten von rechts und links, warnte | |
Brandl. | |
In diesem Sinne machte sich der Gemeindebund für eine bessere finanzielle | |
Ausstattung der Kommunen stark. Er verweist auf einen „Investitionsstau von | |
159 Milliarden Euro“. Soll heißen: Viele Städte leben von der Substanz, sie | |
stecken nicht genug Geld in Kitas, Schulen, Straßen und öffentliche | |
Gebäude. Wert und Nutzen der Infrastruktur nähmen ab, anstatt zu steigen. | |
40 Milliarden Euro alleine müssten in kommunale Straßen investiert werden, | |
48 Milliarden in Bildungseinrichtungen. | |
Die Organisation räumte zwar ein, dass die finanzielle Lage der Gemeinden | |
insgesamt gut sei und die kommunalen Haushalte unterm Strich einen | |
Überschuss verzeichneten. Zahlreiche Städte seien trotzdem so hoch | |
verschuldet, dass sie sich aus eigener Kraft nicht mehr erholen könnten. | |
Für diese solle „der Bund zusammen mit den Ländern ein | |
Konsolidierungskonzept zur Entschuldung“ erarbeiten, forderte Brandl. | |
Gerd Landsberg, Geschäftsführer des Gemeindebundes, beklagte außerdem die | |
Bürokratie. „Die Zahl der Bauvorschriften hat sich in den letzten Jahren | |
vervierfacht. Wir müssen die Verfahren wieder vereinfachen.“ Sonst werde es | |
nicht gelingen, die dringend benötigten Wohnungen zu bauen, so Landsberg. | |
Er wies darauf hin, dass laut Umfrage nur 16 Prozent der Bevölkerung in | |
einer Großstadt leben wollten, die Übrigen bevorzugten Dörfer oder | |
Kleinstädte. Diesen Wünschen müsse die Politik Rechnung tragen. | |
3 Jan 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Leben-im-Funkloch/!5554403 | |
[2] /Mobilfunkgipfel-in-Berlin/!5521914 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
## TAGS | |
Mobilfunknetz | |
Mobilfunk | |
Funkloch | |
Mobilfunknetz | |
Netzabdeckung | |
Mobilfunk | |
Mobilfunk | |
Mobilfunk | |
Breitbandausbau | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Mobilfunknetz in Deutschland: Deutschland, Land der Funklöcher | |
Die Bundesnetzagentur visualisiert die Ergebnisse der Funkloch-App in einer | |
interaktiven Karte. Doch die Darstellung ist zu optimistisch. | |
Mobilfunkausbau in Deutschland: Gestern UMTS, heute LTE, morgen 5G | |
Ab dem 19. März sollen die Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G | |
versteigert werden. Ein ABC der wichtigen Begriffe. | |
Netzausbau in Deutschland: Löcher stopfen mit staatlichen Masten | |
Abgeordnete von Union, SPD und Grünen wollen die Mobilfunklücken mit einer | |
öffentlichen Gesellschaft schließen. Das DIW sieht die Pläne skeptisch. | |
Leben im Funkloch: Null G in NRW | |
Wenn Holger Hengersbach mobil telefonieren will, muss er auf einen Berg | |
fahren. In seinem Dorf Brenschede gibt es keinen Empfang und kaum Internet. | |
Kommentar Ausbau des 5G-Netzes: Letzter Weg aus dem Funkloch | |
Für ein flächendeckendes Angebot: Vor der Versteigerung der | |
5G-Mobilfunkfrequenzen muss die Netzagentur die Anbieter in die Pflicht | |
nehmen. | |
Mobilfunkgipfel in Berlin: Ein Prozent hat die digitale Arschkarte | |
Die Abdeckung mit Mobilfunk soll bis Ende 2020 auf 99 Prozent steigen. 100 | |
Prozent wären möglich, wenn die Netzanbieter flexibler wären. | |
Unternehmer auf dem Land: Gefangen im dunkelblauen Funkloch | |
Schon das Versenden einer E-Mail kann eine Stunde dauern. Für Unternehmen | |
heißt das: Wegziehen. Oder Notlösungen finden. |