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# taz.de -- Kommentar Brexit-Vertrag und Irland: Iren sind auch nur Menschen
> Es wäre im Interesse Irlands, dass das Londoner Unterhaus dem Brexit-Deal
> zustimmt. Ignorante Politiker aber verbauen sich die Unterstützung der
> Iren.
Bild: Eine Grenze zu Nordirland wäre nicht im Sinne der Iren
Sie machen es einem schwer. [1][Der Brexit-Vertrag], den Theresa May
ausgehandelt hat und dem die anderen 27 EU-Mitgliedsstaaten zugestimmt
haben, ist für die Republik Irland vorteilhaft: Wenn schon Brexit, dann so.
Die Auffangregelung, der sogenannte „backstop“, wonach das Vereinigte
Königreich in der Zollunion bleibt, bis ein neues Handelsabkommen
unterzeichnet ist, sorgt ja nicht nur für eine offene Grenze nach
Nordirland, sondern auch nach Wales. Und über diese Route wickeln die Iren
den größten Teil ihres Handels mit Großbritannien und den anderen
EU-Ländern ab.
Es ist also im Interesse Irlands, dass das Londoner Unterhaus dem Deal
zustimmt. Insofern wäre es taktisch klüger gewesen, auf Triumphalismus zu
verzichten und stattdessen [2][der schwachen britischen Premierministerin]
ein wenig semantischen Beistand zu leisten. Schließlich hat man beim
Belfaster Abkommen 1998 auch Formulierungen gefunden, die es allen Seiten
erlaubten, einen Sieg für sich zu reklamieren.
Aber Iren sind auch nur Menschen. In Anbetracht der Ignoranz und Arroganz,
die britische Politiker gegenüber Irland an den Tag legen, ist es
verständlich, dass man Härte zeigt, wenn man die britische Regierung schon
mal in der Zange hat. Wenn die Nordirland-Ministerin Karen Bradley
verkündet, dass sie von der Provinz, für die sie verantwortlich ist, keine
Ahnung habe und das auch noch für selbstverständlich hält, ist das ein
Affront. Und wenn der Tory-Abgeordnete Andrew Bridgen meint, dass er als
Engländer ja wohl Anspruch auf einen irischen Pass habe, so ist das
Kolonialdenken.
Den Vogel aber schoss Priti Patel vom rechten Tory-Flügel ab. Auf einen
Untersuchungsbericht, der für Irland Lebensmittelengpässe im Falle eines
harten Brexit prophezeite, reagierte sie mit der Bemerkung, dass man das
doch in den Verhandlungen ausnützen könnte. Offenbar weiß sie nicht, dass
die englische Regierung Mitte des 19. Jahrhunderts schon einmal eine
Hungersnot in Irland verursacht hat, bei der eine Millionen Menschen
starben. Das kam quasi einem Genozid gleich, denn die Mengen an Fleisch und
Getreide, die man aus der irischen Kolonie exportierte, hätten ausgereicht,
die Katastrophe zu vermeiden. Das hat man in Irland bis heute nicht
vergessen.
Mit Leuten wie Bradley, Bridgen und Patel wird es jedenfalls nichts mit
einem Entgegenkommen für Theresa May.
13 Dec 2018
## LINKS
[1] /Debatte-Brexit/!5550152
[2] /Kommentar-Misstrauensvotum-May/!5558609
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
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Irland
Theresa May
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