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# taz.de -- UN-Klimakonferenz in Kattowitz: Vier Minuten für die Rettung der W…
> Beim „Talanoa-Dialog“ stellen die UN-Staaten ihre Pläne zum Klimaschutz
> vor. Dabei scheitern sie nicht nur am großen Ganzen, sondern auch an
> Details.
Bild: Bye bye, Fidschi. Trotz der dort gepflegten Kultur des offenen Dialogs, k…
Kattowitz taz | Die Verhandlungen bei [1][UN-Klimakonferenzen], das betonen
alle, seien „offen, transparent und inklusiv“. Dieser Anspruch scheitert am
Dienstag kurz nach 11 Uhr vor Raum 7 im ersten Stock des Kongresszentrums
Kattowitz. Die Tür aus massivem hellen Holz ist verschlossen.
„Kein Zutritt für Medien oder Beobachter“, erklärt freundlich, aber
bestimmt ein bulliger UN-Polizist in seiner blauen Uniform, der Wache
schiebt. Im Raum tagt die „Talanoa-Gruppe 1“: Neun Staaten wie Kanada,
Niger, Frankreich, die Republik Kongo oder die Schweiz beraten darüber, wo
sie beim Klimaschutz stehen und wie sie ihre Ziele erreichen wollen. Sie
sollen in diesem „Talanoa-Dialog“ den anderen Ländern und der ganzen Welt
Rechenschaft geben. Aber sie tun das hinter verschlossenen Türen.
Jedenfalls für die ersten drei Stunden. Dann erst schicken die
Koordinatoren der Konferenz die Internetlinks herum, mit denen man per
Webkamera die Gespräche verfolgen kann. Zumindest theoretisch. Denn das
Netz ruckelt, der Ton fällt aus, es fehlen teilweise die Übersetzer für die
UN-Sprachen Russisch und Spanisch.
Irgendwann funktioniert dann doch die Übertragung des „Talanoa-Dialogs“,
der nach einer alten Tradition des offenen Gesprächs im Südseestaat Fidschi
benannt ist. Und man sieht und hört die Delegierten bei ihren jeweils
vierminütigen Vorträgen. Die spanische Umweltministerin warnt davor,
Gesetze zu machen, ohne die Menschen mitzunehmen. Vertreter der
Pazifikstaaten erzählen von Überschwemmungen ihrer Inseln.
## Schulze beschwert sich über das „Sorgenkind Verkehr“
Maxim Yakovenko von der russischen Behörde Roshydromet verlangt mehr Geld
und Ausrüstung, um gegen klimabedingte Katastrophen gewappnet zu sein. Der
Vizeminister aus Vietnam erklärt, mit internationaler Hilfe könne sein Land
die Emissionen um ein Viertel senken.
Dann redet Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Sie liefert eine
vergleichsweise [2][nüchterne Bilanz] ab, lobt die Energiewende als
„tragende Säule“ der deutschen Klimapolitik und beschwert sich über das
„Sorgenkind Verkehr“, wo die Emissionen nicht sinken. Das Klimaschutzgesetz
mit verbindlichen Zielen für alle Sektoren sei darauf die Antwort: „Wir
müssen auf jeden Fall vermeiden, Fehler aus der Vergangenheit zu
wiederholen.“
Noch am Morgen hatte der Premier von Fidschi, Frank Bainimarama, bei der
Eröffnung der Veranstaltung dazu aufgerufen, sich „gegenseitig Geschichten
zu erzählen“. Es sei nicht im Sinne des Talanoa, „andere zu beschuldigen�…
sagte der Präsident der vorigen Klimakonferenz, das Gespräch sei ein
„geschützter Platz voll gegenseitigen Respekts“.
## Bloß Äthiopien, Marokko und Nepal machen ihre Sache gut
Der Respekt war dann so groß, dass der polnische Umweltminister Henryk
Kowalczyk schildern konnte, wie wenig das Land doch tun könne, um von der
Kohle loszukommen – und niemand fragte nach. Dafür sind andere da.
Zeitgleich zu den Rechenschaftsberichten der Staaten zogen auf der
Konferenz die Rechenexperten des „Climate Action Tracker“ eine Bilanz, was
die Staaten seit dem [3][Pariser Abkommen] erreicht haben. Das Ergebnis:
Allein Äthiopien, Marokko und Nepal sind auf einem Kurs, die Erwärmung auf
1,5 Grad zu begrenzen, Indien bekommt Lob für den Ausbau der
Solarindustrie.
Alle anderen Länder tun zu wenig – manche wie Costa Rica, Chile, die EU
oder Kanada bewegen sich, sind aber zu langsam. Andere wie China,
Brasilien, Japan oder Südafrika arbeiten „unzureichend“ oder „höchst
unzureichend“. Und dann sind da nach den Analysen der „Carbon Action
Tracker“ noch die „Bremser“ wie USA, Saudi-Arabien, Australien, Indonesien
oder Russland.
11 Dec 2018
## LINKS
[1] /Zwischenbilanz-der-Klimakonferenz/!5554039
[2] /Deutschland-und-Klimapolitik/!5558080
[3] /Kampf-gegen-Erderwaermung/!5345273
## AUTOREN
Bernhard Pötter
## TAGS
UN-Klimakonferenz
Erderwärmung
Energiewende
Pariser Abkommen
Umweltpolitik
Erneuerbare Energien
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