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# taz.de -- Handball-EM der Frauen: Aufbauwerk mit den Händen
> Das DHB-Team wird bei der EM Zehnter. Aber alle sind sich einig: Das
> deutsche Frauenhandball-Team ist auf einem guten Weg.
Bild: Von der Konkurrenz lernen: Kelly Dulfer (Niederlande) wirft, Emily Bölk …
Nancy taz | Es ist ja immer so eine Sache mit den bloßen Zahlen im Sport.
Der Satz „Die Tabelle lügt nicht“ hat durchaus eine Berechtigung, doch er
sagt nichts über das Gefühl aus, dass sich hinter einer Platzierung
verbergen kann. Die Frauen des Deutschen Handballbundes (DHB) haben die
Europameisterschaft in Frankreich auf dem zehnten Platz beendet, was
angesichts des zwölften Ranges bei der Weltmeisterschaft im vergangenen
Jahr nur eine marginale Verbesserung bedeutet.
Die Perspektive der jungen Mannschaft des neuen Trainers Henk Groener lässt
sich in der Abschlusstabelle nicht ablesen – und die ist deutlich
freundlicher als vor einem Jahr und wirkt besser, [1][als es noch vor zwei
Wochen denkbar war].
Das ganz große Drama blieb am Ende allen erspart und vielleicht war das
auch ganz gut so. Als die deutschen Handball-Frauen am Mittwochabend zu
ihrem letzten Match bei der Hauptrunde der Europameisterschaft gegen die
Niederlande antraten, war klar, dass sie gegen den WM-Dritten aus dem
Vorjahr mit zwölf Toren Vorsprung hätten gewinnen müssen, um das Halbfinale
erreichen zu können.
Es gibt im Lager des DHB ausreichend viele Optimisten, aber selbst ihnen
war klar, dass so etwas außerhalb der Realität lag. Das 21:27 zum Abschluss
sorgte deshalb für eine überschaubare Enttäuschung, der Halbfinal-Traum war
ja schon durch die Ergebnisse der vorherigen Spiele in der Gruppe geplatzt.
## Drei Siege, drei Niederlagen
„Damit können wir zufrieden sein, auch wenn wir gerne noch mehr gehabt
hätten. Wir haben sehr viel richtig gemacht und ein sehr gutes Turnier
gespielt“, sagte Groener vor der Abreise der deutschen Mannschaft gestern
Vormittag aus Nancy. Drei Spiele hatte der Niederländer mit seiner
Mannschaft gewonnen, drei Mal war er als Verlierer aus der Halle gegangen –
die Bilanz war ausgeglichen, der Gesamteindruck dennoch positiv.
Von der Konkurrenz wurde dieses Empfinden geteilt. „Mit Deutschland wird
man in Zukunft rechnen müssen“, sagte Norwegens Trainer Thorir Hergeirsson.
Die niederländische Trainerin Helle Thomsen erklärte: „Henk kann stolz auf
diese Mannschaft sein.“
Der Trainer der deutschen Frauen ist stolz auf die Entwicklung, die seine
Mannschaft seit seinem Dienstantritt zu Beginn dieses Jahres genommen hat –
und vermutlich ist es perspektivisch sogar besser, dass sie nicht schon bei
dieser EM den Sprung unter die besten Vier geschafft hat. „Wir haben
gemerkt, dass wir noch nicht da sind, wo wir hin wollen, dass wir von der
Weltspitze noch entfernt sind“, lautete die Analyse von Groener.
Der Niederländer trainierte die Nationalmannschaft seiner Heimat zwischen
2009 und 2016 und führte sie so nachhaltig in die Weltspitze, dass sie seit
2015 bei allen großen Turnieren mindestens das Halbfinale erreichte. Bei
der EM in Frankreich gab es Hinweise darauf, dass der Handballlehrer mit
seinem aktuellen Team vor einer ähnlichen Entwicklung stehen könnte.
## Rücktritte und Umbruch
Nach der Heim-WM im vergangenen Jahr gab es durch den Rücktritt vieler
älteren Spielerinnen einen durch äußere Umstände erzwungenen, gleichzeitig
aber auch gewollten Umbruch. In Frankreich trat Deutschland mit einer
blutjungen Mannschaft an, die zweitjüngste im Turnier. Auf den
Schlüsselpositionen gab es sogar kein Team, das jünger besetzt war. Deshalb
hat Deutschland einen Kader, der der Fantasie Flügel verleiht. „Die gute
Arbeit der Deutschen wird schon bald Früchte tragen“, sagte Rumäniens Coach
Ambros Martin, der die DHB-Auswahl auf dem Weg ins Halbfinale schlug –
dieses Mal noch.
Neben Supertalent Emily Bölk, die gerade 20 Jahre jung ist und der viele
Experten zutrauen, eine der besten Spielerinnen der Welt werden zu können,
tummelten sich auf dem Spielfeld im Rückraum Alicia Stolle, Alina Grijseels
(beide 22) und Xenia Smits (24). Am Kreis wechselten sich Meike Schmelzer
und Julia Behnke (beide 25) ab, im Tor war Dinah Eckerle (23) die Nummer
eins.
Sie alle sollten ihre beste Zeit noch vor sich haben, trugen aber schon
jetzt viel Verantwortung. Im Kader waren mit Mia Zschocke (20) und Amelie
Berger (19) schon die nächsten Spielerinnen mit großem Talent, im Kader der
Eliteförderung des Verbandes sind elf der 16 Plätze durch Mädchen besetzt.
Die Perspektive stimmt.
„Ich hoffe, dass die Mädels bald verstehen, wie gut sie sein können“, sag…
Groener während des Turniers in Frankreich. Schließlich reicht Talent
allein nicht aus, um erfolgreich zu sein. Das Wissen um die eigene Stärke
und das Selbstverständnis, diese auch zeigen zu wollen, müssen sich in den
kommenden Monaten und Jahren noch entwickeln. Gelingt dieser Schritt, gibt
es bald nicht nur Lob von den Trainern der Konkurrenz, dann werden sie
vermehrt Niederlagen gegen die deutsche Mannschaft erklären müssen.
13 Dec 2018
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## AUTOREN
Michael Wilkening
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