Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Lost in Trans*lation: Der Typ schreibt echt jeder
> Ganz Istanbul redet gerade über den deutschen Torhüter Loris Karius. Es
> geht vor allem um seine aufdringliche Partnerinsuche.
Bild: Hat nach Istanbul gewechselt, denkt aber, er sei immer noch in Stuttgart:…
Eigentlich interessiere ich mich nicht für Fußball. Doch als eine, die das
Istanbuler Nachtleben in- und auswendig kennt, lasst mich die Sache mit
Loris Karius mal auseinandernehmen, über den in der Türkei gerade viel
geredet wird.
Loris Karius ist ein 25-jähriger Torhüter aus Süddeutschland, Sternzeichen
Zwillinge. Nachdem er in Deutschland und England diverse Bälle gefangen
hat, unterschrieb er einen bei Besiktaş und zog nach Istanbul. Der junge
Mann wurde aber nicht etwa durch seine Leistungen auf dem Platz zum
Stadtgespräch, sondern mit denen auf seinem Smartphone.
Ihr kennt doch sicher Männer mit dem Sternzeichen Zwillinge, eigentlich
sind sie treu und anmutig wie ein Prinz auf dem weißen Ross. Aber der liebe
Loris ist im Aszendenten vermutlich Skorpion oder Wassermann – denn er ist
einfacher nur ein Aufreißer.
Gleich am Tag seiner Ankunft kam er in die Schlagzeilen – indem er
irgendwelche Frauen auf Instagram volltextete. Erste Minute, erstes Tor.
Dann kam heraus, dass auch eine berühmte Nachrichtensprecherin darunter
war. Loris denkt natürlich total deutsch, aber das hier ist Istanbul,
Schätzchen. Privatsphäre und Diskretion, so was gibt’s hier nicht. Alles,
was du machst, landet früher oder später in der Presse, alles! Und das
Publikum denkt sich nur: Der Typ schreibt doch echt jeder.
Von meinen Freund*innen habe ich erfahren, dass Loris in alle möglichen
Clubs geht und jede Frau anmacht, die ihm über den Weg läuft. Eine Weile
wurde sein Name auch im Zusammenhang mit dem Supermodel Adriana Lima
genannt, die sich gerade von ihrem türkischen Freund getrennt hat.
## Lückenfüller der Medien
Und so geht es immer weiter mit den Schlagzeilen, wir gehen schlafen mit
Loris und wachen auf mit Loris. Wenn ihr mich fragt, ist das unnötiger und
langweiliger Klatsch. Die Boulevardmedien präsentieren den Typen auch noch
als sexy und gutaussehend, dass ich nicht lache.
Nun hat sich Loris auch noch Ece Sükan in den Kopf gesetzt, eins der
berühmtesten und erfolgreichsten Istanbuler Models. Sie sei eine sehr
schöne Frau und er wolle mit ihr zusammensein. Ay, sonst noch was? Als ob
das je passieren würde. Was soll Ece Sükan mit dir anfangen, Loris?
Um Sükan, die inzwischen als Stilberaterin arbeitet, kennenzulernen, hat er
wohl über seinen Manager anfragen lassen, ob sie ihm helfen könne, was
seinen Stil angeht. Du meine Güte. Lieber Loris, hör zu: Wir sind hier
nicht in Stuttgart. Du wirst wohl noch eine Weile in Istanbul bleiben,
deshalb rate ich dir: Such dir schleunigst einen anderen Manager.
Arbeite mit jemandem, der Ahnung von der Stadt, dem Nachtleben und den
Medien dort hat. Und noch eins, Loris: Schau mal, in der Türkei haben wir
aus politischen Gründen gerade besondere Umstände. Es gibt ein großes
Schweigen in den Medien, das wird halt mit so unnötigen Nachrichten wie
deinen Eskapaden gefüllt, weißt du? Also, bild dir bitte nichts darauf ein.
28 Dec 2018
## AUTOREN
Michelle Demishevich
## TAGS
Lost in Trans*lation
Gossip
türkische Medien
Boulevardpresse
Flirten
Lost in Trans*lation
Dating-App
Trans-Community
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumne Lost in Trans*lation: Wo bleibt die Empörung?
Leid zu vergleichen mag nicht richtig sein. Aber die Doppelstandards bei
Frauenmorden und Morden an Trans-Personen zu zeigen, ist wichtig.
Kolumne Lost in Trans*lation: Weg von Tinder und auf die Straße
Die Gespräche bei Tinder verlaufen alle gleich und am Ende gibt es Dick
Pics. Dann doch lieber klassisches Daten und Kennenlernen im Café.
Kolumne Lost in Trans*lation: Das Schweigen danach
Patriarchal-staatliche Gewalt gegen Trans-Frauen hat in der Türkei eine
lange Geschichte. Unsere Kolumnistin schreibt darüber, wie sie diese erlebt
hat.
Kolumne Lost in Trans*lation: Feiern im Women-Only-Club
Im „Maxat“ in Berlin-Wedding feiern und arbeiten nur Frauen. Die Handtasche
muss hier also nicht zur Abwehr nerviger Männer herhalten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.