# taz.de -- UN-Resolution gegen Uranmunition: Deutschland sind die Risiken egal | |
> Ob Uranmunition Krankheiten verursacht, ist umstritten. Einer | |
> UN-Resolution, die neue Studien dazu fordert, stimmte Deutschland nicht | |
> zu. | |
Bild: Proteste gegen Uranmunition beim Ostermarsch in Berlin | |
BERLIN taz | Die Resolution zur Uranmunition ging glatt durch den | |
Abrüstungsausschuss der UN-Generalversammlung. 140 Länder stimmten Mitte | |
November dem Antrag zu, der einen vorsichtigen Umgang mit der Munition | |
anmahnt. Nur 4 Staaten stimmten dagegen: die USA, Großbritannien, | |
Frankreich und Israel. Und 26 weitere enthielten sich, darunter Russland, | |
die Türkei – und Deutschland. | |
Ist das nicht ein bisschen schwach für eine Bundesregierung, die die | |
Abrüstung im Koalitionsvertrag als „prioritäres Ziel deutscher | |
Außenpolitik“ bezeichnet? Oder hatte sie für ihre Enthaltung vielleicht | |
doch gute Gründe? | |
Uranmunition eignet sich hervorragend zur Bekämpfung von gepanzerten | |
Fahrzeugen. Das abgereicherte Uran, aus dem die Munition besteht, hat eine | |
sehr hohe Dichte und kann schon deshalb tief in Panzerungen eindringen. Der | |
Uranstaub, der sich dabei bildet, entzündet sich bei Kontakt mit der Luft | |
automatisch, so dass die Ziele nach dem Einschuss oft explodieren. | |
Die Bundeswehr hat keine Uranwaffenvorräte, 21 andere Staaten dagegen | |
schon, darunter die USA, Russland und Ägypten. Eingesetzt wurde | |
Uranmunition unter anderem im Kosovokrieg und im Irakkrieg. Auch im Kampf | |
gegen den IS in Syrien haben die USA die Munition bereits eingesetzt. Dabei | |
sind die Folgen für Umwelt und Menschen unklar. Viele Experten befürchten | |
langfristige Gesundheitsschäden. | |
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger hat die Bundesregierung | |
gefragt, warum sie die Resolution trotzdem nicht unterstützt hat. In der | |
Antwort auf die parlamentarische Frage verweist das Auswärtige Amt jetzt | |
auf den Forschungsstand: Studien unter anderem im Auftrag der UN, der Nato | |
und der EU hätten keine Belege dafür erbracht, dass die Munition | |
Krankheiten verursache. Sie hätten vielmehr ergeben, dass „Rückstände | |
abgereicherten Urans in der Umwelt kein radiologisches Risiko für die | |
Bevölkerung vor Ort darstellen“. | |
Tatsächlich ist umstritten, wie riskant Uranmunition ist. Kritiker | |
verweisen auf die Radioaktivität und die chemische Giftigkeit des Urans. | |
Eine Studie zu Krankheiten unter britischen Golfkriegsveteranen nennt | |
Uranwaffen als möglichen Auslöser. Eine andere Studie belegt, dass im | |
irakischen Falludscha die Krebsrate stieg, nachdem in der Region Uranwaffen | |
eingesetzt wurden. Eindeutige Beweise für den Zusammenhang zwischen | |
Munition und Krankheiten gibt es aber nicht. | |
In der UN-Resolution wird das aber auch gar nicht behauptet. In der | |
Präambel wird sogar explizit auf den unsicheren Forschungsstand verwiesen. | |
Anschließend werden die Mitgliedsstaaten aufgefordert, weitere Studien zum | |
Thema zu fördern und Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Sie sollen | |
beispielsweise mitteilen, wo genau sie in der Vergangenheit Uranmunition | |
eingesetzt haben, damit mögliche Umweltbelastungen gemessen werden können. | |
Dem wollte die Bundesregierung aber nicht zustimmen. Die Grünen-Abgeordnete | |
Brugger kritisiert das. „Es ist eben nicht zweifelsfrei ausgeräumt, dass | |
durch Uranmunition keine bleibenden Schäden für Mensch und Umwelt | |
entstehen“, sagt sie. „Im Sinne des Vorsorgeprinzips sollte die | |
Bundesregierung mit der Mehrheit der anderen Staaten stimmen, um möglichen | |
Risiken zu begegnen.“ | |
2 Dec 2018 | |
## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
## TAGS | |
UN-Resolution | |
Agniezska Brugger | |
Kosovo | |
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