# taz.de -- Korruptionsaffäre um Netanjahu: Polizei empfiehlt erneut Anklage | |
> Schon wegen Korruption in zwei anderen Fällen sähe Israels Polizei | |
> Regierungschef Netanjahu gerne angeklagt. Jetzt gibt es wohl Beweise für | |
> einen dritten Fall. | |
Bild: Offenbar wollte Netanjahu eine positivere Berichterstattung über sich | |
Tel Aviv dpa | Israels Polizei empfiehlt eine [1][Anklage gegen | |
Regierungschef] Benjamin Netanjahu in einem weiteren Korruptionsfall. Es | |
gebe ausreichende Beweise für Bestechung, Betrug und Untreue Netanjahus im | |
sogenannten Fall 4.000, hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten | |
Mitteilung der Polizei. Auch seine Frau Sara sei beteiligt gewesen. | |
Die Polizei hatte bereits empfohlen, Netanjahu wegen Korruption in zwei | |
anderen Fällen anzuklagen. Die Entscheidung, ob wirklich Anklage erhoben | |
wird, liegt beim Generalstaatsanwalt. Der Ministerpräsident bestreitet ein | |
Fehlverhalten und hat die Vorwürfe gegen ihn als Hexenjagd der Medien | |
dargestellt. | |
In dem neuen Fall wird Netanjahu verdächtigt, als Kommunikationsminister | |
dem Telekommunikationsunternehmen Bezeq [2][rechtliche Vergünstigungen | |
gewährt zu haben]. Im Gegenzug soll das zum Konzern gehörende Medium Walla | |
positiv über ihn berichtet haben. | |
Der Regierungschef und seine Vertrauten sollen auch Einfluss auf wichtige | |
Ernennungen bei Walla genommen haben. Netanjahu gab das Ministeramt 2017 | |
ab. Die Polizei empfiehlt auch eine Anklage des Bezeq-Besitzers Schaul | |
Elovitch. | |
## Illegale Schenkungen | |
Im Februar hatte die israelische Polizei bereits in zwei anderen Fällen | |
eine Anklage wegen Korruption empfohlen. Demnach sollen Netanjahu und seine | |
Familie in den Jahren 2007 bis 2016 von zwei Geschäftsmännern Zigarren, | |
Champagner und Schmuck im Wert von insgesamt einer Million Schekel | |
(umgerechnet rund 230.000 Euro) angenommen haben. Es handele sich um | |
illegale Schenkungen des Hollywood-Produzenten Arnon Milchan und des | |
australischen Unternehmers James Packer, teilte die Polizei damals mit. | |
Im Gegenzug soll Netanjahu sich unter anderem für ein Gesetz starkgemacht | |
haben, das Milchan Steuervergünstigungen in Millionenhöhe verschaffen | |
sollte. Außerdem habe er ihm dabei geholfen, ein neues US-Visum zu | |
erhalten. | |
Zudem soll Netanjahu versucht haben, unrechtmäßig Einfluss auf die | |
Medienberichterstattung zu nehmen. Dabei soll er sich darum bemüht haben, | |
sich in einem Deal mit einem Medienmogul eine positivere Berichterstattung | |
in der regierungskritischen Zeitung Jediot Achronot zu sichern. Im Gegenzug | |
habe Netanjahu Hilfe dabei in Aussicht gestellt, den Einfluss der | |
auflagenstarken Gratiszeitung Israel Hajom zu schwächen, die lange als sein | |
Sprachrohr galt. | |
Im Oktober hatte ein Prozess gegen Netanjahus Ehefrau Sara begonnen. Ihr | |
wird unter anderem vorgeworfen, zwischen 2010 und 2013 mit einem | |
Mitarbeiter in Edelrestaurants auf Staatskosten Essen im Wert von | |
umgerechnet 83.000 Euro bestellt zu haben, obwohl die Familie gleichzeitig | |
eine Köchin beschäftigte. | |
Als Oppositionsführer hatte Netanjahu 2008 den damaligen Regierungschef | |
Ehud Olmert zum Rücktritt gedrängt, als dieser unter Korruptionsverdacht | |
stand. Die Korruptionsvorwürfe hatten damals Olmerts politische Karriere | |
beendet, er musste für mehr als ein Jahr ins Gefängnis. | |
2 Dec 2018 | |
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