# taz.de -- Israelische Journalistin in Berlin attackiert: „Kein Hebräisch o… | |
> In Berlin-Neukölln wurde Antonia Yamin vor laufender Kamera mit einem | |
> Böller beworfen. Gefährliche Pöbelei oder Antisemitismus? | |
Bild: Es hat geknallt. Ein Fall von Antisemitismus? „Ich kann es nicht zu 100… | |
BERLIN taz | Vielleicht wäre der Böller nicht auf sie geworfen worden, wenn | |
sie leiser gesprochen hätte. Oder in einer anderen Sprache. Weil das aber | |
keine Option für eine Korrespondentin beim israelischen Fernsehen ist, | |
sprach Antonia Yamin ihren Text in Berlin-Neukölln laut und auf Hebräisch | |
in die Kamera. Und brach plötzlich ab, um vor dem Feuerwerkskörper | |
wegzulaufen, den Jugendliche auf den Kameramann und sie geworfen hatten. | |
Yamin ist Europakorrespondentin beim israelischen Fernsehsender Kan. Sie | |
lebt in Berlin und berichtet von dort aus über ganz Europa. Eigentlich | |
hatte sie in Neukölln nur einen Interviewtermin anlässlich der | |
Demonstration gegen Gewalt an Frauen, danach sollte sie noch einen Aufsager | |
zum Brexit aufnehmen. | |
Was dann passierte, zeigt das [1][Video von dem Vorfall], das Yamin bei | |
Twitter hochgeladen hat: Während sie spricht, laufen von hinten vier | |
Jugendliche ins Bild, vielleicht 16 oder 17 Jahre alt. Die Jungen grölen | |
etwas ins Mikrofon, winken in die Kamera und ziehen dann weiter, Yamin | |
bricht ihren Aufsager ab. | |
Den Jungen ruft sie offensichtlich genervt zu: „Ihr könnt weitergehen“, die | |
fragen zur Aufnahme: „Wo kommt das hin?“, und fangen plötzlich an | |
durcheinanderzurufen, während Yamin nach dem Kameramann greift und einige | |
Schritte wegläuft. Der Kameramann hält fest, warum: Die Jugendlichen haben | |
einen Böller nach ihnen geworfen, der kurz darauf am Boden explodiert. | |
## „Neukölln meide ich“ | |
„Du kannst nicht in Neukölln in Berlin auf Hebräisch berichten, ohne dass | |
du gestört wirst und Leute Feuerwerkskörper auf dich werfen“, schreibt | |
Antonia Yamin dazu auf Twitter. | |
Ein Fall von Antisemitismus? „Ich kann es nicht zu 100 Prozent sagen“, | |
betont Yamin gegenüber der taz, „aber eigentlich ist es egal, ob sie das | |
gemacht haben, weil ich Jüdin, Israeli oder eine Frau bin.“ | |
Klar ist: Yamin berichtete nicht nur auf Hebräisch, auch ihr Mikrofon war | |
mit dem hebräischen Logo ihres Fernsehsenders bedruckt. „Ich bin aber nicht | |
sicher, ob die verstanden haben, aus welchem Land ich komme“, sagt sie. | |
Trotzdem sei sie in Neukölln vorsichtig. „Ich drehe meistens allein, und | |
wenn ich nicht unbedingt in Neukölln drehen muss, meide ich das eher.“ | |
Anzeige gegen Unbekannt habe sie nicht erstattet. | |
In Berlin kommt es immer wieder zu antisemitischen Angriffen. So sorgte | |
beispielsweise im April der Fall eines jüdischen jungen Mannes für | |
Aufsehen, der gefilmt hatte, wie mitten in Berlin ein anderer Mann [2][mit | |
einem Gürtel auf ihn einschlug und ihn dabei antisemitisch beleidigte.] | |
26 Nov 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/antonia_yamin/status/1066726063764619264 | |
[2] /Archiv-Suche/!5499674&s=g%C3%BCrtel/ | |
## AUTOREN | |
Sophie Spelsberg | |
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