# taz.de -- Parken vor dem Discounter? Gute Idee: Super vor den Märkten parken | |
> Anwohner sollen nachts auf Supermarktparkplätzen parken, schlägt die CDU | |
> vor. Die Idee ist gut, es braucht Übergangslösungen. Ein Wochenkommentar | |
Bild: Hier ist noch ziemlich viel Platz für weitere Autos | |
BERLIN taz | Des einen Freud, des anderen Leid: Für die künftigen, | |
hoffentlich zahlreichen breiten Radstreifen, die das Mobilitätsgesetz | |
verspricht, werden viele Parkplätze wegfallen. Klasse, meinen sinngemäß die | |
Grünen, dann schaffen die Leute ihr Auto ganz ab. | |
Schön gedacht, aber nicht alltagsnah, wie so manches bei den Grünen: Viele | |
sind trotz Bussen, Bahnen und Lastenrädern auf das Auto angewiesen – oder | |
glauben es zumindest. Wer diese Gruppe nicht komplett vergrätzen will, muss | |
ihr zumindest übergangsweise eine Alternative bieten, wie sie jetzt die CDU | |
vorschlägt: Supermärkte sollen ihre Parkplätze nachts für Anwohner | |
freigeben. | |
„Überzeugen“ war ein oft gehörter Begriff beim jüngsten | |
Grünen-Landesparteitag, überzeugen wolle man, statt vorzuschreiben und zu | |
verbieten. Wenn das für die dort diskutierte Bildungspolitik gilt, warum | |
dann nicht auch beim Verkehr? Es muss einen Übergang geben statt radikaler | |
Schnitte – selbst bei den umstrittenen Ferienwohnungen hatten Eigentümer | |
zwei Jahre Zeit, sich auf neue Vorschriften einzustellen. | |
## Das Land ist in der Pflicht, sich zu beteiligen | |
Deshalb kann man nicht wie der Grünen-Abgeordnete Harald Moritz schlicht | |
sagen „Die Bereitstellung von Parkplätzen ist keine öffentliche Aufgabe.“ | |
Oder genauer: Man kann es tun, muss sich dann aber nicht wundern, wenn sich | |
der Grabenkampf zwischen Radlern und Autofahrern verschärft. | |
Und nur zu sagen: „Pfiffige Idee“ – was die CDU da vorschlage, dürfe aber | |
nichts kosten, wie es Radaktivist Heinrich Strößenreuther macht, hilft auch | |
nicht weiter. Denn natürlich werden die in Frage kommenden Supermärkte | |
etwas dafür haben wollen, dass sie ihre sonst oft mit Schranken | |
abgesperrten Parkflächen nachts öffnen. | |
Im besten Fall lassen sie sich breitschlagen, damit einen wichtigen Beitrag | |
zum gesellschaftlichen Miteinander zu leisten. Aber selbst dann wäre das | |
Land in der Pflicht, sich zu beteiligen: Vor allem dabei, sicherzustellen, | |
dass der Parkplatz am nächsten Morgen bei Geschäftsöffnung wieder leer und | |
für die eigentliche Klientel nutzbar ist: die zahlende Kundschaft. | |
Gibt es eine solche Übergangslösung nicht, entscheidet allein die Dicke des | |
Bankkontos darüber, wer noch in der Innenstadt parken darf: Reichere werden | |
sich auch bei horrenden Preisen immer einen Platz in einer privaten | |
Parkgarage sichern können. Die weniger Begüterten hingegen werden sich | |
überlegen müssen, ihren Wagen abzuschaffen oder keinen neuen mehr zu kaufen | |
– gut für die Umwelt, aber äußerst schlecht für das soziale Klima in der | |
Stadt. | |
2 Dec 2018 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
## TAGS | |
Verkehr | |
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Deutsche Bahn | |
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