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# taz.de -- Albatrosse überwachen Piratenfischfang: Lautlose Aufklärung über…
> Mit speziellen Sendern ausgerüstete Albatrosse helfen beim Aufspüren
> illegaler Fischereischiffe. Die Vögel tragen so zu ihrem eigenen Schutz
> bei.
Bild: Macht vielleicht auch bald Aufklärungsflüge? Ein nördlicher Bulleralba…
Die Tage des ungestraften Wilderns mit rücksichtslosen industriellen
Fangmethoden im Süden des Indischen Ozeans und in der Antarktis sind
womöglich gezählt – dank einer neuen Luftüberwachung. Der künftige Gegner
der illegalen Fischerei heißt Albatros. Und das ist in diesem Fall nicht
der Deckname eines Programms, sondern die gängige Bezeichnung für den mit
3,50 Meter Spannweite größten flugfähigen Vogel, den Diomedea exulans oder
Wanderalbatros. Er hat ab sofort in französischen Diensten eine
Spionagemission in der weiteren Umgebung der Kerguelen und der Amsterdam-
und Crozet-Inseln, die zu Frankreichs Territorium im Südpolarmeer gehören.
Bis zum kommenden März werden in einer ersten Phase 150 dieser prächtigen
Meeresvögel, die selber rund 10 bis 12 Kilo wiegen, mit einem 70 Gramm
leichten Sender ausgerüstet. Dieser ist in der Lage, Radargeräte
aufzuspüren und deren Lokalisierung via Satellit an die Basis des
Biologischen Forschungszentrums CEBC zu übermitteln. Dort können diese
Informationen mit einer Datenbasis verglichen werden, in der alle in den
fraglichen Gebieten verkehrenden Schiffe registriert sind, die ihr
Identifikationssystem AIS eingeschaltet haben.
Das sollte der Normalfall sein – es sei denn, man hat einen triftigen
Anlass, sich zu verbergen, wie etwa Schiffe, die sich zum Piratenfischfang
in verbotenen Zonen oder geschützten Hoheitsgewässern aufhalten. Sie haben
allen Grund, ihr AIS abzustellen. Auf die Radarkontrolle können auch sie
aber aus Sicherheitsgründen nicht verzichten.
Das Spürgerät kann Radargeräte aus einer Entfernung von fünf Kilometern
entdecken – und so nah kommen Albatrosse den Fischfangkuttern regelmäßig.
Sie können diese bis auf eine Distanz von 30 Kilometern ausmachen und
werden von ihnen angelockt, weil im Heckwasser der Fischereischiffe immer
auch reichlich Nahrung für die Meeresvögel abfällt.
## Ein Albatros braucht bloß ein paar Fische als Treibstoff
Nur hat dieser Segen buchstäblich einen Haken. Bei der praktizierten
Langleinenfischerei werden nämlich bis zu 130 Kilometer lange Angelschnüre
mit Tausenden von Haken mit Ködern ausgelegt. Diese stellen eine tödliche
Gefahr für die Albatrosse dar.
18 der 22 bekannten Albatros-Arten sind vom Aussterben bedroht. Dass sie
nun mit ihren „Patrouillenflügen“ mithelfen, den besonders gefährlichen
Piratenfischern das Handwerk zu legen, ist also in ihrem ureigensten
Interesse. Laut Schätzungen von Greenpeace betreiben rund 1.200 industriell
tätige und in Billigflaggenländern oder überhaupt nicht registrierte
Fangschiffe vor allem im Südpolarmeer und vor den Küsten Westafrikas die
illegale Fischerei im Auftrag von Eigentümern in Japan, China, Europa oder
den USA.
Neuseeland und Hawaii haben bereits Interesse gezeigt, sich an diesem
Experiment einer biologischen und kostengünstigen Luftüberwachung zu
beteiligen. Schließlich braucht ein Albatros bloß ein paar Fische als
Treibstoff, um in 15 Tagen bis zu 20.000 Kilometer zurückzulegen.
18 Nov 2018
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Fischerei
Antarktis
Schwerpunkt Artenschutz
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