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# taz.de -- Kommentar Oury-Jalloh-Ermittlungen: Rassismus? Bei uns doch nicht
> Das Ende der Ermittlungen zu dem mysteriösen Todesfall ist ein Manifest
> des Scheiterns. Die entscheidenden Fragen sind noch lange nicht geklärt.
Bild: Jallohs Familie kann die Verfahrenseinstellung anfechten. Gut möglich, d…
Es ist schon der Tonfall. Er ist trotzig und auftrumpfend: „Aus der Luft
gegriffen“ sei die „Unterstellung eines ‚institutionellen Rassismus‘ �…
schreibt die Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg. „Irgendgeartete
Hinweise darauf, Oury Jalloh könnte aus rassistischen Gründen getötet
worden sein, liegen evident nicht vor“, lässt sie wissen. Und klappt den
Deckel zu.
Keine Hinweise? Aus der Luft gegriffen? Akribisch haben AktivistInnen über
viele Jahre Indizien dafür gesammelt, dass die offizielle Version vom Tod
Jallohs so nicht stimmen kann. Was soll die Öffentlichkeit von
Ermittlungsbehörden halten, die dies nicht nur für irrelevant erklären,
sondern alle Zweifel und Indizien mit solcher Geste wegwischen?
Ebendiese Haltung hat die [1][Initiative Gedenken an Oury Jalloh] all die
Jahre bei der Justiz kritisiert. Es wäre ein Schlag ins Gesicht der
Familie, der Freunde des Toten – wenn die sich nicht schon längst darauf
eingestellt hätten, dass die Staatsanwaltschaft so mit dem Fall umgeht.
Und doch ist die [2][Entscheidung vom Donnerstag], die Akte eines der wohl
mysteriösesten Todesfälle in einem deutschen Polizeirevier nach fast 14
Jahren zu schließen, ein Manifest des Scheiterns: Wenn nicht einmal hier
Mechanismen, die dazu da sind, Polizei und Justiz zu kontrollieren,
greifen, wann dann?
208 Seiten ist der Untersuchungsbericht stark, den die Staatsanwälte
geschrieben und Medien auf Anfrage zur Verfügung gestellt haben. Die
entscheidenden Fragen aber kann der Bericht nicht ausräumen: Warum sah die
ermittelnde Staatsanwaltschaft in Dessau die Sache anders und ging von
einem Mord aus?
Warum wurde das Verfahren dann an eine andere Staatsanwaltschaft
übertragen? Warum wollte der Generalbundesanwalt den Fall partout nicht
annehmen? Und: Warum haben CDU, SPD und Grüne einen parlamentarischen
Untersuchungsausschuss verhindert?
Die Familie des Toten kann die Einstellung des Verfahrens anfechten. Es ist
gut möglich, dass sie dies gar nicht mehr versucht.
29 Nov 2018
## LINKS
[1] /Tote-in-Polizeigewahrsam/!5541184
[2] /Verbrannt-in-der-Zelle/!5554767
## AUTOREN
Christian Jakob
## TAGS
Oury Jalloh
Justiz
Sachsen-Anhalt
Generalstaatsanwaltschaft
Schwerpunkt Rassismus
Oury Jalloh
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