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# taz.de -- Diskussion um „natürliches Cannabis“: Berliner Polizei erntet …
> Eine Firma vertreibt in Spätis Nutzhanf zum Rauchen. Es soll nicht
> berauschen, aber entspannen. Nun hat die Polizei Graskapseln
> beschlagnahmt.
Bild: Li-La-Launehanf: eine innovative CBD-Anlage in der Schweiz
BERLIN taz | Manche Berliner Spätis haben derzeit ein eher ungewöhnliches
Produkt im Sortiment: Neben Kaugummis, Feuerzeugen und Schokoriegeln liegt
Cannabis in den Regalen. Und das hübsch verpackt: Auf bunt gestalteten
Karten klebt eine durchsichtige Kapsel. Darin erkennt man die kleinen
gekräuselten Blätter des getrockneten Grases. „Natürliches Cannabis“, st…
auf der Karte. Und: „[1][CBD]“.
Während sich die Politik und die Gerichte immer wieder mit der Frage der
Cannabis-Legalisierung befassen, schaffen vier junge Männer in Berlin erste
Fakten: Sie haben das Unternehmen [2][„Bunte Blüte“] gegründet und
vertreiben seit zwei Monaten Nutzhanf für den Konsum.
Dabei handelt es sich um eine Cannabis-Sorte, die den berauschenden
Wirkstoff [3][THC] nur in sehr kleinen Mengen enthalten soll, dafür aber
viel Cannabidiol, kurz CBD. Das hat eine entspannende Wirkung und wird
inzwischen auch zu medizinischen Zwecken genutzt.
Sie hätten bereits knapp über 100 Berliner Spätis in verschiedenen
Stadtteilen mit den Blüten beliefert, berichtet Geschäftsführer Tim
Schneider der taz. 0,9 Gramm seien in jeder Packung, eine kostet zehn Euro.
Das Gras wird geraucht. Die Nachfrage sei sofort so groß gewesen, dass sie
teilweise Lieferengpässe hatten, erzählt Schneider.
## Verdacht einer Straftat
Ismael Aydin betreibt zusammen mit seinem Geschäftspartner 25 Spätis in der
Stadt. Anderthalb Monate hatte er das Cannabis im Angebot, er bestätigt das
Interesse vieler Kunden: „Manche wollten sogar Selfies damit machen.“
Zwischen 20 und 30 Stück seien pro Tag und Laden verkauft worden. Bedenken
habe er keine gehabt, als er das Cannabis ins Sortiment nahm, erzählt
Aydin, „Die Lieferanten haben mir versichert, dass man das legal verkaufen
kann.“
Ganz so klar ist das allerdings nicht. Inzwischen hatte Aydin Besuch von
der Polizei, die das Cannabis beschlagnahmte. In insgesamt zwölf
Spätkaufläden hätten Beamte seit Anfang November das Cannabis
sichergestellt, bestätigt eine Sprecherin. Dabei habe es sich um Geschäfte
in den Bezirken Pankow, Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Reinickendorf
gehandelt. Der Grund der Beschlagnahmung: Es bestehe der Verdacht einer
Straftat, nämlich des unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln.
Die Polizei beruft sich dabei auf ein Urteil des Oberlandesgerichts in
Hamm. Das hatte im Jahr 2016 entschieden, auch der Handel mit
Cannabisprodukten mit niedrigem THC-Gehalt sei „illegal, wenn er nicht
ausschließlich gewerblichen oder wissenschaftlichen Zwecken dient“.
Einen gewerblichen Zweck erkannte das Gericht an, wenn Hanf etwa zu Papier;
Seide oder Textilien verarbeitet wird. Der bloße Konsum sei aber kein
zulässiger gewerblicher Zweck in diesem Sinne, hieß es in der
Pressemitteilung des Gerichts.
## CBD raus aus Headshops holen
In Berlin entscheidet nun die Staatsanwaltschaft über den Fortgang des
Verfahrens. Die „Bunte Blüte“-Macher halten nichts von einer
Kriminalisierung. „Wir zweifeln an, dass dieses Urteil bindend ist für alle
anderen Städte“, sagt Schneider. Hanfblütentee bekomme man schließlich an
jeder Ecke.
„Es handelt sich um Hanf, das definitiv nicht berauscht, aber viele
positive Eigenschaften hat. Es beruhigt und entspannt“, sagt Schneider. Das
sollte man den Menschen nicht vorenthalten. „Wir wollen CBD raus aus den
Headshops holen und der breiten Masse zugänglich machen.“
Gut möglich, dass das Unternehmen „Bunte Blüte“ vor Gericht landet. Einen
Anwalt haben Schneider und seine Kollegen bereits. Er sagt: „Man muss das
jetzt an die Öffentlichkeit bringen und auch dafür einstehen.“
27 Nov 2018
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Cannabidiol
[2] http://www.buntebluete.de/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Tetrahydrocannabinol
## AUTOREN
Antje Lang-Lendorff
## TAGS
Cannabis
Legalisierung Marihuana
Dope
Hanf
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