Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Philippinens Diktatorenwitwe Marcos: Party nach Urteil über 77 Jah…
> Mit ihrem Mann plünderte sie die Philippinen aus, ließ Oppositionelle
> töten. Nun wurde die Diktatorenwitwe verurteilt – und reagierte
> ungewöhnlich.
Bild: Imelda Marcos ist Abgeordnete im Kongress
PEKING taz | Was macht ein normaler Mensch an einem Tag, an dem er zu einer
Gefängnisstrafe von bis zu 77 Jahren verurteilt worden ist? Vermutlich hat
er Fluchtgedanken. Nicht so Imelda Marcos – die 89-jährige [1][Witwe] des
1989 verstorbenen Diktators Ferdinand Marcos glänzte wenige Stunden nach
erwähnter Urteilsverkündung (am 9. November) in einer ihrer
Lieblingsrollen: Sie gab die Salonlöwin auf einer Party der philippinischen
Elite. Teuer herausgeputzt, das gestraffte Gesicht unter dem hochtoupierten
Haar professionell verschönert, feierte „Tante Meldy“, wie Freunde sie
nennen, den Geburtstag ihrer Tochter Imee.
Das klingt entweder dumm oder dreist, doch Imelda Marcos hat ihr Leben dem
schönen Schein verschrieben. Denn so begann ja die Karriere des
Aschenputtels aus der Provinz Leyte, das das Herz ihres Prinzen Ferdinand
als Siegerin eines Schönheitswettbewerbs gewann. Der Spross einer verarmten
Familie perfektionierte als Gattin des philippinischen Präsidenten
Ferdinand Marcos die Rolle der „Beauty“, ihr Mann gab indessen das Biest.
Die beiden waren ein infames Paar, das die Philippinen von 1965 bis 1986
nach Gutdünken beherrschte, finanziell ausplünderte, Oppositionelle foltern
und ermorden ließ. Und während die Armut im Land wuchs, brachte Imelda auf
Shoppingtouren in Europa oder den USA mal locker eine Million Dollar am Tag
rum.
Das Ausland staunte über diese glamouröse, durchaus charmante First Lady
der Philippinen, die bei heiklen Missionen den kubanischen
Revolutionsführer Fidel Castro ebenso mit ihren Geschichtchen erheiterte
wie Libyens Putschisten Muammar al-Gadaffi. Sie sah auch keinen Widerspruch
darin, auf Stöckelschuhen und mit teuren Juwelen geschmückt, durch Manilas
Slums zu laufen.
## Schuhe als Symbol
Imeldas Stern sank erst, als die friedliche People-Power-Revolution die
beiden Marcos aus dem Lande trieben.
Die angeblich 3.000 Paar Schuhe, die Imelda auf der Flucht ins
hawaiianische Exil nicht mitnehmen konnte, haben weltweit als Symbol ihrer
Verschwendungssucht und ihrer zynischen Selbstverliebtheit Schlagzeilen
gemacht. Ebenso wie die bis zu 10 Milliarden US-Dollar, die das Ehepaar
Marcos auf Konten unter anderem in der Schweiz gebunkert haben soll.
Aber Imelda wäre eben nicht Imelda, wenn sie nicht ruhelos an ihrem
Comeback gearbeitet hätte. Nach [2][dem Tod ihres Mannes] durfte die
Diktatorenwitwe zurückkehren, ihr Ferdinand reiste tiefgefroren mit in die
Heimat und lag bis 2017 in einem Glassarkophag, vor dem sich Imelda
tränenüberströmt ablichten ließ.
Da es zur Natur der Philippiner gehört, zu vergeben, sitzt Imelda seit
Jahren als Abgeordnete im Kongress und hält in den Salons der Reichen und
Mächtigen Hof wie eh und je. Zwar erstritt sich der Staat inzwischen die
Rückzahlung etlicher Millionen, doch zu Gefängnis ist Imelda nun erstmalig
verurteilt worden. Am Dienstag wurde nun der zuvor nur mündlich
ausgesprochene offizielle Haftbefehl erlassen.
15 Nov 2018
## LINKS
[1] /Die-Macht-der-Witwen-maechtiger-Maenner/!5421128
[2] /Diktator-Marcos-auf-Philippinen-beigesetzt/!5358837
## AUTOREN
Hilja Müller
## TAGS
Philippinen
Asien
Ferdinand Marcos
Hitler
Philippinen
Walter Kohl
## ARTIKEL ZUM THEMA
Die Wahrheit: Verschleiert mit dem Burkardt
Ein Besuch bei der ersten weiblich sanften faschistischen Führerin. Sie
nennt sich selbst „Die Hitlerin“ und steht zu ihren Schwächen.
Aus „Le Monde diplomatique“: Hoffnung in Zeiten des Terrors
Der philippinische Präsident steht für einen brutalen Anti-Drogenkrieg.
Doch er wirbt mit Industrialisierung, Umweltschutz und der Ehe für alle.
Die Macht der Witwen mächtiger Männer: Frauen in Trauer
Die Öffentlichkeit fürchtet die Witwen mächtiger Männer – wie Friede
Springer oder Maike Kohl-Richter. Doch vieles wird in dieser Erzählung
übersehen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.