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# taz.de -- Misslungene Abschiebung in Hannover: Am Bahnhof zurückgelassen
> Mit großem Aufwand sollte eine kranke, schwangere Frau abgeschoben
> werden. Als das misslang, überließen die Behörden sie einfach sich
> selbst.
Bild: Einer von vielen Abschiebeflügen. Hier 2014 in Baden-Württemberg
Ingelheim dpa | Ein Polizeieinsatz zur misslungenen Abschiebung einer
schwangeren Frau aus Iran hat ein Nachspiel. Sowohl ihre nächtliche
Abholung aus der Uniklinik in Mainz als auch der Umgang mit der jungen
Mutter in Hannover müsse überdacht werden, sagte die Landrätin des Kreises
Mainz-Bingen, Dorothea Schäfer (CDU), am Montag in Ingelheim. Das
rheinland-pfälzische Integrationsministerium will nach eigenen Angaben das
weitere Vorgehen mit der zuständigen Ausländerbehörde erörtern, „damit
gemeinsam eine tragfähige Lösung entwickelt werden kann“.
Die misslungene Abschiebung der Familie hatte für Schlagzeilen gesorgt,
weil die Behörden die schwangere Frau schließlich an einem Bahnhof sich
selbst überlassen hatten.
Die 29-Jährige, ihr aus dem Abschiebegefängnis Ingelheim geholter Mann und
ein eineinhalbjähriger Sohn waren in der Nacht vom 17. zum 18. Oktober mit
zwei Polizeibussen und einem Rettungswagen von Mainz nach Hannover gebracht
worden. Entsprechend der sogenannten Dublin-Regelung sollte die Familie
nach Kroatien gebracht werden, wo sie nach ihrer Flucht aus Iran zuerst
registriert worden war. Auf dem Flughafen habe sich die Familie dann
geweigert, die von der Bundespolizei in Koblenz bestellte Maschine nach
Zagreb zu betreten, sagte der Leiter der Ausländerbehörde Mainz-Bingen,
Bernd Mißkampf. Der Pilot lehnte es daraufhin ab, die Familie zu befördern.
Daraufhin wurde der Vater wieder ins Abschiebegefängnis Ingelheim gefahren.
Die Iranerin und ihr Sohn wurden nach Angaben Mißkampfs von der Polizei zum
Bahnhof in Hannover gebracht und mit einem Handgeld von 100 Euro sich
selbst überlassen. Sie habe eine Jogginghose, ein Sweat-Shirt, eine leichte
Winterjacke und Hausschuhe getragen, sagte der Behördenleiter. „Sie wollte
keine geschlossenen Schuhe anziehen.“
## Kein Geld für Essen
[1][Nach einem Bericht der Allgemeinen Zeitung] erließ ein Bahnmitarbeiter
der Mutter den für die Fahrkarte noch fehlenden Betrag von fünf Euro und
gab ihr zusätzlich Geld, um sich etwas zu essen zu kaufen. Die Frau folgte
dann der Auflage, sich wieder in ihrer Landesunterkunft in Ingelheim zu
melden.
„Natürlich lässt einen das nicht kalt“, sagte die verantwortliche Landrä…
Dorothea Schäfer nun am Montag – nachdem der Fall für Aufsehen gesorgt hat.
Sie hatte am Montag Polizeivertreter getroffen und angekündigt, über den
Vorgang nun auch im Kreistag beraten zu wollen.
Ein Sprecher des Integrationsministeriums Rheinland-Pfalz sagte am Montag,
seinem Haus sei es nun ein wichtiges Anliegen, der besonderen humanitären
Situation der betroffenen Familie gerecht zu werden. „Vor allem, da die
betroffene schwangere Mutter aufgrund ihrer Diabeteserkrankung auf eine
gute medizinische Versorgung angewiesen ist.“
Für die Behörden im Kreis Mainz-Bingen ist die Rechtslage dagegen klar.
„Wir haben die vollziehbare Ausreisepflicht, zwingende Duldungsgründe haben
wir nicht“, sagte der Leiter der Ausländerbehörde Mainz-Bingen, Mißkampf.
Die Ablehnung des Asylantrags durch das Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge erfolgte nach seinen Angaben aufgrund der Dublin-Regelung, eine
mögliche Verfolgung der Familie in Iran wurde demnach nicht geprüft.
6 Nov 2018
## LINKS
[1] https://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/nachrichten-mainz/trotz-sch…
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