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# taz.de -- Preis für diskriminierenden Journalismus: Bild-Chef erhält „Gol…
> Julian Reichelt bekommt als Erster die „Goldene Kartoffel“ verliehen.
> Medien, die unsachlich und verzerrt berichten, können den Preis bekommen.
Bild: Ob Bild-Chef Julian Reichelt die „Goldene Kartoffel“ persönlich entg…
BERLIN taz | Sie ist rund, glänzend und goldig und es gibt keinen Grund,
stolz darauf zu sein, wenn man sie verliehen bekommt: die „Goldene
Kartoffel.“ Das Netzwerk [1][„Neue deutsche Medienmacher“] (NdM) hat einen
Medienpreis für diskriminierende oder einseitige Berichterstattung
ausgeschrieben. Und mittlerweile auch einen Sieger auserkoren: Am 3.
November wird der Preis zum allerersten Mal im Rahmen der Bundeskonferenz
der NdM in Berlin an Bild-Chefredakteur Julian Reichelt verliehen. Laut der
Jury entspreche seine journalistische Arbeit in allen Aspekten den
Kriterien für diese „Auszeichnung“.
Den Preis bekommen Medien oder auch Journalist*Innen, die realitätsfern und
verzerrt über Einwanderer und das gemeinsame Zusammenleben in Deutschland
berichten, die Probleme und Konflikte übertrieben darstellen, Vorurteile
und Stereotype aufgreifen und gegen journalistische Standards verstoßen.
Die sechsköpfige Jury rund um die NdM-Vorsitzende Sheila Mysorekar wählt
von nun an jedes Jahr aus den veröffentlichten Beiträgen und Berichten
verschiedener Medien die Preisträger*Innen aus. Die Auswahl beruht auf den
Vorschlägen von Mitgliedern des Netzwerks.
Zwar hätte sich laut NdM schon vieles in den Medien verbessert: Etwa
arbeiten in deutschen Redaktionen heute mehr Journalist*innen mit
internationalem Hintergrund als noch vor zehn Jahren. Und auch die
Berichterstattung über Einwanderer und Geflüchtete sei vielfältiger und
sensibler geworden. Jedoch gibt es in den Medien nach wie vor Berichte, die
Vorurteile und Diskriminierung enthalten.
## Unsachlichkeit und Panikmache
In einer Pressemitteilung erklärten die NdM die Entscheidung der Jury,
dieses Jahr den Bild-Chef als Preisträger auszuwählen. So heißt es dort:
„Mit Julian Reichelt hat die BILD-Zeitung in kürzester Zeit eine Rolle
rückwärts gemacht. Unter seiner Ägide steht das Blatt nun wieder konsequent
für all das, wogegen sich die Neuen deutschen Medienmacher einmal gegründet
haben: BILD steht für Unsachlichkeit, Vorurteile und Panikmache, wenn es um
die Themen Integration, Migration und Asyl geht, für doppelte Standards in
der Berichterstattung über Menschen mit und ohne Migrationshintergrund und
für einen stark ethnozentrischen Blick auf unsere Einwanderungsgesellschaft
und deren Herausforderungen.“
Als Beispiele nannten sie, wie unterschiedlich groß die BILD-Zeitung über
Kriminalität oder Terror berichtet, je nachdem, ob die mutmaßlichen Täter
einen Migrationshintergrund haben oder nicht oder die Art und Weise, wie
über Geflüchtete berichtet wird. Auf der anderen Seite würde die BILD den
sichtbaren Rechtsruck kaum thematisieren und klein reden. Ein weiteres
Beispiel sei die feindliche Berichterstattung des Mediums über den
Fußballer Mesut Özil nach seinem Foto mit dem türkischen Präsidenten
Erdogan. Die BILD würde sich doppelten Standards bediehen.
Ob Julian Reichert persönlich erscheinen wird, um den Preis
entgegenzunehmen, ist noch unklar. Auf Anfrage der taz sagten die NdM am
Dienstag: „Wir haben Julian Reichelt heute morgen eine Einladung zur
Preisverleihung geschickt, aber bisher noch keine Rückmeldung von ihm
bekommen. Natürlich hoffen wir sehr, ihm unsere erste „Goldene Kartoffel“
persönlich zu überreichen und seine Position zu hören.“
Das Netzwerk „Neue deutsche Medienmacher“ gibt es bereits seit zehn Jahren.
Es wurde als Interessenvertretung für Medienschaffende mit und ohne
Migrationsgeschichte gegründet. Die NdM setzen sich für eine ausgewogene
Berichterstattung und eine für gesellschaftliche Vielfalt in den Medien
ein.
23 Oct 2018
## LINKS
[1] https://www.neuemedienmacher.de/
## AUTOREN
Irina Angerer
## TAGS
Medienpreis
Bild-Zeitung
Julian Reichelt
Öffentlich-Rechtliche
Medienpreis
Twitter / X
Right Trash
Bild-Zeitung
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