# taz.de -- Milliarden-Deal im Irak in Gefahr: Trump steht Siemens im Weg | |
> Die Chancen für einen großen Auftrag für Siemens im Irak standen gut. | |
> Doch nun hat sich die US-Regierung eingeschaltet. | |
Bild: Hier hofft man auf den Auftrag aus dem Irak: Ein Schutzhelm in einer Mont… | |
München/Boston/Bagdad/Berlin dpa/taz | US-Präsident Donald Trump ist | |
bekannt dafür, seine Interessen mit brachialen Methoden durchzusetzen. Zum | |
Leidtragenden des Bulldozer-Stils könnte nun auch Siemens werden. Es geht | |
um einen Milliarden-Auftrag im Irak, bei dem es für den deutschen | |
Industrie-Konzern zunächst gut auszusehen schien. Doch auch der große | |
US-Konkurrent General Electric (GE) ist im Rennen – mit der mächtigen | |
Trump-Regierung im Rücken. Wird Siemens das lukrative Geschäft auf der | |
Zielgeraden weggeschnappt? | |
Der Auftrag soll einer der größten in der Geschichte des Dax-Konzerns sein. | |
Es geht dabei um den Ausbau der Stromversorgung um weitere elf Gigawatt in | |
den nächsten vier Jahren – laut Siemens rund die Hälfte der derzeitigen | |
Stromerzeugungskapazitäten in dem vom Krieg gezeichneten Land. | |
Damit ließen sich 23 Millionen Iraker mit Strom versorgen, erklärten die | |
Münchner nach einem Treffen von Siemens-Chef Joe Kaeser mit dem irakischen | |
Präsidenten Haider al-Abadi in Bagdad. Im September mit dabei: der | |
parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Thomas Bareiß | |
(CDU). Es handelt sich also um ein hochpolitisches Geschäft. | |
Vorbild für die geplante Vereinbarung ist ein ähnliches Geschäft mit | |
Ägypten, das Kaeser persönlich vereinbart hatte. Damit hatte Siemens seine | |
angeschlagene Gas- und Dampf-Turbinensparte vorerst ausgelastet. Der Sparte | |
droht der Abbau von mehr als 6.000 Arbeitsplätzen, die Hälfte davon in | |
Deutschland. Siemens erklärte, der Mega-Auftrag könnte auch im Irak | |
Zehntausende von Arbeitsplätzen schaffen. | |
Um die Erfolgsaussichten für den Zuschlag zu erhöhen, hatte der deutsche | |
Konzern auch versprochen, ein Krankenhaus, eine Schule und Software für die | |
Universitäten im Irak zu spenden. | |
## „Das beste Angebot für den Irak“ | |
Und immer noch geben sich die Münchner zuversichtlich. „Wir glauben | |
weiterhin, das beste Angebot für den Irak vorgelegt zu haben“, betont ein | |
Siemens-Sprecher. Aus der Bundesregierung heißt es, eine Entscheidung über | |
die Vergabe des Auftrags sei von den Irakern noch nicht getroffen worden. | |
[1][Berlin unterstütze Siemens bei dessen Auslandsgeschäften], auch im | |
Irak. | |
Ein Sprecher des amtierenden irakischen Premierministers Haidar al-Abadi | |
sagte dem Finanzdienst Bloomberg, beide Bewerbungen würden gleichberechtigt | |
geprüft – politische Erwägungen spielten keine Rolle. Der US-Rivale General | |
Electric wollte sich auf Nachfrage nicht äußern. | |
Doch laut „Financial Times“ versuchen die USA mit massivem Druck auf die | |
irakische Regierung, den Deal für General Electric zu sichern. Die USA | |
wollten zudem unter anderem Waffen liefern. Auch die Nachrichtenagentur | |
Bloomberg schrieb, ranghohe Vertreter der US-Regierung hätten al-Abadi | |
gewarnt, die Beziehungen zwischen den Ländern zu riskieren, falls der | |
Auftrag an Siemens vergeben werden sollte. Beide Medien berichten | |
übereinstimmend, dass es bereits eine unverbindliche Absichtserklärung | |
zwischen General Electric und dem Irak geben soll. | |
Eine Niederlage gegen General Electric wäre für die Münchner ein schwerer | |
Schlag. Das Auftragsvolumen wird Kreisen zufolge auf einen hohen | |
einstelligen Milliardenbetrag geschätzt. General Electric – einstmals | |
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setzte die mehr als 125 Jahre alte US-Industrie-Ikone ihren erfolglosen | |
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innerhalb von nur 14 Monaten. | |
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fünf Tage später als ursprünglich geplant. Womöglich gibt es dann schon | |
neue Details zu dem Irak-Geschäft. | |
19 Oct 2018 | |
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