| # taz.de -- Sahra Wagenknecht zu #unteilbar: Aufstehen bleibt lieber sitzen | |
| > Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht äußert sich kritisch zur | |
| > #unteilbar-Demo, während ihre Partei den Protest unterstützt. Ein | |
| > gewagter Spagat. | |
| Bild: Die Begeisterung über #unteilbar hält sich in Grenzen: bei Sahra Wagenk… | |
| Berlin taz | Zahlreiche Organisationen mobilisieren zur | |
| [1][Großdemonstration #unteilbar am Samstag in Berlin], vom Mieterbund über | |
| die Diakonie bis hin zu Gewerkschaften. Ausgerechnet die neu gegründete | |
| Bewegung „Aufstehen“ aber fehlt auf der Liste der UnterstützerInnen. Die | |
| Initiatorin von „Aufstehen“, Sahra Wagenknecht, bestätigte am Dienstag | |
| Abend noch einmal diese Enthaltung. „Wir sind nicht formal dabei, es wird | |
| sicherlich Leute von uns geben, die da hingehen“, sagte Wagenknecht auf | |
| einer [2][Podiumsdiskussion] in Berlin Lichtenberg. Sie selbst wird nicht | |
| dazugehören. | |
| Sie fände es zwar richtig, dass viele Menschen gegen Rassismus und die | |
| Rechtsentwicklung auf die Straße gingen, gleichzeitig kritisierte | |
| Wagenknecht aber den Aufruf des Bündnisses: Weil in der Tendenz die | |
| Position „Offene Grenzen für alle“ als die bestimmende Position dargestellt | |
| werde. „Wenn wir über offene Grenzen für alle reden, dann ist das eine | |
| Forderung, die die meisten Menschen als irreal und völlig weltfremd | |
| empfinden, und sie haben recht damit“, bekräftigte Wagenknecht am Ende der | |
| Veranstaltung. | |
| Nun werben die InitiatorInnen der #unteilbar-Demonstration nicht explizit | |
| für offene Grenzen, sondern für eine offene und solidarische Gesellschaft. | |
| Wörtlich heißt es in ihrem [3][Aufruf]: „Wir treten für eine offene und | |
| solidarische Gesellschaft ein, in der Menschenrechte unteilbar, in der | |
| vielfältige und selbstbestimmte Lebensentwürfe selbstverständlich sind.“ | |
| Bisher galt ein solcher Satz innerhalb der Linken nicht als strittig. | |
| Doch pikant ist an Wagenknechts Äußerungen nicht nur die Auslegung des | |
| Aufrufs, sondern auch ihre Rolle auf der Bühne: Eingeladen hatte sie | |
| nämlich die Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch, bezahlt wurde die | |
| Veranstaltung von der Linksfraktion. Die Fraktion aber unterstützt | |
| offiziell die Großdemonstration. In einem [4][Fraktionsbeschluss] vom 10. | |
| September heißt es: „Wir rufen auf zur Großdemonstration #unteilbar in | |
| Berlin am 13.10.“ | |
| ## Zwist in der Fraktion | |
| Welche Sahra Wagenknecht saß da also am Dienstag auf dem Podium – die | |
| Repräsentantin von „Aufstehen“ oder die Vorsitzende der Fraktion Die Linke | |
| im Bundestag? Über diese Frage diskutieren die GenossInnen nicht erst seit | |
| Dienstag und zunehmend werden auch Zweifel laut, ob Sahra Wagenknecht beide | |
| Rollen miteinander vereinbaren kann. | |
| „Ich erwarte, dass die Fraktionsvorsitzende auf einer von der Fraktion | |
| bezahlten Veranstaltung auch für die Fraktion spricht“, meint der | |
| Abgeordnete Niema Movassat gegenüber der taz. Es sei schwierig für Partei | |
| und Fraktion, dass Wagenknecht sich mal in der einen, mal in der anderen | |
| Rolle äußere. | |
| Der außenpolitische Sprecher der Linksfraktion Stefan Liebich äußerte per | |
| [5][Twitter] ebenfalls Unverständnis: „Dass @SWagenknecht und #aufstehen | |
| sich nicht an der Demonstration beteiligen wollen, halte ich für einen | |
| großen Fehler“, schreibt Liebich. | |
| Auch die beiden Vorsitzenden der Linkspartei, Katja Kipping und Bernd | |
| Riexinger, schickten am Mittwoch rasch noch einmal eine [6][Erklärung] über | |
| die Presseverteiler, in der sie ihre Unterstützung für die Demo | |
| bekräftigen. Das gehe zurück auf einen Beschluss des Vorstands zurück, | |
| erklärte Parteisprecherin Sonja Giese auf Nachfrage. „Der Parteivorstand | |
| geht davon aus, dass gewählte Spitzenvertreter auf dem Boden des Programms | |
| argumentieren“, so Giese. | |
| Im Programm der Linkspartei findet sich auch die Formulierung „offene | |
| Grenzen.“ Wagenknecht hatte bereits häufiger deutlicher gemacht, dass sie | |
| von dieser Formulierung wenig hält. | |
| Der Ko-Fraktionsvorsitzende der Linkspartei Dietmar Bartsch wirbt dagegen | |
| in einem [7][Video] auf der Fraktionsseite für Unteilbar. Er werde aus | |
| tiefer Überzeugung zur der Demo gehen, teilte er der taz mit. Dass Sahra | |
| Wagenknecht nicht komme sei für ihn aber „kein Problem.“ | |
| Das sieht der Parteivorstand offenbar anders. Die 44 Vorstandsmitglieder | |
| haben Sahra Wagenknecht eingeladen zu einer ihrer nächsten Sitzungen. Dabei | |
| solle auch ihre Rollenverteilung zwischen „Aufstehen“ und der Fraktion zur | |
| Sprache kommen. Nach einem Termin nach den Landtagswahlen in Bayern und | |
| Hessen werde noch gesucht. | |
| 10 Oct 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] /unteilbar-Grossdemo-in-Berlin/!5538530 | |
| [2] https://www.youtube.com/watch?v=tZRePbjpoUQ | |
| [3] https://www.unteilbar.org/aufruf/ | |
| [4] https://www.kathrin-vogler.de/start/aktuell/details/news/beschluss-der-bund… | |
| [5] https://twitter.com/berlinliebich/status/1049952516107104256 | |
| [6] https://www.die-linke.de/start/presse/detail///die-linke-unterstuetzt-die-g… | |
| [7] https://www.linksfraktion.de/start/#&gid=1&pid=1 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Lehmann | |
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