Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Schlechte Stimmung beim Hamburger SV: Zum Aufstieg verdammt
> Spielerisch hat der HSV in der Zweiten Fußball-Bundesliga bislang
> enttäuscht. Fans und Verantwortliche werden langsam ungeduldig.
Bild: War wieder nix: Hamburgs Khaled Narey nach dem 0:0 gegen Bochum
Hamburg taz | Wenn die Ergebnisse nicht mehr stimmen, sprechen
Fußballfunktionäre oft von den „Mechanismen des Geschäfts“. Was nichts
anderes bedeuten soll, als dass der Trainer um seinen Job bangen muss.
Allein an Resultaten gemessen gäbe es beim Hamburger SV keinen Grund für
personelle Konsequenzen. Nach zehn Spieltagen in der Zweiten Liga stehen
die Rothosen mit 18 Punkten auf dem vierten Rang, nur zwei Punkte hinter
Tabellenführer Köln. Das Ziel Wiederaufstieg ist in Anbetracht der noch
langen Saison zu erreichen.
Eigentlich müsste die Welt in Hamburg in Ordnung sein. Sie ist es aber
nicht. Was weniger an den Ergebnissen, sondern vielmehr an deren
Zustandekommen liegt. Kurz zusammengefasst: Der HSV hat als Absteiger
bislang in keinem Spiel restlos überzeugen können. Die Frage, die sich Fans
und Verantwortliche stellen, ist der Maßstab, nach dem diese Mannschaft
bewertet werden soll. Und an diesem Punkt scheiden sich die Geister.
Nach dem Abstieg des HSV hat es einen größeren Umbruch innerhalb des Kaders
gegeben, der gewisse Startschwierigkeiten erklären kann. Das Team ist das
jüngste aller 36 Erst- und Zweitligaclubs. Von einer so jungen Truppe kann
man nicht erwarten, die Liga nach Belieben zu dominieren, sagen viele Fans.
Mit Trainer Christian Titz stehe darüber hinaus der richtige Mann für diese
Aufgabe an der Seitenlinie.
Er ist mit 47 Jahren im Vergleich zu anderen Trainern kein Jungspund mehr,
macht aber, wie viele seiner Spieler auch, die ersten Schritte im
Profibereich. Und die sahen nach seiner Beförderung zum Cheftrainer des HSV
im März dieses Jahres vielversprechend aus, weil es nach langer Zeit
endlich wieder mehr Fußball zu sehen gab.
Seine Spielidee mit einem hoch stehenden Torhüter als elftem Feldspieler
galt zwischenzeitlich als revolutionär; nirgendwo sonst wird der
Schlussmann derart in den Spielaufbau eingebunden als in Hamburg. Die
Gegner hat dieses System zu Beginn vor Probleme gestellt und einige
ansehnliche Siege ermöglicht. Allerdings scheint es inzwischen
entschlüsselt worden zu sein.
In den letzten fünf Spielen blieb der HSV vier Mal ohne eigenen Treffer und
bekam beim 0:5 gegen Jahn Regensburg Ende September seine Grenzen
aufgezeigt. Seitdem hat die Diskussion um Trainer Titz spürbar an Fahrt
aufgenommen. Ein klares Bekenntnis von Seiten des zuständigen
Sportvorstandes Ralf Becker ist nach den Turbulenzen der letzten Wochen
ausgeblieben, was die Spekulationen drumherum zusätzlich befeuert hat.
## Argwöhnische Fans
Die Fans begleiten den Umgang der Führungsetage mit diesem Thema
argwöhnisch, da sie in Titz mehr als nur einen Trainer sehen. Für die
meisten, zumindest ist das aktuell noch so, steht er für einen Aufbruch in
neue Zeiten mit vermeintlich besserem Fußball und mehr Einsatzzeiten für
junge Talente. Bislang kam das gut an, bringt aber in den Augen der
Verantwortlichen das Ziel Wiederaufstieg in Gefahr. Mit diesem Kader muss
das möglich sein, ohne bis zum Schluss zittern und Angst vor erneuten
Klatschen wie gegen Regensburg haben zu müssen.
Becker und der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann müssen diesen Maßstab
anlegen, weil sie das große Ganze im Auge behalten. Die finanzielle
Situation gibt ein zweites Jahr in der Zweiten Liga eigentlich nicht her.
Auch wenn sie darum bemüht sind, den Druck, aufsteigen zu müssen, nicht mit
den wirtschaftlichen Zwängen zu verknüpfen, könnte das Verpassen dieses
Ziels dem HSV das Genick brechen. Zwei auslaufende Sponsoring-Verträge,
geringere Werbeerlöse und die Rückzahlung einer Fan-Anleihe mit einem
Volumen von 17,5 Millionen stellen die Hamburger vor enorme
Herausforderungen. Die so häufig geforderte Kontinuität auf der Position
des Trainers ist daher nur mit Siegen zu rechtfertigen. Bestenfalls mit
überzeugenden Siegen.
Das 0:0 gegen Bochum hat die Zweifel des Vorstandes jedenfalls nicht
entkräften können. Ein erneuter, wenig überzeugender Auftritt, der viele
enttäuschte Gesichter zurücklässt. Denn auch die Fans beginnen damit, den
Glauben an ihren Trainer zu verlieren.
22 Oct 2018
## AUTOREN
Daniel Jovanov
## TAGS
Fußball
Hamburg
Hamburger SV
HSV
Profi-Fußball
Klaus-Michael Kühne
HSV
Fußball
Klaus-Michael Kühne
Fußball
## ARTIKEL ZUM THEMA
Finanzsituation beim Hamburger SV: Von Kühnes Gnaden
Der Hamburger SV präsentiert in seinem „Lagebericht“ deutlich reduzierte
Schulden. Die hat er in Schuldscheine bei Investor Klaus-Michael Kühne
ausgelagert.
Kommentar HSV-Trainerentlassung: Professionell entschieden
Der Hamburger SV entlässt seinen Trainer Christian Titz. Die Trennung ist
konsequent und nicht typisch HSV. Typisch wäre es gewesen, am Trainer
festzuhalten.
HSV erstmals in der 2. Liga: Eine neue Liga ist wie ein neues Leben
Baustelle 2. Liga: Zum Saisonauftakt am Freitag Abend trifft ein
euphorischer Absteiger auf einen desillusionierten Relegationsverlierer.
Machtkampf beim Hamburger SV: Vorstandschef vs. Geldgeber
Der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne will vom Hamburger Sportverein
Geld zurück, weil Vorstandschef Bernd Hoffmann ihm eine Sperrminorität
vorenthält.
Trainingsstart beim HSV: Zweite Liga, erstklassige Stimmung
Nur fünf Wochen nach dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga ist der HSV
wieder im Training. 1.500 Fans ließen sich den Auftakt nicht entgehen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.